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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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den Statthalter bei mir. Können wir ihn sogleich aufsuchen?"
    Stumm salutierte der Offizier. Er verantwortete es, wenn die geheimen Senatsmitteilungen verlorengingen. Einige Legionäre der Hafenwache folgten den beiden.
    Ein Zuschauer näherte sich dem Schiff und wartete, bis der Stellvertreter des Kapitäns von Bord ging. Auf ihn trat er zu und zeigte ihm ein Wachstäfelchen. Darauf übergab dieser einige Papyrusrollen. Mehrere Denare wechselten den Besitzer, danach taten beide, als kennten sie sich überhaupt nicht.
    Lucius Aurelius studierte die Briefe noch unterwegs. Seine Miene wurde düster.
    „Lies, Cajus!" sagte er, als er die Unterkunft erreicht hatte.
    Der Exilgrieche überflog den Inhalt der Mitteilung. „Beim Donner des Zeus! Die fehlt uns gerade noch!"
    „Hm."
    „Zwar gibt's keine undichte Stelle, aber daß Calpurnia herkommt, behagt mir wenig." Menetius rieb sich das Kinn. Er befürchtete nichts... Dennoch konnte ein Zufall fügen; daß die Gemahlin des ermordeten Senators etwas erfuhr. Vor dem jungen Flaccus hatte er einige Angst gehabt, zugegeben. Doch der war nun ebenfalls tot, ein Glück. Aber der Himmel mochte begreifen, was die Frau wollte! Es schickte sich nicht, daß eine Adlige in die Provinz reiste. Wann konnte sie hier sein? Vielleicht in einem Monat. Auf jeden Fall empfahl sich erhöhte Wachsamkeit. Laut sagte er: „Mag sie kommen. Erfreut bin ich nicht, aber wir haben nichts zu befürchten."
    Lucius Aurelius verbarg ein ironisches Lächeln. Allerdings war auch ihm klar, daß keine Gefahr drohte. Schließlich mordeten sie im Auftrag des Senats zum höheren Ruhme Roms.

X
In Minendo
    Immer wieder schielte der Wachposten zur Sanduhr. War sie etwa verstopft? So langsam konnte die Zeit doch gar nicht vergehen! Vom Durius herauf blies ein naßkalter Wind. In der Tornische zog es fürchterlich. Den Platz zu verlassen war indes streng verboten. Die Militärgesetze drohten mit Strafe, hundert Peitschenhiebe waren nicht selten.
    Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte man Minendo stehen- und liegenlassen können. Was ging ihn an, ob die Festung strategisch wichtig war? Ein barbarisches Land mit barbarischen Zuständen was hatte er davon, hier zu stehen und zu frieren, sich vielleicht noch das Fieber einzuhandeln? Doch er wurde nicht befragt. Niemals ersuchte ihn jemand um seine Meinung. Der Kohortenführer gab seinen Centurionen die Befehle, diese den Unteroffizieren, von jenen bekam er sie. Seine Ansicht dazu war bedeutungsloser als eine Wolke da oben.
    „Tun dir auch die Knochen weh?" erkundigte sich leise der andere Posten. Oft genug hatten sie das Reden geübt, ohne den Mund auffällig zu bewegen. Unterhaltung auf Wache war verboten wie fast alles. „Ich komme mir vor wie durch eine Mühle gedreht."
    „Mir geht's nicht anders, Lars", sagte der am Guckloch stöhnend. „Ich habe die Nase gründlich voll von diesem verdammten Land. Die alten Götter von Veji und Fidenä ..."
    „Ssst!" zischte der Torposten. „Du willst dich wohl mit Gewalt unglücklich machen und mich dazu!"
    Sofort schwiegen die zwei wieder. Auch wenn man es bisweilen in der Erregung vergaß: Alle römischen Krieger hatten an Jupiter, Mars und die übrigen Götter des Capitols zu glauben. Die beiden aber waren Etrusker . Was scherten sie Roms Heiligtümer? Aber Befehlsverweigerung bedeutete den Tod.
    „Alles hängt mir zum Halse heraus." Der Legionär am Guckloch war ungeduldig. „Ausruhen möchte ich, vor meinem Häuschen sitzen. Hier aber... Verfluchtes Iberien!" Unnötig, weiterzureden. Sein Kamerad verstand ihn ohnehin. Hinter dicken Mauern verschanzt, erwarteten sie einen Angriff, der nie beginnen würde. Wache stehen hieß Zielscheibe sein für Pfeile, die - irgendwann und irgendwo abgeschossen - lautlos und tödlich trafen. Nie fand sich eine Spur der Schützen. Man hatte inzwischen Angst, hinter den Bastionen vorzublicken.
    „Weglaufen!" sagte er. „Wozu kamen wir her, Lars? Einer nach dem anderen stirbt. Meine Frau - ob sie sich noch meiner erinnert?" „Willst du ein Fustuarium? Sei vernünftig und sprich vor niemandem so! Ich halte den Mund, aber mancher würde das dem Centurio weitermelden. Dann geht's dir ans Leben!"
    „Fustu..., was?"
    „Warst du seinerzeit nicht dabei - damals in Ilurcis?"
    „Wann soll das gewesen sein?"
    „Letzten Winter. - Stimmt, du kamst erst im Frühjahr zu unserem Haufen. Sei froh, daß dir das entgangen ist. Ich..., ich werde es nie vergessen. Einer von uns sollte den

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