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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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Armut.
    „Vielleicht melde ich mich freiwillig zu den Legionen. Als Altersgabe erhalte ich dann ein Anwesen hier..." Daß man ihm freilich nur minderwertigen Boden übergeben würde, war Brennus bekannt.
    „Pfui! Du willst dem Heer beitreten, das deine Heimat zerstörte?"
    Das traf den Gladiator und zerbrach seine Sicherheit. In der Tat, wie hatte er das vergessen können? Aber welchen Weg gab es sonst, zu einem Stück Land zu kommen?
    „Außerdem können die Götter schon jetzt deinen Tod wollen", fügte Verinus hinzu. „Sklaven sollten nie ans Übermorgen denken."
    „Du glaubst doch selbst nicht, daß Räuber uns anfallen! Bei der Eskorte - niemals. Im Übrigen kann ich uns verteidigen.”
    „Wäre gar nicht nötig. Mir geschähe ohnehin nichts. Dir dagegen... Falls die Iberer dich für einen Römer halten - und der Eindruck kann entstehen —, machen sie kurzen Prozeß mit dir."
    Brennus stutzte und krauste die Stirn. „Bei allen Göttern, ich verstehe dich nicht. Willst du dich deiner Haut nicht wehren? Römischer Sklave zu sein ist übel; aber die Arevaken sind doch Barbaren, sie töten Gefangene!"
    „Gefangene Legionäre, nicht uns. Wir wären frei."
    „Du wolltest sagen: Beute des Siegers. Seit wann verzichtet ein Sieger auf sein Recht? Na, oder wie meinst du?"
    „Wann hat dich die Herrin gekauft, Brennus? Du bist wohl noch nicht lange im Haus, oder dir ging bislang nur das Fechten im Kopf herum. Hast du nie gehört, daß die Iberer keine Sklaven haben? Jeder ist dort frei, auch ich wäre es - wie gesagt, falls man uns überfiele. Doch das wird wohl nie geschehen. Schade."
    Nachdenklich - und mit ganz anderen Gedanken musterte der Gallier die Obsthaine. Die Behauptung des anderen kam ihm nicht aus dem Sinn. Stimmte sie? Weshalb sprachen die Sklaven nie davon... Doch, das Gerücht war bereits irgendwo aufgetaucht... Schon möglich, daß man von den Arevaken gesprochen hatte. Er war mit den übrigen Sklaven noch nicht so vertraut. - Das wäre in der Tat eine völlig neue Sache!
    „Woher weißt du davon?" fragte er geradewegs.
    „Alle Welt weiß es. Sprich mit gebürtigen Iberern, sogar im Haushalt haben wir einige. - Als ich im Sommer in Tarraco den seligen Dominus bediente, gab es einen Fall, daß ein früher geflüchteter Sklave von den Legionen aufgegriffen wurde. Er war bei den Numantinern Krieger geworden. Man kreuzigte ihn."
    „Und dann sind nicht alle Sklaven bei erstbester Gelegenheit geflüchtet, wenn - wie du meinst - die Arevaken so gutmütig sind? Sehr seltsam."
    „Bei Jupiter, das geht nicht! Schließlich haben die Götter beschlossen, daß wir Sklaven sein sollen. Wenn sie es fügen, daß die anderen uns befreien, ja dann..."
    Brennus knurrte ein paar Worte in seiner Muttersprache, die Verinus zum Glück nicht verstand. Dann blickte er die Legionäre an. Mindestens fünfzig gingen zu Fuß, ebenso viele streiften zu Pferd umher, um die Banditen..., Banditen? Falls Verinus recht hatte und weshalb sollte er lügen? —, waren die Iberer schätzenswerte Freunde.
    Wenn ich nun allein..., dachte Brennus. Unsinn! Ich kenne weder das Land noch die Sprache der Bewohner, wüßte nicht, wohin ich mich wenden soll. Numantia ist weit, und welche Stadt hält hier zu Rom, welche ist ihm feindlich? Ein, zwei Männer würde ich im Handumdrehen erledigen, doch hundert? Schade.
    „Du schaust wohl schon nach den Arevaken aus?" neckte er Verinus, der zum Fluß hinüberblickte. Aber die Gestalten auf dem Boot in der Strommitte waren zu klein, als daß man sie hätte erkennen können.
    „Nein!" wehrte dieser fast entsetzt ab. „Hoffen ist nicht verboten, aber die Götter haben es unsereinem untersagt..."
    „Ich weiß", unterbrach der Gladiator dieses Glaubensbekenntnis. „Die Götter, die Götter. Kannst auch Ängstlichkeit dazu sagen. Übrigens, wenn dich die Iberer stehlen, wärst du Tella um keinen Schritt näher. Hier ist nicht Sizilien."
    Trübsinnig schüttelte der Sklave den Kopf. Er hatte sich das auch überlegt. „Ich könnte als Bauer Silber verdienen und sie freikaufen", sagte er unsicher. Brennus verzog den Mund, ohne zu antworten.
    Melus träumte müde vor sich hin. Vielleicht würde er den nächsten Sommer schon als freier Mann erleben? Sein Möglichstes zu tun, hatte er versprochen, und er meinte es ehrlich. Ein überraschender Tod der Domina wäre für die Sklaven des Hauses das sichere Verderben...
    Ein Schrei schreckte ihn aus dem Dahindösen. Kaum zehn Schritte entfernt sank ein

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