Das Grab der Legionen
tun?
„Diese Angelegenheit und insbesondere die seltsamen Umstände werde ich dem Konsul vortragen. - Du fertigst eine Notiz an!" bedeutete der Tribun seinem Sekretär. Damit war für ihn die Sache erledigt, und er wandte sich Publius Lentulus zu. „Als Verstärkung für dein Landgut ist ein Manipel marschbereit. Er ersetzt die geschwächte Einheit, die dann zurückkehrt und von mir inspiziert wird. - Daß die Arevaken einen erneuten Angriff wagen, halte ich für unwahrscheinlich." Die übrigen Offiziere stimmten schweigend zu. Man kannte die Taktik der Streif scharen. Außerdem mochten die Iberer ebenfalls angeschlagen sein.
„Wenn sie die Verstärkung sehen, wird auch der Mutigste zaudern. Im Übrigen, mein Publius - dies ist eine Angelegenheit der Legion. Ich denke, wir verstehen uns."
Lentulus brauchte keine Erläuterung. Die Sicherung militärisch bedeutender Objekte war keine Sache, für die man zahlen mußte. Servius überreichte ihm demnach ein Geschenk und erwartete eine Gegengabe. Lentulus lächelte vielsagend. In der nächsten Zeit würde eine gewisse Summe von einem Guthaben auf ein anderes überschrieben werden, ohne daß jemand davon erfuhr. Am allerwenigsten die Kriegsleute hier im Zimmer.
Die betont nichtssagenden Gesichter einiger Centurionen bewiesen jedoch das Gegenteil. Diese kannten das Verfahren aus ihrem Machtbereich und fluchten insgeheim, sich an dieser Schiebung nicht beteiligen zu können. Älius beim Konsul anzuschwärzen war eine lebensgefährliche Sache; beide standen Cornelius Scipio nahe und nannten sich gute Freunde. Dem Zuträger würde karges Lob und gefährlicher Dank zuteil werden.
„Nun zu den Befehlen!" Jetzt war Älius' Ton eisig. „Die Etruskerkohorte wird durch Spurensucher verstärkt. Du, Centurio Varius, erhältst den Oberbefehl. Nimm ein paar Reiter mit, daß du gegen Überfälle geschützt bist. Falls die Fährte durch irgendwelche Dörfer führt - rücksichtslos niederbrennen! Wer den Arevaken hilft, ist des Todes. Jeder Iberer muß das wissen.
Mein Publius, ist dir an den entsprungenen Sklaven gelegen? Es scheint, nein. - Dann laß auch sie ans Kreuz schlagen. Dies Exempel soll allen Feinden das Blut in den Adern erstarren lassen. Sie werden spüren, was es bedeutet, den römischen Wolf zu reizen!"
„Zu Befehl!" Waffenklirrend eilte der Hauptmann hinaus. Seinem Gesicht war nicht zu entnehmen, was er von der Anweisung hielt. Sämtliche Offiziere aber glaubten, Varius könne unmöglich Erfolg haben. Die Iberer waren Meister im Verwischen von Spuren. Warum dann die leeren Drohungen, wenn die Barbaren doch entkommen würden?
„Und der Manipel marschiert unverzüglich zum Landgut meines teuren Freundes", fuhr der Tribun fort. „Du begleitest ihn selbst, Publius? Nein? Dann beginnt mit den Marschvorbereitungen. Danke, ihr könnt gehen!" Er winkte dem Kaufmann. „Du wünschtest mich privat zu sprechen, mein Freund?"
Lentulus wartete, bis niemand mehr zuhören konnte. „Was die Zahlung angeht, bedarf es keiner Worte. - Aber was soll ich tun, mein Servius? Die Arevaken untergraben jeden Wohlstand im Tal des Jalus. Rate mir, wie ich mein Anwesen zu beschützen vermag!"
Der Tribun seufzte. „Wie könnte ich das! Die Legionen sind zersplittert genug. Ich darf dem Konsul nicht vorschlagen, die Kampfkraft noch mehr zu schwächen. Schon die Maßnahme von vorhin wird mich ein unangenehmes Viertelstündchen bei Pompejus kosten."
„So ein Feigling!" murrte Lentulus. Und als Älius verwundert die Augenbrauen hochzog, ergänzte er: „Ich meinte den Konsul, teurer Freund."
„Das dachte ich mir. - Aber winters sind Kriegszüge unmöglich. Die Hälfte der Truppe würde erkranken. Nobilior versuchte einen Winterfeldzug, und du weißt: Nur jeder vierte Legionär kehrte zurück. Wohl oder übel werden wir bis zum Frühjahr warten müssen. Aber dann...!"
Das Schweigen des Händlers erlaubte dem Tribun, behutsam weiterzureden. Es galt, die Ansichten des Geldgebers auszuloten. „Du kennst die Senatsweisungen? Bislang klopfte Metellus Macedonicus die Grenze ab und operierte voll Vorsicht. Mit Frühjahrsbeginn wird das anders. Die Entscheidung steht vor der Tür. Der Konsul hat Befehl, um jeden Preis zu stürmen. Allerdings..."
„Allerdings was?"
„Mit diesen beiden• Legionen ist Numantia nicht zu nehmen. Man braucht doppelt, dreimal soviel Leute, sonst wird es im Sommer ein neues nutzloses Blutvergießen geben."
„Und das Heer aus Lusitanien kann nicht
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