Das Grab des Herkules
ist Jason Starkman.«
»Ja«, sagte Mac geringschätzig, »Schande über ihn. Eine Affäre mit der Frau eines Kameraden ist etwas, wofür man einen Soldaten auspeitschen sollte.«
»Eigentlich …«, setzte Nina an, dann stockte sie verunsichert. Macs fragender Blick veranlasste sie jedoch fortzufahren. »Eddie hat mir erzählt, Starkman habe gar keine Affäre mit Sophia gehabt. Sie habe das nur erfunden, um ihn zu verletzen, hat er gesagt.«
Mac nickte kaum merklich. »Wissen Sie, das überrascht mich nicht. Ich fand schon immer, dass Sophia einen grausamen Zug hat. Sie gibt übermäßig viel auf ihren Adelstitel und wird sofort ärgerlich, wenn irgendetwas nicht nach ihrem Willen läuft. Eddie hat das leider zu spät gemerkt, der arme Kerl.«
»Hätten nicht Sie oder Hugo ihm etwas stecken können?«
»Was hätten wir denn sagen sollen? Er war verliebt in eine reiche, kultivierte und ausgesprochen schöne junge Frau. Ich glaube, er hätte sich in keinem Fall von uns umstimmen lassen. Das hat erst sie geschafft … und selbst das dauerte eine ganze Weile – er wollte es sich einfach nicht eingestehen, dass sie nicht zueinanderpassten. Diese Erfahrung hat bei ihm Spuren hinterlassen, fürchte ich.«
Dann ist Chase also gar nicht so unerschütterlich, wie er immer tut, dachte Nina und fragte gleich weiter. »Hugo hat mir mal erzählt, Eddie wäre früher … ritterlich gewesen?«
Mac lachte. »Gott, ja! Ein Ritter in schimmernder Rüstung, wie er im Buche steht. Hat keine Mühen gescheut, um Frauen in Not zu helfen, und hat nie Dank dafür erwartet. Ein solches Verhalten bringt einem Mann bekanntlich eine Menge Bewunderung ein.«
» Verehrerinnen scheint er in aller Welt zu haben«, meinte Nina.
»Und das mit gutem Grund. Eine ganze Reihe von Menschen verdanken Eddie ihr Leben. Aber er war auch Gentleman genug, um es bei einem freundschaftlichen Verhältnis zu belassen und keine Grenzen zu überschreiten – jedenfalls so lange, bis Sophia kam. Nach dem Ende ihrer Beziehung war er zwar immer noch hilfsbereit, hat sich aber eine unausstehlich derbe Schale zugelegt.«
»Eine Art Abwehrmechanismus, nehme ich an.«
»Vermutlich.« Mac sah Nina in die Augen. »Aber jemand hat es anscheinend geschafft, seinen Panzer zu durchdringen.«
»So wird es wohl gewesen sein«, sagte sie bekümmert.
»Wie lange sind Sie schon zusammen?«, fragte Mac. »Anderthalb Jahre?«
»So ungefähr.«
»Das ist länger, als Eddie mit Sophia zusammen war.« Er überließ Nina ihren Gedanken und ging zu einem Trennbalken, streckte den Arm aus und wischte einen Staubfussel von einem Dudelsack, der auf einer großen, schildförmigen dunklen Holztafel angebracht war.
»Können Sie denn spielen?«, fragte Nina und nutzte die Gelegenheit, das Thema zu wechseln.
Mac lächelte schmerzlich. »Kein bisschen. Meine Familie hat Edinburgh den Rücken gekehrt, als ich zehn war, und ist nach Chingford gezogen. Wie man sieht, zeigen Soldaten wenig Einfallsreichtum, wenn es darum geht, Pensionierungsgeschenke zu kaufen. Möglicherweise ist es ihnen auch scheißegal. Ich bin mir nicht sicher, was in diesem Fall zutrifft. Aber wie immer kommt alles auf die Einstellung an – und ich habe mich über das Ding gefreut.«
Er lächelte erneut, diesmal mit mehr Wärme, dann wandte er dem Dudelsack den Rücken zu und trat in den angrenzenden Raum. Nina folgte ihm und fand sich vor einem großen Billardtisch wieder, der das Zimmer ausfüllte. Mac nahm einen weißen Karton vom grünen Tischüberzug. Billardkugeln klapperten. Unschlüssig spielte er eine Weile damit herum, als wollte er die Kugeln auslegen, dann wandte er sich zu Nina um.
»Die Sache mit Eddie ist die«, sagte er, »dass er einerseits großzügig und andererseits nervig ist. Bevor Sophia ihn verließ, habe ich mir manchmal gedacht, eine Kugel in den Kopf wäre so ziemlich das einzige Mittel, ihn mundtot zu machen.«
»Er lässt einfach nicht locker«, pflichtete Nina ihm mit schwachem Lächeln bei.
»Gleichzeitig ist er aber auch der loyalste, mutigste und unbeugsamste Mensch, mit dem ich jemals zu tun hatte.« Mac nahm einen Billardstock vom Tisch und tippte sich damit ans linke Schienbein. Es klang nach Plastik und Metall. »Das Bein hab ich übrigens in Afghanistan verloren. Deshalb bin ich auch aus dem aktiven Dienst ausgeschieden und habe ins Spionagefach gewechselt. Das Bein wurde unterhalb des Knies von einem Schrapnell säuberlich abgetrennt.«
»Mein Gott«, sagte Nina
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