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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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besaß er bisweilen.
    „Du bist ein zuverlässiger Helfer", lobte er mit saurer Miene und verließ die Kanzlei so rasch wie möglich. Seine Laune war noch düsterer geworden. Weder um die wirtschaftliche noch um die militärische Situation des Landgutes stand es zum Besten. Allzu klar war ihm, daß es Sache der Legionen war, das ungebärdige Numantia zu vernichten. Ohne den Rückhalt würden die Streifscharen alsbald aufgerieben sein, zumal dann auch mehr Truppen zur Verfügung stünden. Doch das lag in weiter Zukunft.
    Ein Hornsignal schreckte ihn auf. Durch das Tor kam eine Abteilung Reiterei - die Verfolger der Arevaken. Offensichtlich hatten sie nichts erreicht. Ein Legionär mußte vom Pferd gehoben werden. Das verdeutlichte, wie die Dinge standen.
    Lentulus verschwand im Herrenhaus. Es war wesentlich besser ausgestattet als die Gebäude der Offiziere und Legionäre, von den Unterkünften der Sklaven gar nicht zu reden. Trotzdem, fand er es entsetzlich primitiv und barbarisch.
    Lentulus fröstelte. Alles und jedes reizte ihn zur Wut.
    „Heizt gefälligst mehr ein!" fauchte er den ersten Sklaven an, der ihm begegnete. „Unerträglich kalt ist das hier!"
    „Wie du befiehlst, Herr." Der Diener lief davon. Wahrscheinlich würde er hinter der nächsten Ecke wieder schlendern. Unausstehlich, diese Trägheit und Faulheit der Sklaven. Er konnte doch nicht jeden dritten Tag einen Widerborstigen als abschreckendes Beispiel kreuzigen lassen. Das drückte den Gewinn.
    Lentulus warf sich in einen Sessel und wickelte sich in dicke Decken, um das Blut rascher kreisen zu lassen. Er haßte das Land und seine Bewohner. Man konnte nicht in Iberien leben, das ging einfach nicht.
    „Zwei Männer wären mir lieber gewesen", sagte Keri. „Was nützen uns die Frauen? Was fangen wir mit ihnen an? Ob sie reiten können?"
    Die Arevaken schauten sich verlegen an. Daran hatte niemand gedacht, als sie die Befreiten vor sich auf die Sättel hoben. Im Stillen gaben sie dem Anführer recht. Ihre gefährlichste Waffe war die Geschwindigkeit. Heute war die Streifschar hier, morgen ganz woanders. Die Sklavinnen wirkten wie Klötze am Bein und behinderten sie. Sie im Stich zu lassen kam dennoch nicht in Betracht.
    „Sie haben die Spur verloren und sind umgekehrt", meldete Megaravik und drängte sich in den Kreis. „Einer wird wohl verwundet sein, aber sicher ist es nicht." Niemand lobte ihn deswegen. Zu alltäglich war das Manöver, die Legionäre in die Irre zu leiten.
    „Gut", erwiderte Keri nur knapp. „Wir reden gerade über die Beute."
    „Und was gibt es da zu reden? Wollen die beiden nicht mit uns kommen?"
    „Keine Ahnung. Kann ich Latein? Die jedenfalls verstehen unsere Sprache nicht. - Im Übrigen behindern sie uns, darum geht es."
    Megaravik brummte vor sich hin. Ein paar überflüssige Pferde hatten sie - Lasttiere, auf denen die Sklavinnen Platz haben würden. Aber während des Angriffs müßte jemand bei ihnen bleiben.
    „Wie steht es mit den Vorräten?" fragte einer aus der Runde. „Kommen wir aus, Keri?"
    „Einigermaßen. - Heute Nacht greifen wir das Gut an und schaffen dort Unordnung. Dann geht's nach Hause. Areito, du bist verwundet, du beschützt die beiden."
    Areito war ärgerlich, man sah ihm das an. Doch während der Streife gab es keine Widerrede. Sie hatten dem Anführer Gehorsam gelobt.
    „Wir reiten bei Sonnenuntergang. Bis dahin soll jeder die Waffen in Ordnung bringen. Treffpunkt ist nachher der Felsen, wo wir die Römerstraße verließen. Weiß jeder Bescheid?"
    Die Iberer grinsten. Der Jalu war eine unfehlbare Hilfe und der Fahrweg kaum zu übersehen.
    „Wo soll ich dort warten?” erkundigte sich Areito. „Nahebei versteckt oder lieber etwas weiter entfernt?"
    „Eine römische Streife darf euch keinesfalls entdecken. Und du mußt uns warnen, falls zufällig Legionäre dort sind. Wirst schon etwas Geeignetes finden."
    Davon war Areito überzeugt. Allerdings entschloß er sich, sogleich aufzubrechen. Schließlich war der Weg weit und unbequem, die Sklavinnen außerdem schlechte Reiter. Er löste die Leinen aller Tragtiere und koppelte sie aneinander. Die Gefährten halfen ihm. Sie hoben auch die Frauen auf die Packsättel, denn für den Verwundeten wäre das schwierig geworden.
    „Auf bald, Freunde!" grüßte Areito und trieb die Pferde an.
    Hell und klar flammten die Sterne am Himmel. Die wachenden Legionäre schauten bisweilen hinauf und suchten jene Fünkchen, die ihnen Glück verheißen sollten,

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