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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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gemeldeten Reiter dem Hügel und passierten die Ruinen des niedergebrannten Ibererdorfs Minendo. Jeder sah - Römer. Ein schlanker Mann in blitzender Centurionenrüstung trabte auf einem Schecken vornweg. Ihm folgte der Standarten-träger.
    Die Legionäre atmeten auf. Es würde also keinen Kampf geben.
    Trotzdem gebot die Vorschrift fürs erste Schweigen und scharfe Beobachtung der Herankommenden. Die Reiter hielten am Fuß des Hügels, bereits in Reichweite guter Bogenschützen. Nur der Anführer und der Mann mit dem Feldzeichen ließen ihre Pferde den Hang erklettern. Sobald die beiden den schriftlichen Befehl überreicht hatten, würde auch die letzte Formalität erledigt sein.
    „Wachgruppe, fertig zur Parade!" befahl der diensthabende Offizier bereits halblaut. Das Weitere war ohnehin nur Routine.
    Vorm Tor zügelten die zwei Männer ihre Tiere, und der Centurio zählte in aller Ruhe - die Posten sahen es deutlich - die vorgeschriebene Wartezeit herunter. Nie konnte ein fremder Spion erfahren, daß
    der Befehlshaber vortreten und genau bis zur Zahl fünfzig kommen mußte - auch durfte es keinesfalls wesentlich länger dauern —, bevor er die Wache anrief! Ein sicheres Verfahren, denn Barbaren vermochten nie so weit zu zählen; freilich war es umständlich und zeitraubend, schützte indes vor Überrumpelungen.
    „Vierundfünfzig Mann Hilfstruppen aus Ilerda zur Verstärkung der Garnison Minendo", erklärte der Fremde in geläufigem Latein. Daraufhin öffnete man die kleine Pforte, zwei Männer traten heraus, nahmen den Marschbefehl entgegen und studierten Text und Siegel eingehend. Neuerdings wurden nur Lesekundige dafür ausgewählt, die Zeit sorglosen Vorgehens war längst vorüber.
    Unten im Tal zügelten die Reiter ihre Pferde. Unschwer zu erkennen, daß es sich um Iberer in römischem Sold handelte. Bis auf die Helme war ihre Kleidung und Bewaffnung die der Barbaren. Daß ihr Anführer ein Römer war, stand außer Zweifel.
    „Du kannst passieren, Centurio, und deine Leute auch. Alles ist in Ordnung", sagte der Legionär und gab die Tafel zurück. Knirschend schwangen die Torflügel auf.
    Der Offizier hob die Hand zum Zeichen für die Wartenden und spornte sein Pferd an. Schweigend folgte der Standartenträger, ein Riese mit einem langen Schwert an der Seite. Das Feldzeichen hielt er in der Linken, als wäre es federleicht.
    Die Wache stand stramm, ihr Decurio grüßte die Standarte. Zur Erwiderung neigte der Starke sie ein wenig.
    „Kohorte wegtreten!" schrie unterdessen der diensthabende Offizier. Nachdem die iberischen Söldner hereingekommen und abgesessen waren, befahl ihr Anführer, sie sollten sich geordnet aufstellen.
    Die dienstfreien Römer grinsten. Das dürfte lange dauern - Barbaren!
    „Erlaube mir, dich zum Lagerkommandanten zu führen!" Der Wachoffizier trat zu dem fremden Centurio. „Dort drüben wartet er bereits."
    „Sofort, Freund", antwortete dieser. „Ich muß mich erst um meine Leute kümmern. Wie die sich anstellen! Furchtbar!"
    „Alles wegtreten!" brüllte der Centurio im Dialekt der Iberer von der Küste. Daß er einen deutlichen Akzent aufwies, verstand sich von selbst. Welcher Römer beherrschte solch eine Sprache!
    Sichtlich widerwillig liefen die Männer auseinander und verteilten sich über den halben Hof.
    Vom Tor her schaute Lars zu und grinste. Gleich würde der Befehl „Antreten!" kommen, und dann gab es erneut ein Durcheinander. Daß Barbaren doch nie Ordnung halten konnten! Der Zorn, den er soeben noch auf dieselbe militärische Disziplin gehegt hatte, war wie fortgeblasen.
    „Achtung, jetzt!" schrie der Reiterführer. Ehe Lars überhaupt begriff, was geschah, drang ihm ein Wurfspieß in die Brust. Der Schmerz verblaßte so rasch, wie es vor den Augen dunkelte. Daß einer der Fremden mit dem kurzen Schwert zustieß, daß er fiel, wurde ihm nicht mehr bewußt.
    Schreie gellten über den Appellplatz. Nach einer kurzen Pause des Entsetzens und der Verständnislosigkeit wehrten sich die Legionäre. Doch da bemächtigten sich die Angreifer bereits des Tores und stießen die Flügel weit auf.
    Verstört fochten die Posten auf den Mauern und sahen voller Schrecken, daß weitere Krieger aus den Dorfruinen hervorkamen und in langen Sätzen den Hügel erstürmten. An eine geordnete Abwehr war gar nicht zu denken. Zahllose Pfeile schwirrten durch die Luft und prasselten auf jene nieder, die notdürftig eine Kampflinie bilden wollten. Dann waren die Männer aus dem

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