Das Gottschalk-Komplott
führte. Sie muß allerdings so unverkennbar total verstört gewesen sein, daß man sich’s zu guter Letzt doch überlegt und sie zu uns geschickt hat. Eben habe ich der Polizei empfohlen, man solle sich lieber den Gottschalk wegen der Entwendung ihrer Waffe vorknöpfen, und verlangt, daß man Anzeige und Zwangseinweisung unverzüglich storniert. Aber ich fürchte, ich habe nur herumgebrüllt, um mich abzureagieren.“
Bedrückt nickte Ariadne. „Du erwartest doch nicht, daß die Polizei sich irgendwo im Lande mit einem Gottschalk anlegt, oder? Sie sorgt sich viel zu sehr, sie könne eines Tages mit veralteten Waffen dastehen … Und was hast du nun mit ihr gemacht?“
„Oh, zunächst einmal veranlaßt, daß sie nicht als Patient aufgenommen, sondern nur einer ambulanten Notfalltherapie unterzogen wird, und daß man ihr ein bißchen Ruhe läßt. Danach soll sie zu mir raufgeschickt werden, damit ich mich mal mit ihr unterhalte, ehe sie geht – falls sie gehen darf. Ich bin nicht sicher, ob die Zwangseinweisung bereits durch die Computer gegangen ist oder nicht, obwohl sie heute morgen ziemlich spät an die Reihe kam, aber wenn sie durch ist, müssen wir natürlich einen Vormund für sie ausfindig machen.“
„Ist sie unter einundzwanzig?“
„Rund drei Monate.“
„Tja … nun, wahrscheinlich hat sie Eltern oder sonstige …?“
„Junge Leute in dem Alter sind nicht unbedingt besonders scharf drauf, daß ihre Familie in derartige Verwicklungen hineingezogen wird“, meinte Reedeth. Er schaute auf die Uhr. „Aber sie müßte sowieso in ein paar Minuten hiersein, dann kann ich sie fragen. Möchtest du dabei sein?“
„Hmmm …“ Ariadne lenkte ihren Blick auf irgend etwas, das Reedeth auf dem Bildschirm nicht sehen konnte. „Ich glaube, ich sollte durchaus, aber ich wüßte nicht, wie ich die Zeit abzweigen könnte. Wir sind im Laufe des Vormittags in die Überbelegungskapazität vorgestoßen – mußte bei dermaßen vielen Arrestanten ja so kommen –, deshalb hat Dr. Mogshack mich gebeten, fünfzig Grün-Patienten zur umgehenden Entlassung auszusuchen, damit wir wieder ein wenig entlastet werden.“
„Nanu! Ich hätte nicht gedacht, daß ich den Tag erleben dürfte, an dem er Patienten früher als unbedingt notwendig entläßt.“
Ariadnes Miene schien sich in eine steinerne Maske zu verwandeln. „Das ist nicht witzig, Jim“, sagte sie.
„Nein. Nein, ich vermute, nicht. Wohl nur die Folge von Pot auf leeren Magen. Entschuldigung. Aber du denkst bei der Gelegenheit dieser Entlassungsliste an Harry Madison, ja?“
„Ja, natürlich – ich habe ihn gleich vorgemerkt. Allerdings ist die Bewertung seitens der Computer noch immer unvorteilhaft. Bei Gott, ich wünschte, wir könnten ihn ohne weiteres in eine der Niebs-Enklaven entlassen … Newark, sagen wir mal. Aber das liegt in einem anderen Bundesland, und …“ Sie zuckte mit den Schultern. „Doch immerhin“, fügte sie hinzu, indem ihr Gesichtsausdruck sich leicht aufhellte, „bietet sich hier eine recht glatte Lösung des Problems Celia Flamen an.“
„Wirklich?“
Ihr Blick widerspiegelte Verdutztheit. „Na, freilich!“
„Und was ist mit der Vertragsstrafe für vorzeitige Entlassung?“
„Ich will selbstverständlich versuchen, ihm so was auszureden. Schließlich hat er ja erst gestern geäußert, er wolle seine Frau so schnell wie möglich aus der Ginsberg-Klinik rausholen.“
„Oh. Ja, sicher, dann ist das was anderes.“ Beifällig nickte Reedeth. „Und er neigt zum Mitspielen?“
„Ich weiß es noch nicht. Ich habe ihm Mitteilungen ins Haus, ins Büro und zur Holokosmos geschickt, bis jetzt ist aber noch keine Antwort eingegangen. Da fällt mir ein, ich könnte jetzt nochmals versuchen, ihn zu erreichen, während die Entlassungsliste computert wird. Sonst irgendwas?“
„Nichts, außer vielleicht, wie’s heute abend mit uns beiden wäre?“
„Bei dieser Plackerei werde ich bis dahin schon viel zu abgekämpft sein“, entgegnete Ariadne mit einem Seufzen und trennte die Verbindung.
Mutmaßliche Ursache einer bundesbehördlichen Anweisung, aufgrund welcher dreiunddreißig Mitarbeiter der Ois eine Degradierung oder unehrenhafte Entlassung erdulden mußten
Irgendwann im Laufe des Abends gelang es Morton Lenigo, die OIS-Mitarbeiter abzuhängen, die ihn beschatten sollten, und als die Lage sich wieder weit genug beruhigt hatte, daß solche Angelegenheiten im OIS-Hauptquartier Aufmerksamkeit fanden, waren ihm
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