Das Grab der Königin
Almaqa-Tempel.«
»Richtig. Wie weit ist er von der Staumauer entfernt?«
»Wir müssen uns, wenn ich mich nicht irre, in nördliche Richtung halten.«
»Hast du gehört, Suko?«
»Klar.«
»Frag nur nicht, wo Norden ist.«
»Witzbold.«
Wir redeten bewußt locker. Das half uns dabei, die Spannungen zu überbrücken.
Die harten Profile der Reifen rutschten, als Suko das Lenkrad nach links drehte. Ich schaute noch einmal in die andere Richtung, wo ein Teil der alten Staumauer stand.
Es war schon ein gewaltiges Bauwerk, das die Meister der Antike da geschaffen hatten.
Der Wagen wühlte sich weiter. Geröll und Sand bedeckten einen langen Hang, an dessen Seite wir uns entlangbewegten. Ich konnte erkennen, daß man auch andere Bauwerke dieser alten Königstadt freigelegt hatte. Ruinen, die möglicherweise zu Wohnhäusern gehört hatten oder zu kleineren Palästen.
Hier standen nur mehr Fragmente, vielleicht mal die Säulen eines Tores oder Durchgangs.
Suko ging vom Gas. »Jenna, du mußt mir schon sagen, wie wir in die Stadt hineinkommen.«
»Bitte weiter!«
»Gut.«
Wir erklommen den Hang und erkannten, daß Jenna recht behalten hatte. Bei Tageslicht hätten wir die über die Kuppe des Hanges hinwegwachsenden Ruinenteile sicherlich längst gesehen, in der Dunkelheit aber dauerte es seine Zeit, zudem hoben sich die Fragmente nur sehr undeutlich vom Untergrund ab.
»Das ist die Stadt!« flüsterte Jenna. »Ich meine sogar, daß es das alte Zentrum ist.«
»Mit dem Grab?«
»Der Tempel befand sich jedenfalls dort.«
»Dann könnten wir auch damit rechnen, auf unsere Freunde zu treffen«, bemerkte Suko. »Ich will ja nicht meckern, aber ich habe das Gefühl, als wäre das Geräusch des Motors ziemlich weit zu hören. Noch hielt der Hang den Schall ab.«
»Wir gehen zu Fuß weiter!« entschied ich.
»Das hatte ich damit sagen wollen!« Suko grinste, parkte den Wagen schräg und stoppte ihn.
Mit einem leisen Nachblubbern verstummte auch der Motor. Ich verließ den Jeep zuerst, Suko und dann Jenna folgten mir.
Noch hörten wir nichts. Selbst der Wind war in dieser Nacht eingeschlafen.
Wir schauten hoch zu den Fragmenten. Sie starrten über die Hügelkuppe hinweg wie unterschiedlich hohe Klötze, als wollten sie dieses schmale Wüstental beobachten.
Fine Ruhe vor dem Sturm. Keine Fälligkeit schimmerte in der näheren Umgebung, nur das Licht der Sterne und das des blassen Mondes sandte Schleier auf die Erde.
Von den Wölfen entdeckten wir ebenfalls keine Spur. Falls sie in der Nähe lauerten, hatten sie sich gut versteckt.
Nebeneinander, allerdings etwas versetzt schritten wir den Hang hoch. Jenna ging in der Mitte. Wenn wir das Grab tatsächlich fanden, würde sich für sie ein Traum erfüllen. Ich hoffte nur, daß es kein Alptraum war, der uns alle überrollte.
Was wollte Morgana mit dem Dunklen Gral?
Auch jetzt beschäftigten sich meine Gedanken mit dem Diebstahl. Ich kam einfach nicht darüber hinweg. Der Dunkle Gral war wichtig, er schaffte es, die Zeiten miteinander zu verbinden. Ließ die Vergangenheit und die Gegenwart zusammenfließen, gab dem Träger Einblicke in die Historie. Genau das mußte auch Morgana wollen. Einblicke bekommen, besonders was die Macht der Königin anbelangte. Ich war davon überzeugt, daß diese Person damals schon über Dinge Bescheid wußte, worüber sich die Menschen heute den Kopf zerbrachen. Phänomene, die nicht wissenschaftlich, nur rein magisch zu erklären waren.
Wir ließen den Hang Schritt für Schritt hinter uns. Manchmal, wenn die Stellen steiler wurden, gingen wir aus Sicherheitsgründen schräg, stets begleitet von den kleinen Staubwolken.
Die alte Stadt Marib begrüßte uns mit einer fast barbarischen Kälte. Nach der Hitze des Tages empfand ich das so. Hin und wieder bekam ich einen regelrechten Schüttelfrost.
Und die Mauern nahmen an Größe zu. Erst jetzt konnten wir erkennen, wie mächtig diese freigelegten Fragmente letztendlich waren. Nur aus der Distanz hatte sie klein ausgesehen. Man hatte früher ja mächtig gebaut und weder Kosten noch Mühen gescheut.
Die Überreste standen niemals sehr dicht beieinander. Es gab genügend breite Zwischenräume.
Dann hörten wir etwas.
Es war eine Stimme. Sie klang hell. Oder war es eine Halluzination, eine akustische Fata Morgana?
Ich beschleunigte mein Tempo. Jenna und Suko hielten mit. Schon bald befand ich mich im Schatten der ersten Mauern, die uns eine gute Deckung gaben.
Endlich standen wir
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