Das Grab des Ghouls
sich ebenfalls ausgebreitet. Das Moor schickte eine gewisse Kühle, und ich wurde, als ich die Luft durch das geöffnete Fenster einatmete, ein wenig an Glastonbury erinnert, von Kennern als »Englisches Jerusalem« bezeichnet.
Einen Hinweis auf das Gasthaus gab es nicht. Da nutzte auch unser GPS nichts. Wir würden uns durchfragen müssen. Das war noch immer die beste Methode.
Zwei Männer saßen auf einer Steinbank vor einem Haus und schauten ins Leere. Sie wurden aber wach, als sie unseren Wagen sahen.
Bill stoppte, nickte mir zu und sagte: »Dann stell mal deine Fragen, Alter.«
»Mach ich glatt.«
Ich stieg aus und ging den beiden älteren Männern entgegen. Sie schauten mich nicht eben voller Begeisterung an, denn Fremde schienen sie nicht so zu mögen.
Ich blieb freundlich, was sie nicht besonders beeindruckte, und erkundigte mich nach dem Gasthaus.
»Was wollen Sie denn da?«
»jemand besuchen.«
»Nicht die Tour mitmachen?«
Ich tat ahnungslos. »Welche Tour denn?«
Die beiden Alten schauten sich an und fingen an zu kichern. »Jeder weiß doch Bescheid«, hieß es dann. »Es ist die Tour in die Hölle. Man kann das Grauen erleben, wenn man in der Dunkelheit durch die alte Ruine geht. Das ist toll für die Städter.«
»Ja, das denke ich mir. Aber ich will geschäftliche Dinge mit den Besitzern besprechen.«
»He, hauen die endlich ab?«
Ich dachte blitzschnell um. »Ja, wenn Sie so wollen. Man denkt an einen Verkauf.«
»Das wäre nicht schlecht.«
»Dann hätte die Hölle gewonnen«, sagte der zweite Mann, der bisher geschwiegen hatte.
Ich sprang sofort darauf an. »Die Hölle?«
»Ja, die Hölle.«
»Was hat sie denn damit zu tun?«
»Ich kann es nicht sagen. Wer kennt die Hölle schon? Oder den Teufel? Ich weiß nur, dass es ihn in verschiedenen Gestalten gibt. Man kann sich nie auf ihn einstellen. Außerdem sucht er bestimmte Verstecke auf. Es heißt, dass er sich in der Ruine versteckt hält und auf ahnungslose Tölpel wartet.«
»Interessant.«
»Du hast keine Angst?«
»Ich will ja nicht zu dieser Ruine. Mich interessiert nur das Gasthaus oder das Hotel.«
»Fahr hin.«
»Werde ich machen. Nur wie?«
Die beiden schauten sich noch mal an und erklärten mir dann den Weg. Ich bedankte mich, drehte mich von den Männern weg und wurde von ihnen trotzdem aufgehalten.
»He! Wenn du dem Teufel begegnen solltest, dann bestell ihm, dass wir noch keine Lust haben, ihn zu sehen.«
»Mach ich.«
Ich grinste in mich hinein und musste zugeben, dass die beiden Humor hatten.
»Alles klar?«, fragte Bill.
»Ja.«
»Wie weit müssen wir noch?«
»In Richtung Westen. Die Straße hört irgendwann mal auf. Dann können wir es sehen.«
»Mach ich doch glatt.«
Bill wollte wissen, was ich sonst noch erfahren hatte, und ich berichtete davon. Er war der Meinung, dass die beiden mehr wussten, als sie Zugaben. Ich widersprach nicht, wollte mich aber nicht so festlegen wie der Reporter.
Das Dorf lag hinter uns. Die Einsamkeit nahm zu. Der Schnee in den Bergen war getaut. Das Schmelzwasser suchte sich seinen Weg in die Tiefe, und so waren überall Bäche entstanden, deren Wasser den Weg nach unten nahm. Feuchte Wiesen. Pfützen. Rinnsale, die über die Straße rannen und irgendwo versickerten.
Die Natur würde bald ausbrechen und ihre Blütenpracht präsentieren. Noch waren die Knospen geschlossen, aber nicht mehr lange.
Die normale Straße hörte irgendwann auf, und dort sahen wir das Hinweisschild, das auf das Gästehaus hinwies. Es nannte sich ›King of Dartmoor‹. Der Name sorgte bei uns für ein Lächeln.
Noch eine letzte Kurve, und wir sahen es. Wobei ich das Gefühl hatte, der Wirklichkeit zu entschwinden und hineinzufahren in eine Filmkulisse. Alles kam mir so unecht vor. Ich hatte das Gefühl, dass dieses Haus irgendwie fehl am Platze war.
Einen Bus sahen wir nicht. Zwei Autos standen vor dem Hotel. Beides Geländewagen. Der rustikale Bau passte in die Gegend. Er war zudem nur ein Stockwerk hoch, und ich musste daran denken, dass ich schon öfter Bekanntschaft mit diesen einsam stehenden Gasthäusern gemacht hatte. Deshalb war ich auch gespannt darauf, was mich jetzt erwarten würde.
Wir hielten nahe der beiden geparkten Fahrzeuge und verließen den Porsche. Beide waren wir froh, uns bewegen zu können, aber wir wunderten uns schon darüber, dass sich vor dem Hotel niemand aufhielt. Hier war eine Reisegruppe untergebracht worden. Eigentlich hätte man davon ausgehen können, dass
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