Das Gottschalk-Komplott
Angesichts dessen kann die Holokosmos selbstverständlich gleich einpacken, aber ich gehe gerne auf Nummer Sicher.“
Er beugte sich über die Tastatur und speiste sorgfältig seine Frage ein. „Könnte dies Sabotageproblem“, meinte Diablo, der ihm über die Schulter zusah und jede Bewegung aufmerksam beobachtete, „darauf zurückzuführen sein, daß Ihre Brötchengeber dem Druck jemandes nachgegeben haben, dem von Ihnen eins ausgewischt worden ist?“
„Ich wünschte“, erwiderte Flamen gedämpft, „die Leute ließen sich genug herausfordern, um so zu reagieren. Aber mittlerweile ist’s schon zwei Jahre her, daß zuletzt ein Sponsor versucht hat, mich abzuservieren, weil ich etwas geäußert hatte, das ihm nicht in den Kram paßte. Doch allem Anschein nach machen die Menschen sich heutzutage nicht mehr viel aus so etwas. Höchstwahrscheinlich möchte die Holokosmos selbst mich loswerden, um noch mehr Werbung bringen zu können …“
Seine Stimme verklang. Der Bildschirm zeigte in Beantwortung seiner codierten Nachfrage eine einzelne, große Digitalziffer: eine unanzweifelbare, unerklärbare, unbegreifliche Null.
Nachdruck aus dem Manchester’ Guardian vom 2. März 1968
USA sehen einem langen Sommer der Gewalt entgegen
Von Richard Scott, Washington
Es wird allgemein als unausweichlich betrachtet, daß die Rassenunruhen in amerikanischen Städten in diesem Sommer an Umfang und Gewalttätigkeit jene des vergangenen Jahres noch übertreffen dürften.
Und weil ihre Ursachen, wie ein Bericht des Nationalen Beraterausschusses in seiner Analyse feststellt, so grundlegender Natur sind, so tiefe Wurzeln haben, so sehr eine Folge der Strukturen des amerikanischen Lebens sind, können sie nur durch eine bedeutende gesamtnationale Anstrengung über einen längeren Zeitraum hinweg allmählich beseitigt werden.
Unterdessen machen die Bundesregierung, die Polizeikräfte der Länder und Städte sowie die Normalbürger, Schwarze ebenso wie Weiße, sich auf etwas gefaßt, das recht gut zum unruhigsten Sommer in der Geschichte der Nation geraten könnte.
Streitkräfte in Bereitschaft
Obwohl reguläre Truppeneinheiten seit 1923 nur zweimal zur Unterdrückung bürgerkriegsähnlicher Unruhen eingesetzt worden sind, soll das Pentagon für den Fall, daß die Polizeikräfte der Bundesländer und Städte sich als unzureichend erweisen, ein Aufgebot von 15 000 Mann geplant haben. Selbiges ist in sieben Eingreiftruppen eingeteilt und in der Nähe jener Städte stationiert worden, wo nach aller Wahrscheinlichkeit mit größeren Ausschreitungen zu rechnen ist. Außerdem hat die Bundesregierung an verschiedenen, strategisch günstigen Örtlichkeiten Ausrüstung zur Aufruhrbekämpfung gelagert.
Aber die praktische Durchführung der Aufruhrbekämpfung ruht vornehmlich und in der Hauptsache auf den Schultern der den Bundesländern und Gemeinden unterstellten Vollzugsbeamten der Bereitschaftspolizei. Und überall im Lande wird von beträchtlichen Bemühungen zur Ausweitung und Modernisierung ihrer Ausstattung zum Zwecke der Aufruhrbekämpfung berichtet.
In einigen Städten wird die Polizei mit umstrittenen neuartigen Hochdruck-Gewehren und Munition bewaffnet, deren Eigenschaften denen von Dumdum-Geschossen ähnlich sind. Andere erwerben waffenstarrende Hubschrauber oder Panzerfahrzeuge, die Tränengas und ebenso Maschinengewehre einsetzen können …
Freiwilligenmilizen
Die zuständigen Stellen mancher Städte gehen mit ihren Planungen bereits ins Detail. Vielerorts verbessert die Polizei, so wird berichtet, ihr Spitzelsystem, um über drohende Unruhen früher und genauer informiert zu werden. In einem Chikagoer Landkreis versucht der Sheriff, eine tausend Mann starke Hilfstruppe aufzustellen, die eigene Waffen mitbringen und 40 bis 60 Stunden Unterweisung in der Aufruhrbekämpfung erhalten würde. Solche Maßnahmen erinnern gefährlich stark an die Zusammenschlüsse von Vigilanten, wie sie in der Vergangenheit der USA traurige Berühmtheit erlangten.
Die andere Seite der Medaille sind ohnehin die privaten Vorbereitungen amerikanischer Bürger auf den langen, heißen Sommer, der näherrückt. Weiße und Schwarze rüsten gleichermaßen auf. In jüngster Zeit ist ein steiler Anstieg des Umsatzes von Schußwaffen verzeichnet worden, und eine amerikanische Familie, die keine Pistole oder Flinte im Haus hat, kann man schon eine Seltenheit nennen. Wie berichtet wird, besuchen zahlreiche Hausfrauen polizeiliche
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