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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
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Äpfel sehe ich keine«, sagte er ratlos. »Wie geht die Legende noch mal?«
    »Atlas bewacht den Garten der Hesperiden. Herkules wollte einen Apfel auf einem der Bäume ernten, kam jedoch nicht an die Äste heran. Deshalb erbot er sich, das Gewicht des Himmels zu tragen, damit Atlas das Pflücken für ihn erledigen konnte. Als Atlas die Äpfel geerntet hatte, beschloss er, sie selbst zu überbringen und die Belohnung für sich einzuheimsen. Herkules konnte ihn dann aber überreden, erneut den Himmel zu übernehmen, indem er behauptete, er wolle sich das Gewand bequemer richten. Und als Atlas das Gewicht des Himmels wieder trug …«
    »War Atlas der Angeschmierte.« Chase schaute sich in der Kammer um. »Die Kugel scheint beweglich gelagert zu sein. Ah, ich hab’s. Ich soll die Kugel von seinen Schultern befördern, damit Atlas die Äpfel pflücken kann, und anschließend die Kugel wieder hochrollen.«
    »Ich bezweifle, dass die Statue zum Leben erwacht und die Äpfel einsammelt«, sagte Sophia. »Da steckt bestimmt noch mehr dahinter.«
    »Ich arbeite noch am Text«, erklärte Nina. »Die Aufgabe gleicht dem Ausmisten des Augiasstalls – das ist ein Rätsel, eher ein Intelligenztest als eine Kraftprobe, deshalb ist es komplizierter als in den anderen Fällen. Ich brauche noch etwas Zeit, um den Text zu transkribieren und zu übersetzen.«
    »Die Zeit ist knapp, Dr. Wilde«, sagte Corvus ungeduldig. »Chase, gehen Sie zu einer der Säulen und schauen Sie nach, ob da irgendwo Äpfel stecken.«
    »Ich würde lieber warten«, erwiderte Chase gereizt. Er blickte sich zum Eingang um. Komosa schwenkte auffordernd seine Browning. »Aber ich schätze, das kommt nicht in Frage, wie? Na schön, dann pflücke ich halt ein paar Golden Delicious.«
    Er näherte sich der ersten Säule von der linken Seite des Raums, trat auf eine dunkle Fliese …
    »Eddie, keinen Schritt weiter!« , schrie Nina übers Headset, doch es war bereits zu spät.
    Die Fliese gab unter seinem Gewicht nach. Sie war an der einen Seite mit Scharnieren befestigt und klappte nach unten. Darunter klaffte ein schwarzes Loch …
    Chase streckte die Arme seitlich ab. Seine Taschenlampe verschwand in der Dunkelheit, doch er klammerte sich mit einer Hand am Rand der Bodenöffnung fest. Ein sengender Schmerz ging von seiner Rückenverletzung aus, und er pendelte einen Moment lang hilflos hin und her, bevor es ihm gelang, mit dem anderen Arm nachzufassen. Stöhnend klammerte er sich fest.
    Nina rief immer wieder seinen Namen. »Ich bin okay, ich bin okay!«, krächzte er ins Headset. »Mehr oder weniger.«
    »Was ist passiert?«, fragte Sophia mit professioneller Neugier; sonderlich besorgt klang sie nicht.
    »Die Fliese ist mit einem Scharnier versehen und hat nachgegeben, als ich den Fuß daraufgesetzt habe.« Chase untersuchte den Bodenrand gegenüber dem Scharnier. Die Fliese war von Metallbändern gestützt worden, die unter seinem Gewicht nachgegeben hatten.
    »Ich habe dir ja immer gepredigt, dass du ein paar Pfund abnehmen solltest, Eddie«, sagte Sophia.
    »Echt lustig«, schnaubte Chase. »Hol mich hier raus.«
    Ihr Tonfall wurde gönnerhaft. »Du enttäuschst mich, Eddie. Kannst du nicht mal mehr aus eigener Kraft rausklettern?«
    »Das könnte ich schon, wenn mir nicht so ein Arschloch einen Bohrer in die Schulter gerammt hätte!« Chase wandte den Kopf und blickte Komosa an, der noch immer im Eingang stand. »He, Silbernippel! Reich mir mal die Hand, Herrgott noch mal.«
    Komosa grinste, machte aber keine Anstalten, Chase zu helfen. Die anderen Expeditionsmitglieder trafen ein, angeführt von Nina. »Helfen Sie ihm endlich, machen Sie schon!«, rief sie.
    Corvus leuchtete den über dem Abgrund baumelnden Chase an. »Weshalb sollten wir ihm helfen, wenn er sich so dämlich anstellt?«
    Nina fixierte ihn mit eiskalter Entschlossenheit. »Wenn er stirbt, können Sie mich auch gleich umbringen, denn dann übersetze ich kein einziges Wort mehr.« Sie hielt die Pergamente hoch und rieb mit dem Daumen daran. Die erste Seite zerriss. »Ups.«
    Sophia schwenkte ihre Waffe herum, doch Corvus hob beschwichtigend die Hände. »Na schön, Dr. Wilde.« Er nickte Komosa zu. »Holen Sie ihn raus.«
    Verärgert trat Komosa in die Kammer und zog Chase aus dem Loch.
    »Hallo, Kumpel«, sagte Chase sarkastisch, auf der hellen Fliese kniend, an der er sich festgehalten hatte. Dann spähte er in die Öffnung. Seine Taschenlampe lag in drei Meter Tiefe – umgeben von

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