Das Grab des Ghouls

verdammt noch mal, dass es zu Ende geht.«
    »Wieso das denn?«
    »Das weißt du selbst.« Rosali schniefte. »Ich habe vorhin mit Rita McQueen gesprochen, und sie hat mir erklärt, dass sie die Reisen einstellen will. Sie hat zwar nicht das gesehen, was du gesehen hast, aber sie kann eins und eins zusammenzählen, und das reicht. Es hat sich hier etwas verändert, Don. Etwas ist zurückgekehrt. Die Pilgerreise ins Grauen wird zu einer echten Gefahr für die Menschen. Das hier ist die letzte dieser Art.«
    Donald Carter dachte nach. »Ja«, sagte er schließlich, »ich denke, dass wir es so machen sollten. Wir setzen die Reisen aus.«
    »Sehr gut.« Rosali war erleichtert. »Und sollen wir sie später wieder aufnehmen?«
    Er griff nach ihrer Hand. Etwas, das er lange nicht mehr getan hatte.
    »Das wollen wir erst mal abwarten...«
    ***
    Bill hatte darauf bestanden, den Porsche zu nehmen, und ich hatte nicht abgelehnt. Sheila war von dem Trip ihres Mannes zwar nicht begeistert, letztendlich hatte sie aber zugestimmt.
    Bill hatte sie noch gefragt: »Wann gewöhnst du dich daran, dass wir kein so normales Leben führen?«
    »Nie.«
    »Aber wir haben es bisher noch immer geschafft.«
    »Klar, die Hoffnung stirbt zuletzt.«
    Wir hofften, das Ziel gegen Nachmittag zu erreichen. Ob sich dann die Gerüchte über die seltsamen Pilgerreisen als Tatsachen herausstellen würden, blieb abzuwarten. Ich hatte schon von ähnlichen Reisen gelesen, hatte sogar schon zusammen mit Bill eine mitgemacht, vor vielen Jahren. Eine Grusel-Tour nach Rumänien war das gewesen, wo wir auf den verbrecherischen Doktor Tod getroffen waren. Mir schien es eine Ewigkeit her zu sein...
    Unser Ziel war der Dartmoor National Park. An seinem Nordrand führt die A 30 entlang. Sie ist eine der wichtigsten West-Ost-Verbindungen, und um diese Zeit hatten wir dort auch freie Bahn. Es war noch kein Sommer, die Menschen hielten sich mit ihren inländischen Reisen zurück. Das Wetter konnte sich von der Temperatur her auch nicht so richtig entscheiden, ob es den Schnee wegtauen sollte oder ihn noch länger als schmutzige Flecken liegen ließ.
    Auch Suko hatte ich von unserer Reise informiert. Natürlich wäre er gern mitgefahren, aber hier ging es um eine private Sache. Da stand kein offizieller Auftrag an. Es hatte ja auch keine Anzeigen gegeben. Zwar wurden zwei Personen vermisst, doch niemand schien das wirklich zu kümmern.
    Bill Conolly sorgte sich nur darüber, dass er keinen Kontakt mehr zu Desmond Wayne bekommen hatte. Der Bekannte meldete sich nicht über sein Handy. Das sah nicht gut aus. Je näher wir unserem Ziel kamen, umso größer wurde Bill’s Sorge.
    Wir brauchten nicht zu tief in den Park hineinzufahren und konnten an der nördlichen Grenze bleiben. Es gab hier nur wenige Orte, und es waren nicht mehr als kleine Flecken. Hier und da ein paar Häuser, auch eine Kirche, ansonsten herrschte hier die Einsamkeit und eine sehr hügelige Landschaft.
    Mitten im Park gab es sogar eine ›Danger Zone‹«. Dort breitete sich das Moor aus und konnte für Menschen, die es nicht kannten, absolut tödlich sein.
    Wer hier ein Hotel oder ein Gasthaus besaß und geschickt ein gutes Marketing betrieb, hatte beste Karten. Erlebnisreisen waren »in«. Wenn sie dann noch mit einem Grusel-Touch verbunden waren, waren die Kunden noch angetaner.
    Das GPS-System im Porsche funktionierte einwandfrei und machte eine Karte überflüssig. Bill hatte Spaß am Fahren, und so hätte die Reise sogar zu einer Urlaubsfahrt werden können, aber das war sie nicht.
    In die gefährlichen Zonen brauchten wir nicht hinein. Wir konnten praktisch am Rand bleiben, wo es nicht so einsam war und es noch einige Straßen gab.
    Der Ort, auf den es uns ankam, hieß Wonson. Es war ein Dorf nahe bei den Zufahrtsstraßen ins Moor hinein. Von dort war es nicht mehr weit bis zum Gasthaus, das noch einsamer lag.
    Wir hatten uns den Nachmittag als Ziel vorgenommen, und das schafften wir auch.
    Bill lachte, als er mit der Hand auf das Lenkrad schlug und den Wagen über eine kleine Brücke aus Stein lenkte, unter der ein Bach mit dunklem Wasser floss.
    »Alles klar!«
    »Gut.«
    Wir rollten in den Ort hinein. Er versteckte sich zwischen den Hügeln, die ihr winterliches Aussehen verloren hatten, aber noch auf den Frühling warteten.
    Obwohl das Wetter nicht so schlecht war und wir sicherlich den fast vollen Mond bald würden sehen konnten, wirkte Wonson wie ausgestorben. Ein bestimmter Geruch hatte