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Das Grab der Königin

Das Grab der Königin

Titel: Das Grab der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf keinen Fall.
    Und die sechs Frauen schauten mit steinern wirkenden Gesichtern zu. Wie verhielten sich meine Hände?
    Völlig normal, obwohl ich mir gern welche mit stählernen Klammern gewünscht hätte, so aber mußte ich mit den Fingern an die rechte Kante der Fensteröffnung klammern.
    Von Suko und Jenna vernahm ich nichts mehr. Bestimmt konzentrierte sich der Inspektor bereits auf das fast Unmögliche. Wieder bröckelte es unter meinen Füßen. Ich schmeckte das Blut, als ich mir vor Schreck auf die Lippen gebissen hatte.
    Wie lange konnte ich das noch durchhalten?
    Der Schweiß rann gegen die Augenbrauen, ich atmete hektisch, ruhig konnte ich nicht mehr sein. Noch immer hielt mich die Todesangst fest. Wenn Suko das Wort Topar zur rechten Zeit rief, konnte er mich stoppen. Wenn es nur eine Sekunde zu spät war, dann wurde ich in den Boden gerammt. Das Knirschen war furchtbar anzuhören. Ich hatte mich auf die Zehenspitzen stellen müssen, um den Druck meines Gewichts etwas herabzusetzen. Vielleicht hielt ich mich einige Sekunden länger. Diesmal knirschte es. Dazwischen vernahm ich auch brechende Geräusche, die Steine hielten nicht mehr, der Vorsprung war gebrochen. Trümmer sausten in die Tiefe, tickten gegen die Wände, fielen weiter, und ich hing noch fest.
    Einem Krampf gleich hatte ich meine Hände um die Kante geklammert. Ich preßte auch die Beine gegen das Mauerwerk und verharrte zitternd in dieser verdammten Lage.
    Ich keuchte. Staub drang in meinen Mund. Ich schielte hoch, wo sich meine Hände befanden. Rutschten sie?
    Daß ich mich nicht mehr für die Dauer von einer Minute würde halten können, war mir klar.
    Wie viele Sekunden bis zum Tod?
    »John!« Selbst Sukos Stimme bewies, unter welch einem Druck er stand. »Verdammt, John! Ich versuche es! Laß dich fallen. Gib mir Bescheid, wenn du es machst.«
    Noch hielt ich mich. Die Stablampe hatte ich in den Gürtel gesteckt. Wenn ich in die Tiefe raste, würde sie mich wie ein Signal begleiten. Ich spürte auch die klebrige Feuchtigkeit an meinen Handflächen, und zwar dort, wo sie über das rauhe Gestein gerutscht waren. Die Angst verstärkte sich nicht mehr, nur der Blick trübte sich. Zuerst rutschte die linke Hand. Millimeterweise glitt sie nach unten, und ich scheuerte mir die Haut noch weiter auf. Ich sah auch, wie das Blut meinem Handgelenk entgegenrann. Die Schmerzen spürte ich nicht. Dafür verstärkte ich den Druck der Rechten noch einmal.
    Doch der Stein war gnadenlos. Er würde auch den Todeskampf eines Menschen gewinnen. Ich schrie - und fiel!
    Es ging ganz plötzlich. Auf einmal, als hätte mir jemand einen Stoß gegeben, löste ich mich von dieser verfluchten Wand, raste nach unten und sah die Innenwand als huschenden Schatten vorbeiwischen. Wie würde der Tod sein?
    Konnte Suko mich noch abfangen?
    Innerhalb von Sekundenbruchteilen rasten mir die beiden Gedankenströme durch den Kopf.
    Der Widerstand!
    Urplötzlich war er da. Ich federte gegen irgend etwas, doch es konnte nicht Suko sein, zudem hatte ich seinen Ruf noch nicht vernommen. Der Aufprall war nicht einmal hart, aber ich rutschte auch nicht mehr weiter, das wollte mir zunächst nicht in den Kopf.
    Auf halber Strecke war ich gestoppt worden!
    Ein Wunder?
    Ich traute mich, wieder die Augen zu öffnen, die ich bei dem Stopp geschlossen hatte.
    Zunächst erkannte ich so gut wie nichts, bis sich allmählich etwas hervorschälte. Ich wußte im ersten Augenblick nicht, um was es sich dabei handelte. Um mich herum schienen Steine zu stehen — oder… Nein, es waren Gesichter.
    Nur schwer zu erkennen, weil die Kopftücher sie einrahmten und sie deshalb verfremdeten und auch schmaler machten. Sechs steinern wirkende Gesichter, die den Grabhüterinnen der Königin gehörten. Diese Frauen, ob Menschen oder Geister, hatten es tatsächlich geschafft, meinen tödlichen Fall zu bremsen.
    Sie standen nicht mehr auf den Stufen der Treppen, hatten sich von ihnen gelöst und schwebten frei.
    Wieviel Zeit verging, bis ich alles in die Reihe bekam, konnte ich nicht sagen. Jedenfalls brachten mich die sechs Frauen in Sicherheit. Ich merkte kaum, daß sie mich dorthin schafften, wo die Treppen übereinander lagen. Da stellten sie mich ab.
    Meine Knie zitterten noch. Ich wäre vielleicht gefallen. Es wurde von meinen Helferinnen früh genug bemerkt. Sie hielten mich fest und warteten, bis ich mich wieder etwas beruhigt hatte. Jenna Jensen rief mir zu: »Geht es dir gut, John?« Ihre Stimme klang

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