Das Grab der Legionen
zuallerletzt in einem unwichtigen Stützpunkt wie Minendo. Anweisungen würden da sein, Meldungen - nichts Brauchbares. Später konnte man das in aller Ruhe studieren.
Zunächst aber humpelte Litennons Ratgeber den anderen hinterher. Teuer war der Sieg erkauft worden.
XI
In Malega
„Wie es scheint, habe ich Titus Flaccus überzeugt, uns zu lehren, was die Römer wissen", sagte Rega stolz. „Weshalb bist du damit unzufrieden?"
Senkin ließ sich Zeit mit der Antwort. Er hockte auf dem Schemel an seinem Lieblingsplatz und grübelte. „Es geht um mehr als den Centurio. Da muß vieles bedacht werden."
„Wieso?" Rega schaute ihn mit offenem Erstaunen an.
„Ich bin kein König! Meine Macht ist begrenzt. Deshalb darf ich dem Römer nichts versprechen. Wenn jemand das Recht dazu hat, dann der Ältestenrat."
Rega spielte mit dem Gürtelende und schaute zu Boden, obwohl der gestampfte Lehm nichts Außergewöhnliches aufwies. „Du hast recht", erwiderte sie leise.
„Gut, daß du es einsiehst. Gewiß ist Keris Einfall großartig. Wer wird das leugnen? - Aber der Rat muß entscheiden. Hast du sein Einverständnis, ist es lobenswert, den Centurio zu überreden; stimmt der Rat nicht zu, ist dein Handeln ein Vergehen. Du hattest die Genehmigung nicht, erst jetzt..."
„Daß sich der Priester beschwatzen ließ, hat mich am meisten gewundert…", warf sie ein.
„Mädchen, wie redest du! Er ist der Heilige Mann, der Diener des Netos! Lange erwog er das Für und Wider, lauschte dem Raunen der Eichen und entschied, Netos wolle unseren Sieg. Falls der Römer dazu beitrage, möge er leben. Aber auch der Heilige Mann bestand darauf, Flaccus vor der Freilassung zu fragen, ob er nicht hierbleiben und einer der Unsrigen werden möchte. Der Ältestenrat war derselben Meinung. Ich bezweifle freilich, daß irgendetwas den Centurio halten könnte."
„Er ist ein aufrichtiger Mensch."
„Hm . " Senkin äußerte sich nicht näher. „Die Ratsmitglieder riefen Keri in den Kreis und tadelten ihn wegen seiner eigenmächtigen, uniberischen Handlungsweise", fuhr er fort.
„Und was hat Keri dazu gesagt?"
„Er hat verdrossen geschwiegen. Eingesehen hat er es nicht. - Wir wollten ihn nicht absetzen, die Jungkrieger hätten. kein Verständnis dafür. - Zumindest trat er weniger gereizt auf als vor ein paar Tagen hier. Ein gutes Zeichen. Ist das etwa dein Verdienst? Obgleich, du hast dich wohl immer noch nicht entschieden, seine Frau zu werden?”
Verlegen schüttelte Rega den Kopf. Sie fand keine Antwort, allzu unvorbereitet war die Frage gekommen.
„Was ist geschehen?"
„Ich weiß es selbst nicht, Vater", gestand sie ein. Um Senkin nicht ansehen zu müssen, blickte sie aus dem Fenster. „Ich habe wirklich nichts gegen ihn - bei Netos! Aber..."
„Früher hattet ihr euch gern."
„Ja, gewiß. - Nichts Nachteiliges könnte ich über ihn sagen, es ist nur..."
Was soll ein Vater mit einer derartigen Antwort anfangen? „Gefällt dir ein anderer besser?" fragte Senkin verwundert. „Zwar wünschte ich, daß Keri dein Mann würde, und er liebt dich wirklich; aber es ist ja deine Sache. Falls da noch jemand wäre - nenne ihn, unbesorgt!"
Abermals wurde sie verlegen. „Nein, Vater, es gibt keinen zweiten Namen. Wirklich nicht. Nur das weiß ich: Früher gefiel mir Keri besser als heute..."
Senkin nickte bedächtig und versuchte seine Enttäuschung zu überwinden. Er wollte mit Keri reden. Dessen Eigensucht hatte das Mädchen zurückschrecken lassen. Sie gehören zusammen, dachte der Alte, und sehen das einfach nicht ein!
„Hat der Römer schon vom Sieg gehört?"
Rega atmete auf. Endlich wechselte der Vater das Thema. „Wahrscheinlich. Zwar habe ich ihm nichts erzählt, aber sicher drang der laute Jubel bis zu ihm", erwiderte sie.
Senkin dachte einen Moment nach. „Dann wird es wohl am besten sein, wenn wir ihn jetzt nach seiner endgültigen Entscheidung befragen. - Du meinst, er stimmt zu?"
„Ich glaube es."
„Das wäre gut. Gehen wir!"
Warum nahm der Vater sie jetzt freiwillig mit? Anfangs wollte er nicht einmal ihre Gegenwart beim Verhör dulden. Seltsam. Was der Vater bezweckte, wurde Rega klar, als Keri auf dem Hof wartete und sich ihnen stumm anschloß. Offenbar hoffte der Vater, daß sie beide sich wieder aneinander gewöhnen würden.
Der Centurio hatte gerade sein kärgliches Mittagsmahl beendet und schaute erstaunt drein, als die drei Iberer in sein Kellergefängnis traten.
„Nun, wie hast du dich
Weitere Kostenlose Bücher