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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
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würden. Auch der Fünfhundert-Dollar-Haarschnitt war nicht mehr zu retten; wie es aussah, würde sie sich in der nächsten Zeit wieder mit ihrem traditionellen Pferdeschwanz begnügen müssen.
    Sie ließ das Wasser aus der Wanne und tappte barfuß auf den Balkon. Das Bad, das größere von insgesamt zwei Bädern, lag im obersten Stock. Sie betrachtete die im abendlichen Sonnenschein leuchtenden bunten Oberlichter, über die Wolken hinwegzogen, dann vernahm sie unten Stimmen und spähte über das Geländer.
    Chase und Mac waren in der Diele und unterhielten sich. Nina spannte sich an und sah nach unten. Als sie sah, dass Chase eine Reisetasche abgesetzt hatte, wallten Widerwille und Zorn in ihr auf. Offenbar war er im Begriff aufzubrechen. Sie spitzte die Ohren.
    »Sie wiederholen sich«, sagte Chase gereizt. »Aber ich breche trotzdem auf.«
    »Sie wollen ihr nicht einmal die Höflichkeit erweisen, sich von ihr zu verabschieden?«, sagte Mac, dessen Missbilligung noch zwei Stock höher deutlich zu vernehmen war.
    »Herrgott noch mal, Mac, ich möchte ja mit ihr reden, ehrlich. Ich habe mir zu Herzen genommen, was Sie gesagt haben, denn ich weiß ja, dass Sie recht haben. Aber ich muss tun, was ich tun muss, und wenn ich jetzt mit ihr reden würde, gäbe es nur ein großes Durcheinander. Ich werde ihr bei meiner Rückkehr sagen, wie ich für sie empfinde.«
    »Wissen Sie das überhaupt?«
    Chase gab keine Antwort; sein Schweigen versetzte Nina einen Stich.
    »Nun, Sie sind ein erwachsener Mann, es ist Ihre Entscheidung. Ich hoffe nur, Sie werfen nichts leichtfertig fort.«
    Chase erwiderte etwas, das Nina nicht verstand, zwei leise Worte. Die hätten »Ich auch« lauten können – oder eben anders. »Ach, noch was.« Chases Stimme klang gefasst. »Könnten Sie mir Ihren Exit-Code überlassen?«
    »Sie wissen, dass das nicht geht«, erwiderte Mac entschieden.
    »Es könnte sein, dass ich schnell verschwinden muss, zumal wenn Sophia bei mir ist. Es ist ja nicht so, dass Sie ihn noch brauchen würden.«
    »Sie wissen, dass ich immer noch geschäftlich unterwegs bin.«
    »Ja, ich habe gehört, dass Sie letztes Jahr in Afrika gewesen sein sollen.« Chase hob in gespielter Empörung die Stimme. »Zusammen mit TD! Was haben Sie sich nur dabei gedacht? Nein, ich kann’s mir schon denken. Was hat sie sich dabei gedacht?«
    »Was soll ich sagen?«, erwiderte Mac versonnen. »Sie ist reizend. Eine starke Frau …«
    »Ich will’s gar nicht so genau wissen«, stöhnte Chase. »Kommen Sie, Mac. Wahrscheinlich werd ich ihn gar nicht brauchen, dann wird auch niemand davon erfahren. Aber wenn ich auf Beweise für Yuens Machenschaften stoße …«
    »Na schön«, sagte Mac widerstrebend. »Warum nicht? Ich könnte nicht tiefer in dem Schlamassel stecken, wenn ich selbst nach Botswana geflogen wäre und den blöden Arsch eigenhändig abgeknallt hätte.«
    Das Folgende konnte Nina von oben nicht verstehen, doch sie sah, dass Chase nickte.
    »Verstanden. Danke.«
    »Danken Sie mir nicht. Ich halte das noch immer für eine schlechte Idee.«
    »Das bekomme ich ständig zu hören«, meinte Chase und hob die Reisetasche hoch. »Und der Mann am Flughafen hat alles dabei, was ich brauche?«
    »Er wird dort sein.« Mac reichte ihm die Hand. »Viel Glück, Eddie. Kampf bis ans Ende.«
    Chase schüttelte ihm die Hand. »Hören Sie … richten Sie Nina aus, dass ich mit ihr reden möchte. Ich wünsche mir wirklich, dass wir miteinander ins Reine kommen. Aber das muss bis zu meiner Rückkehr warten. Ich muss in die Schweiz fliegen.«
    »Ich werd’s ihr ausrichten«, versprach Mac.
    »Ich bin bald wieder da«, versicherte ihm Chase, öffnete die Haustür und trat ins Freie. Die Tür fiel hinter ihm mit einem dumpfen, irgendwie endgültigen Geräusch ins Schloss.
    Mac starrte einen Moment die Tür an, dann sagte er mit einem Blick nach oben: »Sie können jetzt runterkommen, Nina.«
    Überrascht lehnte sie sich übers Geländer. »Sie haben gewusst, dass ich gelauscht habe?«
    »Ich kenne in diesem Haus jedes Geräusch – die Badezimmertür hat geknarrt.« Mac blickte zu ihr hoch. »Es tut mir leid. Ich habe geglaubt, ich könnte ihn vielleicht zum Bleiben überreden.«
    »Sie hätten sich auch weigern können, ihm zu helfen«, entgegnete Nina scharf.
    »Dann wäre er trotzdem geflogen und bei dem Versuch, durch die Passkontrolle zu kommen, möglicherweise verhaftet worden. Sie werden zugeben, dass das in Anbetracht der Umstände die

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