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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Antwort. „Aber ich hatte schon vorher, weil wir ja zusammengearbeitet haben, nichts dagegen, einfach ‚Prior’ von dir genannt zu werden.“
    „Es interessiert Sie, wie Sie uns anreden sollen?“ fragte Flamen nach, indem er wieder hinüber zu Diablo blickte. „Herrje, mir persönlich ist es gleich, wie die Leute mich nennen – ich bin keineswegs wild darauf, mir meinen Status bestätigen zu lassen. Aber sicherheitshalber sollten wir vielleicht, zumindest für einige Zeit, ein gewisses Maß an Förmlichkeit bewahren, also: Flamen, Prior. Kein ‚Mister’, außer zu Dritten. Einverstanden?“
    „Danke.“ Diablo nickte. „Ich … äh … Na, mir war schlichtweg nicht klar, daß das Verlassen Blackburys so sehr einer Übersiedlung in ein fremdes Land gleichkäme.“ Sein Blick schweifte durchs Zimmer. „Alles ist so fremdartig“, fügte er mit fast anfallartiger Offenheit hinzu. „Ich glaube, ich habe die Propaganda ohne weiteres geschluckt, die behauptet, die Enklaven seien wirklich noch Bestandteil der Vereinigten Staaten und erfreuten sich bloß in gewissem Umfang erhöhter Selbstbestimmung, halt ein wenig mehr als sonst allgemein üblich. Sagen Sie, darf ich Sie um eine Gefälligkeit bitten?“
    „Lassen Sie mal hören.“
    „Könnten Sie den Computer, der anhand von Archivmaterial Fabrikationen erstellt … äh … gewissermaßen abkoppeln? Das ist nämlich genau die Art von Gerätschaft, wovon ich mein Leben lang geträumt habe, ohne dessen habhaft werden zu können. Ich fühle mich wie ein Junge vom Lande, der ein Banjo aus Kuhhaut und Verpackungsdraht hat und nun zum erstenmal eine anständige Gitarre hört.“
    Flamen wechselte einen Blick der Ratlosigkeit mit Prior, der es jedoch mit aller Entschiedenheit unterließ, sich irgendwie hilfreich dazu zu äußern.
    „Sie möchten versuchen, ob Sie auch ein paar Türken bauen können?“ meinte Flamen. „Ich nehme an, das läßt sich einrichten, ich bezweifle aber, daß es noch heute geht. Ich müßte jemanden von der IBM herbestellen, damit er einen entsprechenden Code einspeist – als ich anfing, mit dieser Anlage zu arbeiten, besaß ich bereits umfangreiche Erfahrungen aufgrund der Tätigkeit mit ähnlichen Apparaten. Wahrscheinlich wär’s möglich, daß man in Ihrer Wohnung einen Trainingssimulator installiert, an dem sie üben und sich mit all den Codes vertraut machen können, ehe Sie sich an eine komplette Anlage wagen.“
    „Das ist eine vorzügliche Idee.“ Diablo nickte. „Sicherlich ist das der bessere Weg. Aber Sie müssen entschuldigen … ich habe Sie mit meinen vielen Fragen daran gehindert, den Anruf zu erledigen.“
    „Keine Aufregung, ich hege meine Zweifel, ob die Sache dringend ist.“ Flamen drehte sich erneut zum KommNetz-Apparat.
    Prior wandte sich ein wenig, widmete Diablo wiederholt Seitenblicke, eindeutig voller Mißbehagen wegen dieser Enthüllung einer Privatangelegenheit vor jemandem, der ein Fremder war, ein Knieblank und obendrein beruflich ein Rivale. Man konnte seine Denkprozesse nahezu hören: Wenn Diablo nun nach Blackbury zurückgeholt wird und beschließt, Flamen mit dem zu diskreditieren, was er hier erfährt …?
    „Dr. Spoelstra befindet sich zur Zeit im Notdienst“, drang es zu seiner sichtbaren Erleichterung aus dem KommNetz-Apparat, „und darf nur in besonders wichtigen …“
    Doch da mischte sich eine andere Stimme ein. „Hier spricht Dr. Reedeth, Mr. Flamen.“ Die Mattscheibe leuchtete auf und zeigte Reedeths Gesicht. Er war nicht allein. Hinter ihm saß Lyla Clay buchstäblich auf einer Stuhlkante, die Hände zwischen den Knien fest gefaltet zusammengepreßt, und wirkte wie das Elend in Person.
    „Wenn’s Ihnen nichts ausmacht, mit mir zu reden“, ergänzte Reedeth, „statt mit Dr. Spoelstra, können wir uns sicherlich verständigen. Ich glaube, sie hat mich umfassend in Kenntnis gesetzt. Die Sache ist eigentlich recht einfach. Möglicherweise erinnern Sie sich daran, daß Sie gestern, als Sie bei uns waren, gewisse … äh … Meinungsäußerungen hinsichtlich der Behandlung Ihrer Frau getan haben.“
    Er wartete. Nach einem ausgedehnten Moment reagierte Flamen mit einem verhaltenen Nicken.
    „In Anbetracht Ihrer Stellungnahme haben wir das Psychoprofil Ihrer Frau heute noch einmal gründlich computert –“ – er wählt seine Worte mit merklicher Sorgfalt – „- und können nunmehr eine deutliche Normalisierung der Therapie-Kontrollkurve beobachten. Laienhaft ausgedrückt,

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