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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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der Besucher und war überzeugt, daß von dieser Römerin keine Gefahr drohe. „Der Senat kennt schwere Strafen, wenn ich sein Silber oder seine Kundschafter für private Zwecke benutze."
    „Deine Sache, Cajus Menetius. Mehr als dein Leben kann er dir nicht bieten."
    „Wie?" Der Hellene fuhr 'auf und begriff, die Frau gründlich unterschätzt zu haben. „Ich verstehe nicht, was du meinst."
    „Scheint mir nicht so. Ich habe den Beweis, daß jemand beabsichtigt, dich zu Pluto..., will sagen: zu Hades", sie lächelte böse, „zu befördern. Ich kenne seine Gründe und alle Maßnahmen, mit denen er sich hernach der Strafe entziehen wird."
    Lucius Aurelius, dachte der Spion sofort. Immerhin hielt er seine Züge so weit in der Gewalt, daß er sein Erschrecken verbarg.
    „Falls du ablehnst", fuhr Calpurnia fort, „wirst du eines Tages ein Tröpfchen in den Wein bekommen, oder ein Dolch durchbohrt dich. Du solltest das kennen."
    Kann ja sein, daß sie die Wahrheit sagt, überlegte Menetius hastig. Aber wenn sie nur ein Spiel mit leerem Einsatz mit mir treibt? Ich brauche einen Anhaltspunkt. „Wer sagt mir, Herrin", erwiderte er heiser, „daß dein Hinweis stimmt? Ich werde mich hüten, dich durch Mißtrauen zu kränken. Doch... vielleicht berichtete man dir falsch."
    Die Römerin schwieg.
    Menetius begriff, ihre Position war die festere. Er wählte entschlossen das Risiko. „Mein Leben ist immer in Gefahr", sagte er. „Oft schon drohten mir Mord und Gewalt. Bring mir einen Beweis, ein Argument, daß nicht alles aus der Luft gegriffen ist! Oder ich lehne ab und stelle mich meinem... Mörder."
    „Deine Forderung erscheint mir gerecht. Ich werde dir eines der Motive nennen: Geld. Beachtliche Summen wurden beiseite geschafft - du weißt da Bescheid. Demjenigen liegen die Belege vor. Mit ihnen würde dein Tod zur gerechten Strafe des Senats."
    Also doch Lucius Aurelius dachte Menetius. Nein, ich brauche Calpurnia nicht nach dem Namen zu fragen. Aber ich muß noch mehr erfahren, wenn ich meinen Vertreter beseitigen will - und das ist nun wohl unvermeidlich. „Einverstanden, Herrin", murmelte er.
    „Ich brauche jedoch eine einwandfreie Beschreibung deines Sohnes. Besser wäre ein Bild. Kannst du das beschaffen?”
    „Schicke morgen einen verläßlichen Mann. Dann wird alles bereitliegen. Ein Grieche hat Titus bei einer Fechtübung gezeichnet. Es wird dich freuen, das Werk eines Landsmannes zu sehen."
    Menetius nickte nur; am liebsten hätte er der Frau seinen Haß ins Gesicht geschrien. Er fühlte sich wie ein Fisch am Haken, längst verurteilt. Was bringt mir nun Lucius Flaccus' Tod ein? Absurderweise muß ich jetzt den Sohn suchen. Halt, da gibt es noch einen Ausweg! Ich könnte Titus finden, verschwinden lassen und als Geisel benutzen!
    Sein Gesicht erhellte sich. Um das zu verbergen, verabschiedete sich Cajus Menetius so rasch, daß er sogar eine Verbeugung vergaß.
    Calpurnia registrierte das und war mit sich zufrieden. Ihrer Meinung nach war alles Nötige eingeleitet, um Titus zu finden. Mehr war wohl nur den Göttern möglich.
    „Melus!"
    Der Gerufene erschien unverzüglich.
    „Du bekommst einen Sonderauftrag. Hör genau zu..."

IV
Bei Ocilis
    Ein verzweifelter Hilferuf erscholl. Die Legionäre faßten nach den Waffen - offenbar ein iberischer Angriff.
    „Alarm!" brüllte ein Decurio vom Wachturm am Lagertor. Einige Krieger trieben die Sklaven in die Unterkünfte und verriegelten deren Türen. Die Reiter waren bereits zu der Stelle des Überfalls unterwegs. Auf den Mauern und Palisaden wurden die Bogen gespannt. Mißtrauische Blicke suchten anschleichende Arevaken.
    Es konnte überhaupt nur eines passiert sein: ein Anschlag auf einen einzelnen Wachposten. Immer ging das so, alle zehn, zwölf Tage ein Pfeil von irgendwoher.
    Verängstigt hockten Sklavinnen und Sklaven in den hastig verschlossenen Häusern. Kaum wagte man einander anzuschauen.
    „Iberer", flüsterte eine junge Frau, und eine schwache Hoffnung belebte ihre Stimme. „Waren es... Iberer?"
    Die Leidensgefährten schwiegen. Woher sollten sie die Antwort wissen? Freilich konnte es kaum eine andere Ursache geben.
    Auf dem Appellplatz standen die Offiziere und erwarteten verärgert die Meldungen der ausgesandten Späher, obwohl jeder schon jetzt wußte, was passiert war.
    Endlich kam ein einzelner Reiter. Niemand hielt den Melder auf, er galoppierte zu den wartenden Befehlshabern und sprang vom Pferd. „ Salve! Der Legionär Valerius ist tot. Er

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