Das Grab der Legionen
nichts Unredliches?" Sibalus hob die hellen Brauen. Für wie dumm hielt dieser Mann ihn? Bemerkte er immer noch nicht, daß seine Rolle bekannt war?
„Keinesfalls. Es fällt mir nur schwer, einen Anfang zu finden." „Solltest du einen Kredit erbitten - ich habe nichts dagegen einzuwenden." Der Kaufmann wußte genau, wonach sein Gegenüber fragen würde. Von dessen Erkundigungen hatte man ihn unverzüglich in Kenntnis gesetzt - was jener freilich nicht ahnte.
„Nein, es geht mir nicht um einen Kredit. - Aber darf ich dich an dein letztes Mißgeschick erinnern? Darüber habe ich lange nachgedacht."
„So? Meinst du den Überfall der Barbaren auf meinen Transport? Ein herber Verlust, das versichere ich dir. Die Waren und außerdem zwanzig Sklaven, fünfzehn für Lentulus, fünf nach Cäsada. Furchtbar!”
„Schlimm, ja. Nach einigem Grübeln frage ich mich, ob die Arevaken gar einen Hinweis erhielten."
„Wie? Was?" Sibalus fühlte einen Schauer. Seine Stärke war es nicht, einem Raubtier in die Augen zu blicken, das vor seinem Opfer steht und es lediglich nicht als solches erkannt hat. „Einen Hinweis?"
„Das kann doch kein Zufall sein. Jemand muß den Weg deiner Fuhre an die Feinde verraten haben"
„Unmöglich!"
„Wieso unmöglich?" fragte. Cajus Menetius schroff und vergaß für einen Augenblick seine Rolle. Sofort fing er sich. „Sicherlich wußten viele von diesem Wagenzug. Einer davon ist ein Verräter. Warum nicht?"
„Für alle lege ich meine Hand ins Feuer..., und die Offiziere im Stab des Statthalters sind auch keine Schurken. - Aber etwas Wahres mag daran sein", räumte der Kaufmann ein. „Bedenke ich nachträglich alles, so sind auffallend viele meiner Wagenkolonnen überfallen worden!"
Ich weiß. Eben das ließ mich ja aufmerken, dachte der Grieche. Doch das blieb unausgesprochen. „Bedauerlich, aber ein Verdacht auf diese Leute liegt da nicht fern", murmelte er.
Mit harmlosem Gesicht saßen sie einander schweigend gegenüber und belauerten sich. Sibalus wußte, es ging um seinen Hals; der Exilgrieche hingegen durfte nicht zugeben, wer und was er war. Auch schien ihm die gesuchte undichte Stelle in der Nähe zu liegen. Eine Belohnung mochte herausspringen...
„Darf ich dir etwas anbieten?"
Menetius winkte ab. „Danke."
Erneut nahm der Händler einen Anlauf. „Weißt du, ich halte diese Unfälle für weniger tragisch. Natürlich blutet mein Herz, wenn die Denare fort sind. Und wie!" fügte er hinzu und meinte es fast ehrlich. „Aber das ist der Preis dafür, daß man hier die Ware billiger bekommt als in Rom. Und dennoch wünschte ich mir dort einen Stützpunkt. Aber vorerst ginge zuviel Geld bei solch einem Brückenschlag verloren."
Wenn Menetius jetzt nicht versucht, mich mit einem Angebot zu ködern, ist er ein Idiot - oder aber harmlos, dachte der Kaufmann.
Dieser hielt die Bemerkung für eine Ausrede, meinte aber: „Sofern dir meine Bekanntschaften helfen können - sie stehen zu deiner Verfügung."
„Wunderbar, großartig! Cajus, mein Freund, das ist... Ich finde keine Worte. Eine Filiale meines Handelshauses in Rom... Ich werde darauf zurückkommen, ganz bestimmt. Aber was kann ich nun für dich tun? Fortwährend verpflichtest du mich zu Dank, fast schäme ich mich, daß ich dir bisher so wenig zu Gefallen getan habe."
Menetius strich sich über das rasierte Kinn und senkte die Stimme. „Du kennst vielleicht den alten Lentulus, Publius' Vater. Er ersuchte mich, ein Auge auf die Unternehmungen seines Sprößlings zu werfen. Dafür bekomme ich eine beachtliche Summe. Und da du ihm die Sklaven lieferst..."
„Sklavinnen!" korrigierte Sibalus lächelnd und glaubte kein Wort von dieser Erzählung.
„Sklavinnen", gestand der Grieche ein. Ohnehin wußte er, was es mit dem Gut des Grünschnabels auf sich hatte. „Deshalb bekümmern mich seine Verluste, verstehst du meine Motive? Entlarve ich den Verräter, würde der Vater sicher ein paar hundert Denare stiften. Dem Statthalter wäre das auch eine Prämie wert, scheint mir."
„Zweifellos. Meinen Segen hast du, Cajus. Doch gibt es ein altes Sprichwort: Die Römer kreuzigen den entlaufenen Sklaven, den sie fangen. Wie du unter der riesigen Schar Verdächtiger den Schurken finden willst - ich weiß es nicht."
„Das laß meine Sorge sein!" sagte Menetius freundlich. Er sah seinen Gesprächspartner lächeln und dachte: Hm. Du hältst mich für einen Idioten. Aber sobald dir klar wird, daß der Senat hinter mir steht,
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