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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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insbesondere den roten Mars. Schließlich war er der Gott des Krieges, und sie waren seine Diener.
    Mißtrauisch und furchtsam spähten die Posten auf die Felder. Erst an einigen Stellen war der Ring um diese so weit befestigt, daß dort Bewaffnete lauern konnten. Tage würden vergehen, bis alles völlig abgesichert war. Das Gut war sehr weitläufig, die Zahl der Legionäre aber gering.
    Viele Krieger hatten die Lider geschlossen; nicht weil sie müde waren - das waren sie auch —, sondern um besser horchen zu können. In der Finsternis nützten die Augen wenig, die Ohren desto mehr.
    Das leise Rascheln des toten Grases, das Schürfen lederner Brustpanzer auf der gepflügten Erde hörte dennoch niemand. Noch weniger sah einer der Römer die Schatten, die sich durchs Dunkel dem doppelten Verteidigungsring näherten. Selbst Iberern wäre es schwer geworden, die Angreifer zu entdecken. An der Fama, die Keri und die Seinen „Geister" nannten, war zumindest das eine wahr: Kein Laut war zu hören.
    Die nächtliche Stille schläferte die Legionäre ein. Das Säuseln des Windes verschlang das leichte Kratzen, als drei Krieger die Palisade an einer besonders leicht ersteigbaren Stelle überkletterten. Sie huschten weiter und verschwanden im Schatten eines Steinhaufens.
    Die Legionärspatrouille kam einen Augenblick später, wanderte auf und ab und spähte ins Dunkel. Keiner ahnte, daß die Feinde wenige Schritte entfernt lauerten. Man wartete auf die beiden Männer vom Nachbarabschnitt und wechselte das Kennwort und die Meldung, daß alles in Ordnung sei.
    Ein Eulenruf ließ die Römer aufhorchen. Da sich aber nichts rührte, hatte also tatsächlich ein Vogel geschrien, und sie entfernten sich wieder. Nur wenig später huschten die nächsten Iberer ins Lager und verständigten sich durch Handzeichen und geflüsterte Worte. Viel war nicht abzusprechen.
    Drei Krieger schlichen sich nach links, drei nach rechts, die anderen tasteten sich zum inneren Verteidigungsgürtel des Guts vor. Ihr Ziel war das Feuer vor dem Eingang, das ein Anschleichen unmöglich machen sollte. Ein Feind würde im Licht stehen, bevor er die Mauer ersteigen konnte - kein Problem für die Bogenschützen, ihn zu töten.
    Doch ebendieser Holzstoß hatte Keri eine Idee eingegeben.
    Alle Angreifer lauerten an den vereinbarten Stellen, als eine Streife bemerkte, daß mehrere wachhabende Legionäre getötet worden waren. Sofort erscholl das Alarmsignal. In größter Eile besetzten die Römer sämtliche Posten.
    Im Dunkeln stolpernd, rannten Männer hastig zur Lücke in der Palisade und versuchten herauszufinden, ob die Arevaken tatsächlich noch im Gut weilten. Pfeile surrten herbei, doch überall waren nur Legionärsrüstungen zu sehen. Verwirrt suchten die Wachen nach Zielen. Auf wen sollten sie schießen? Konfusion breitete sich aus. Wer war Freund, wer Feind? Fackeln wurden entzündet, um die Szene zu überschauen. Das Chaos verschlimmerte sich dadurch nur. Wer eine Fackel trug, war alsbald einem Hagel von Geschossen aus dem Finstern ausgesetzt. Die Legionäre warfen die Fackeln weg - daraufhin griffen andere ebenfalls römisch Gerüstete danach und schleuderten sie gegen Tor und Mauern.
    Ein Decurio begriff als erster und schrie: „Verrat!" Im Nu aber brüllten es alle, Angreifer wie Verteidiger. Die Römer konnten nicht unterscheiden, wer der Feind war.
    Es blieb nur der Rückzug. Das sahen auch die Legionäre ein und formierten sich in der Nähe des Holzstoßes, wo sie einander erkennen konnten. Die Feinde blieben auf diese Weise draußen und beschossen die hell erleuchteten Ziele. An umherliegenden Fackeln wurden Brandpfeile entzündet und auf die Dächer der Gebäude geschossen. Unverzüglich fing das knochentrockene Material Feuer.



„Das Tor bleibt zu!” kreischte ein Centurio, als er sah, wie die Legionäre vom äußeren Verteidigungsring herandrängten. „Wir lassen jetzt niemanden ein!" Daß eine bedeutende Anzahl Arevaken diesen Angriff führte, schien ihm klar. Ihre Stärke mochte weit über fünfzig Mann liegen. Das Gut schwebte in höchster Gefahr. „Dritte und vierte Gruppe: Löscht die Brände! Beeilt euch!" An einen Sturmangriff glaubte er nicht. An den Mauern würde er zerschellen, und die Iberer waren keine Narren. Doch die Brandgeschosse...
    Die Legionäre trampelten auf den herein geschleuderten Fackeln herum, um das Umsichgreifen der Flammen zu verhindern. Aus dem Brunnen wurde Wasser geholt und über die Holzdächer gegossen.

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