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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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zutiefst die Schädigung deines Vermögens", begann der Reiterführer, da die anderen schwiegen. „Leider ist es uns wenigen praktisch unmöglich, die streifenden Iberer zu fangen."
    „Es scheint, ich besolde unfähige Offiziere und faule Legionäre. Wie kann das geändert werden?"
    „Solange die Arevaken das Gesetz des Handelns bestimmen - nie. Unter solchen Bedingungen sind sie schwerlich zu fassen. Für einen Gegenschlag oder die weiträumige Suche brauchte man wenigstens eine Kohorte, besser zwei. Meine fünfzig Reiter... Reden wir nicht davon!"
    „Wer soll zwei Kohorten bezahlen?"
    Warum baust du dir ein Landgut in Grenznähe? dachte der Anführer verbittert. Soviel Dummheit aus Geldgier bleibt nie ungestraft.
    „Wir sannen schon nach Abhilfe." Der Reiterführer erläuterte die Idee mit den vorgeschobenen Wachposten.
    Lentulus verstand sichtlich nichts von alldem, nickte aber gewichtig Zustimmung. „Wenigstens einmal kann ich sagen, daß nicht bloß Dummköpfe im Heer sind. Warum denkt ihr erst jetzt daran?"
    Er erhielt keine Antwort und drehte sich wütend um. Nie würde ein Gutsbesitzer diese Offiziere recht begreifen. Sie anzuschreien hatte auch wenig Sinn. Darum verließ er den Raum und übersah den stramm grüßenden Posten völlig.
    Ein kalter Wind blies über den Appellplatz, obgleich die Sonne hoch am wolkenlosen Himmel stand. Der Winter fern von der Küste war unerträglich. Erneut verfluchte Lentulus den Tag, an dem sein Vater ihn hierher verbannt hatte. Verdammtes Iberien!
    Ammius hockte in der Kanzlei und sortierte die Akten. Was er dem Herrn berichten konnte, tröstete ein bißchen über den Ärger hinweg. Nach und nach, wenn auch langsam, stiegen die Einkünfte, zumal man sich in das Versorgungsgeschäft der Legionen eingeschaltet hatte.
    „Dennoch, auch in diesem Monat kann ich keinen Gewinn registrieren."
    „Versprachst du nicht für diesmal einen kleinen Überschuß?"
    „Ich vermutete ihn nur", präzisierte Ammius, „nachdem ich unterstellte, das Geschäft würde sich gleichmäßig entwickeln. Das ist leider nicht der Fall. Die Ausgaben stiegen stärker an als erwartet. Hier habe ich die Zahlen, Herr: Sklaven, Nahrungsmittel und Werkzeuge aller Art, nicht zu vergessen der Sold für die zusätzlichen Legionäre kosteten dich siebentausenddreihundertvierundzwanzig Denare. Dazu kommen vierundneunzig Denare an Zinsen für das Haus Sibalus - du erinnerst dich gewiß des Kredits?"
    „Ja, leider."
    „Auf der Gegenseite stehen durch den Verkauf ungeeigneter Sklaven, von Werkzeugen und diesem und jenem insgesamt siebentausendzweiundsiebzig Denare. Bei der Aufrechnung bleibst du auf der dunklen Seite."
    „Bei Merkur, dem Schutzherrn des Handels! Wird es denn nie aufwärtsgehen?" Er dachte an die Forderung des Vaters, und ihm war unwohl. Lange in diesem gräßlichen Land leben - um keinen Preis der Welt!
    „Selbstredend hat uns das Haus Sibalus auch die dreihundertsechsundvierzig Denare, die uns diesen Monat fehlen, vorgestreckt. Die Zinsen sind niedrig. Ich kann dich beruhigen, Herr, sie werden das Gut nicht belasten. Sobald es Gewinn abwirft, zahlst du die Beträge mit einem Lächeln zurück. Bedenke zudem, daß der letzte Monatsabschluß noch mit einem Minus von siebenhundert Denaren endete!" Er spreizte die Finger. „Freilich müßte ich erst Sibalus' Forderung erfüllen, ehe aufrechenbare Gewinne für die große Vergleichsbetrachtung zustande kommen. Dein gnädiger Herr Vater wartet sicher sehnsüchtig auf einen Bericht."
    Lentulus war davon weniger überzeugt. Außerdem erinnerte er sich, daß sein Bruder in Numidien nicht mit ständigen Überfällen leben mußte. Marcus war eben stets vom Glück begünstigt.
    „Nun, und wenn..." Er stockte und erinnerte sich, wer vor ihm stand. Dem Kontrolleur des Vaters konnte er unmöglich vorschlagen, diesen ein wenig zu betrügen. Ammius war nicht lebensmüde.
    „Ich kann nicht verstehen, was du mit diesem ,und wenn' andeuten willst, Herr", erwiderte der Sekretär warnend, „aber ich bin überzeugt, daß der gütige Herr Vater selbstverständlich laufend Bericht über die Kreditbewegungen des Hauses Sibalus einholen läßt." Publius begriff sofort, daß sein Gegenüber damit zweierlei sagen wollte. Ammius würde keinesfalls mittun, und dann stand auch fest, daß ein solches Manöver sinnlos war. Er müßte schon ein Meister auf dem Gebiet der Bilanzfälschungen sein. Der junge Römer gab sich dieser Illusion gar nicht erst hin. Soviel Realismus

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