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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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denn stürmische Landwinde hatten große Mengen Staub hereingetragen. Zwar vermochte der Wolkenbruch einen Teil davon abzuwaschen, ein anderer haftete jedoch umso fester.
    Mit finsteren Gesichtern standen die Legionäre an den Toren und auf den Mauern. Verstohlen massierten sie die klammen Glieder. Ein furchtbares Land! Keiner dachte anders, und jeder dankte aus tiefster Seele den Göttern, nur hier zu stehen. Zehnmal ärger war es im Hochland. Manche wußten das aus eigenem Erleben, andere durch Zurückkehrende. Was diese sagten, lud nicht dazu ein, sich freiwillig zu den Kampfeinheiten zu melden. Durchdringende Kälte, sengende Hitze, versteckte Feinde und kaum Beute - da war es schlimm, Legionär zu sein.
    Ein Stadttor stand sperrangelweit offen, denn ein Wagenzug wurde abgefertigt. Bewaffnete begleiteten ihn, weil sich die Römer nirgendwo mehr sicher fühlten. Soeben wurde die Suche nach einem entsprungenen Sklaven ergebnislos abgebrochen. Klar, daß er versuchte, die Stadt zu verlassen; nun, einmal würde er den Kontrolleuren in die Hände fallen, wenn nicht heute, so morgen oder übermorgen.
    Fürs erste bestand kaum eine Gefahr für den Transport, mochten die Reiter also bis nach Salduvia mehr oder minder dösen. Dann aber lauerten verborgene arevakische Banden, schwirrten von irgendwoher Pfeile - verflucht listig waren die Barbaren und ihre Bogenschützen ausgezeichnet.
    Neben den Wachsoldaten standen zwei gutgekleidete Zivilisten und schauten dem Aufbruch der Wagenkolonne zu. Als sich der Kutscher des vordersten Wagens noch einmal umdrehte, hob der eine grüßend die Hand. Indes blieb sein Gruß ohne Erwiderung.
    „Ihr Herren, das Tor wird aus Sicherheitsgründen geschlossen! Wollt ihr die Stadt betreten?" fragte der Offizier der Torwache.
    „Wir kommen. - Lucius, der Wagenlenker mißfällt mir. Er sieht aus wie ein geborener Verräter."
    „In unserem Beruf darf man nicht wählerisch sein, Cajus Menetius. Aber der da weiß, was ihm blüht, falls er untreu wird. Wir haben ihn im Griff, nicht umgekehrt."
    „Hoffen wir das. Pluto möge ihm gnädig sein, sollte er sich verplappern. Sein Tod... Na ja, die Welt verliert wenig. Aber ich brauche die Verbindung zu diesem Ambon. Im nächsten Sommer muß Numantia fallen, und dieser Arevake wird uns dabei helfen."
    „Der Barbar dürfte von sich aus wachsam sein. Mit Verrätern gehen seine Landsleute unsanft um."
    „Hoffentlich", meinte der Grieche vieldeutig. „Begib dich jetzt zu unserem Standquartier und schau dich um! Ist Post mit dem Segler gekommen oder nicht? - Ich habe noch etwas zu besprechen."
    „Geht in Ordnung, Cajus." Der andere verschwand im Gedränge.
    Menetius spazierte weiter. Augenblicklich war ihm das Anliegen des Senats äußerst gleichgültig - auch zeichnete sich da ein Erfolg ab —, denn etwas anderes bedrängte ihn, ein Verdacht: Die Arevaken müssen jemanden in Tarraco haben, der ihnen Nachrichten übermittelt. Ihre Streifscharen schlagen im richtigen Moment und an der richtigen Stelle zu. Das ist kein Zufall, dahinter stecken präzise Informationen!
    Er wich einer Patrouille der Stadtwache aus und grüßte sie höflich. Daß seine gekauften Subjekte wertvoller für die Sicherheit Tarracos waren als die gesamte Besatzung, davon war er überzeugt. Doch darüber verlor ein Kluger kein Wort. Sollten die eitlen Offiziere glauben, daß sie den Krieg entschieden. Er wußte das besser.
    Bald würde es wieder regnen. Schon setzte feines Nieseln ein. Cajus beeilte sich. Daß jemand ihn beobachtete, hielt er für wahrscheinlich, weil Scipio ihm mißtraute. Sollte er ihn prüfen! Später einmal...
    Um Sibalus zu treffen, brauchte er nicht bis zu dessen Villa zu gehen. Der Kaufmann befand sich im Lagerhaus unweit des Stadttores und kontrollierte die Arbeiten. Der Grieche begrüßte ihn höflich. „Ah, mein Freund! Komm herein, setz dich! Das Wetter ist ja fürchterlich, nicht wahr?" rief Sibalus.
    „Leider. - Hast du ein paar Minuten Zeit für mich, Sibalus?" „Soviel du begehrst. Wobei kann ich dir helfen?"
    Prüfend blickte Menetius sich um. Sie standen in einem Zimmer einer Schreibstube —, das durch ein großes Fenster beleuchtet wurde. Zwei Wände waren durch Aktenschränke verstellt, und überall lagen Stöße von Wachstäfelchen. - Konnte jemand ihr Gespräch belauschen? Wohl kaum.
    Der Händler bemerkte den Blick und deutete ihn richtig. „Sprich ruhig. Niemand hört uns."
    „Es ist eine diffizile Angelegenheit..."
    „Aber doch

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