Das Grab der Legionen
Hinterhalt zur Stelle, und der Widerstand wurde sinnlos.
Verwirrung herrschte in den Reihen der etruskischen Legionäre. Die meisten Offiziere lagen tot am Boden. Als sich die Arevaken gar der wichtigsten Abschnitte der Ringmauer bemächtigten, war die Niederlage besiegelt.
Der Wachoffizier lieferte dem Anführer der Eindringlinge einen wütenden Kampf. Zweifellos war er der geübtere Fechter, so daß es dem Iberer schwerfiel, die Hiebe und Stöße zu parieren. Mehrfach wurde er verwundet. Dann aber stolperte der Römer. Dem Stürzenden hieb der Angreifer das Schwert in die Schulter. Ohne ihn weiter zu beachten, eilte er den anderen zu Hilfe.
Vier Legionäre warfen sich auf den Standartenträger, trafen indes auf einen furchtbaren Gegner. Mühelos handhabte er das lange Schwert, schlug Wunden und hielt die Römer auf Distanz. Alsbald brach einer der Männer zusammen, ein anderer nutzte diesen Augenblick und traf den Riesen an der Hüfte. Erneut krachten die Klingen gegeneinander. Ein um das andere Mal wurde der Punier verletzt; der Augenblick, da er zusammenbrechen würde, schien nicht mehr fern. Da kamen weitere Iberer und verwickelten die Legionäre in Zweikämpfe, die sie bald zu ihren Gunsten entschieden.
Der Verwundete lehnte sich an die Mauer, um Kräfte zu sammeln. Trotz aller Selbstbeherrschung rutschte er langsam zusammen.
Hier und da fochten noch kleine Gruppen. Verzweiflung, nicht Siegeshoffnung, trieb die Etrusker. Eine Schar nach der anderen wurde zersprengt oder warf die Waffen weg. Der Sieg war errungen, die Festung Minendo in den Händen der Iberer.
„Die Gefangenen in eines der Häuser! Seht zuvor nach, daß keine Waffen herumliegen." Litennons Stimme klang heiser. Fast unerträglich schmerzten seine Wunden, aber niemand sollte ihm das anmerken. Er wandte sich an seinen Sohn. „Nun, Junge?"
Avaros humpelte; ein Speerstoß hatte seinen Oberschenkel getroffen. Statt einer Antwort nickte er verkniffenen Gesichts.
„Wo ist Bomilkar? Wo steckt Eladu?" fragte Litennon weiter.
„Weiß nicht."
Beide begaben sich in jenes Haus, das zuvor den Stab aufgenommen hatte. Sie ließen sich auf den ungewohnten römischen Sesseln nieder, um die fliegenden Pulse zu beruhigen. Noch immer tobte der Kampf in ihnen.
Litennon betrachtete die Einrichtung voll Mißtrauen. In Regalen lagen Pergamentblätter und Wachstäfelchen. Dagegen sahen die Bruchsteinmauern und die Balkendecke in iberischen Ortschaften nicht anders aus.
„Wo kann Eladu nur sein? Und wo ist..."
„Hier bin ich." Der junge Mann trat durch die Tür. Tief erschöpft nahm er den inzwischen verbeulten Helm mit den bunten Federn vom Kopf und schleuderte ihn in eine Ecke. Ihm bereiteten die Sessel keine Probleme.
„Ein wunderbarer Centurio!" lobte Litennon. „Und niemand schöpfte Verdacht."
Avaros lächelte mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Ausgezeichnet." „Als du uns auf Iberisch das Auseinandergehen befahlst, dachte ich, er merkt etwas. Wir hatten uns doch auf Latein geeinigt."
„Weißt du, Litennon, gerade als ich losbrüllen wollte, fiel mir ein: Nicht alle Ilergetensöldner verstehen Latein. Glaubhafter ist deshalb ein Befehl in ihrer Sprache..."
Der Anführer erwiderte nichts. Er erhob sich und wanderte nachdenklich durch den Raum. Was sollten sie mit all diesen Dingen anfangen? Verbrennen? In den Duro werfen? „Eladu, kann man das Zeug irgendwie gebrauchen?"
Der junge Mann zuckte die Schultern und verzog sogleich schmerzlich das Gesicht; er war ebenfalls verwundet.
„Heute Abend setzen wir uns zusammen und verteilen die Beute. Beraten wird, was und wieviel jeder bekommt", sagte Litennon. „Und was aus der Festung wird", setzte Avaros hinzu. Er hatte ein Stück Stoff entdeckt und riß es in lange Streifen, um damit seinen Oberschenkel zu verbinden.
„Ja, auch das. - Wo ist Bomilkar? Er wird doch nicht umgekommen sein?"
„Nein, das nicht", krächzte es vor der Tür.
Mit ein paar Schritten war Litennon draußen. Der Punier hockte an der Mauer und versuchte vergeblich hochzukommen.
„Bist du...? Bei Netos, bleib liegen! Du blutest sehr."
„Die paar Schrammen zählen nicht."
„Verdammt halsstarrig seid ihr! Geht sofort und laßt eure Wunden nachsehen! Wenn ihr schon Helden sein wollt, dann zeigt es den Römern, nicht mir. - Das gilt auch für dich, Avaros!"
Eladu wühlte noch in den Schriften. Bedeutende Funde oder gar Geheimnisse erwartete er nicht. Ein Mann wie Metellus Macedonicus ließ nichts liegen,
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