Das Grab des Herkules
jedoch, sich ihm zu entwinden, und er rammte Chase den Ellbogen aufs Ohr. Chase brüllte vor Schmerz.
Durch den Stuhl voneinander getrennt, kämpften sie um die Waffe und entfernten sich vom Tisch. Sie drehten sich immer schneller. Von weitem sah es aus, als tanzten sie einen brutalen Walzer. Das Zimmer kreiste um sie. Chase hatte den Nachteil, dass der Rand der Sitzfläche gegen seine Kniekehlen drückte, wodurch er in seiner Beweglichkeit eingeschränkt war und in eine zunehmend ungünstige Position geriet.
Philippes Linke näherte sich zitternd Chases Augen, obwohl dieser nach wie vor den Zeigefinger des Bodyguards festhielt. Die anderen Finger krümmten sich, kamen näher, immer näher …
Chase ließ sich auf den Sitz fallen. Die plötzliche Bewegung warf Philippe aus dem Gleichgewicht. Er fiel über die Lehne, seine Füße hoben vom Boden ab.
Chase streckte ruckartig die Beine und stieß sich mit den Absätzen am Boden ab, sodass der Stuhl auf den Laufrollen durch den Konferenzraum schoss. Die Waffe entglitt den beiden Kämpfern, doch es war zu spät, um darauf zu reagieren.
Mitsamt den beiden Männern krachte der Stuhl durchs Fenster und stürzte in die Fertigungshalle hinunter. Philippe war unten und konnte noch schreien, dann verstummte er unvermittelt, als er auf dem Boden aufprallte und Chase und der Stuhl ihm den Brustkorb eindrückten.
Chase wurde beim Aufprall vom Stuhl geschleudert. Er landete auf der Seite. Glasscherben regneten auf ihn herab. Ein sengender Schmerz schoss ihm durch eine Kopfseite – er hatte sich verletzt. Fluchend schüttelte er die Scherben ab, richtete sich auf und blickte sich um.
Die beiden Männer in Schutzanzügen waren etwa fünfzehn Meter entfernt und musterten ihn erstaunt. Dann rannte der eine zur nächsten Wand und drückte dort einen Knopf, worauf aus mehreren im Raum verteilten Lautsprechern der Alarm gellte. Die beiden Männer nahmen die Beine in die Hand, soweit das in ihren unförmigen Anzügen möglich war, und hetzten zum Ausgang.
Chase eilte ihnen nach. Wenn es den Technikern gelänge zu flüchten und die Tür sich hinter ihnen schloss, bevor Chase sie eingeholt hätte, wäre er in der Halle gefangen, da er keine Chipkarte hatte. Er rannte an dem Laser vorbei, an dem die Techniker gearbeitet hatten, und wurde noch schneller, als die Tür sich öffnete und die beiden Männer hindurchstürmten. Kaum hatten sie die Schwelle überschritten, schwang die Tür wieder zu.
Chase rannte mit zusammengebissenen Zähnen. Noch sechs Meter, drei Meter, er streckte den Arm weit vor …
Das Schloss klickte.
Chase hatte die Tür einen Moment zu spät erreicht. »Scheiße!« Er zog am Griff, doch es tat sich nichts.
Verzweifelt blickte Chase zu der Stelle hinüber, wo Sophia verschwunden war. Auf der anderen Seite der Halle befand sich eine weitere Tür, die identisch mit der ersten war. Vermutlich mit den gleichen Sicherheitsvorkehrungen.
Er saß in der Falle. Obwohl er sich in einem Raum befand, in dem Massenvernichtungswaffen hergestellt wurden, hatte er keine Möglichkeit, sich zu verteidigen.
Es sei denn …
Chase rannte zurück zu der Kondensationskammer, an der die Techniker gearbeitet hatten. Der etwa armlange und zehn Zentimeter durchmessende Laser war in einem Stahlrohr untergebracht, das an einer Metallführung ausgefahren worden war. Ein dickes Starkstromkabel war noch damit verbunden. An den Verbindungsstecker war eine Art Kalibrierungsgerät angeschlossen, ein Kasten mit zahlreichen Knöpfen und Anzeigen.
Zwei Elemente aber stachen hervor. Das eine war ein großer Drehschalter mit einem Blitzsymbol darüber, das andere ein roter Knopf.
Ein elektronisches Signal ertönte, und ehe er reagieren konnte, sprang die Tür auf. Wachleute mit angelegten Waffen stürmten in die Halle.
Sie entdeckten ihn – doch da ergriff Chase bereits den Laser, stützte ihn mit dem rechten Arm und schwenkte ihn herum, während er gleichzeitig mit der Linken den Schalter bis zum Anschlag drehte und auf den roten Knopf drückte.
Ein blauer Blitz, gefolgt von einem Geräusch, das klang wie ein gedämpfter Gewehrschuss. Chase fürchtete schon, der Laser sei überlastet worden … dann fielen sämtliche Wachleute tot um. Aus kleinen Löchern in ihrer Brust quoll Rauch. Der hochenergetische Laserstrahl, der in der gefilterten Luft der Werkshalle unsichtbar war, hatte sich in einer Millisekunde durch die vorrückenden Männer gebrannt und auf der hinter ihnen befindlichen
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