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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
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ließ sich offensichtlich von der Statue lösen.
    Chase hatte aber nicht die Absicht, den Gürtel überstürzt zu lösen, sondern musterte wachsam die Waffen an der Wand. Er beschrieb Nina die Statue. »Also, was soll ich tun?«, fragte er dann ratlos.
    »Es gibt verschiedene Versionen der Legende«, antwortete sie, »aber die bekannteste besagt, dass Herkules Hippolyte überredet hat, ihm den Gürtel freiwillig zu geben. Er hat ihr erklärt, weshalb er ihn brauchte, und sie willigte in seinen Vorschlag ein – entweder weil sie einen Kampf vermeiden wollte, der für beide Seiten von Nachteil gewesen wäre, oder weil sie sich in ihn verliebt hatte. Auch in diesem Punkt weichen die verschiedenen Versionen voneinander ab.« Nina überlegte einen Moment. »Hast du nicht gesagt, die Haltung der Statue wäre gebieterisch?«
    »Ja, sie hat die Hände in die Hüften gestemmt. So wie du, wenn ich Fernsehen gucke und du möchtest, dass ich Möbel umstelle.«
    »Reizend«, kommentierte Nina, ging aber nicht weiter auf den Vergleich ein. »Fällt dir auf dem Boden oder an ihren Füßen etwas auf?«, fragte sie.
    Chase senkte die Taschenlampe und stellte fest, dass Nina mit ihrer Vermutung recht hatte. »Es sieht so aus, als ließe sich ein Teil der Füße bewegen. Vielleicht wird dadurch ein Mechanismus ausgelöst.« Er warf einen besorgten Blick auf die Speere und Pfeile. »Moment, was ist, wenn die Waffen losgehen?«
    »Das glaube ich nicht. Hier geht es um Unterwerfung ; um das Gewünschte zu bekommen, musste Herkules Hippolyte umschmeicheln. Ich glaube, du solltest das ebenfalls tun.«
    »Du meinst …«
    »Auf die Knie, Eddie«, meldete Sophia sich mit unverhohlener Belustigung über Funk.
    Der am Eingang wartende Komosa hätte beinahe aufgelacht, als er Sophias Anweisung mithörte.
    »Dass ich das noch erleben darf«, höhnte Sophia, »Niederknien – das ist die angemessene Haltung für dich. Aber warte noch – das muss ich mit eigenen Augen sehen.«
    »Freut mich, dass du deinen Spaß hast«, knurrte Chase, als Sophia durch den Eingang spähte. Als er niederkniete, stellte er fest, dass unter seinen Knien ein dritter Auslöser in den Boden eingelassen war – sich einfach nur auf die Füße der Statue zu stellen hätte nicht funktioniert.
    Er beugte sich in eine peinlich unterwürfige Haltung vor und legte beide Hände auf die steinernen Füße. »Na schön«, seufzte er, auf die Füße der Statue drückend, »bringen wir’s hinter uns.«
    »Ich glaube, du solltest sie Herrin nennen!«, rief Sophia vom Eingang aus, doch er überhörte ihre Empfehlung und schaute nach oben, als über seinem Kopf ein leises, metallisches Klicken ertönte. Der Gürtel hatte sich bewegt. Vorsichtig richtete er sich auf und berührte ihn sachte, innerlich darauf gefasst, jeden Moment von einer Speersalve durchbohrt zu werden …
    Doch dazu kam es nicht. Allerdings vernahm Chase in der stillen Kammer ein leises, aber dennoch deutlich vernehmbares Knarren, als werde ein Bogen gespannt. Er schaute sich um. Von einer der Speerspitzen in der Nähe hatte sich durch eine schwache Vibration etwas Staub gelöst.
    Die Falle war noch immer aktiv.
    Chase betrachtete misstrauisch die zahlreichen auf ihn zielenden Speer- und Pfeilspitzen und stellte fest, dass er vor Aufregung einen trockenen Mund hatte. Er schluckte, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Gürtel, legte vorsichtig die Fingerspitzen beider Hände darauf und hielt den Atem an.
    Kein Geräusch, keine Fluggeschosse, die ihn durchbohren wollten. Er verstärkte den Druck und zog das Metallband langsam auf sich zu. Metall rieb sich an Stein. An der Rückseite des Gürtels konnte Chase kleine Zapfen ausmachen, die in die Vertiefungen an der Statue zu passen schienen.
    Ein lautes Knarren ertönte.
    Chase erstarrte. Das Geräusch war von links gekommen. Mit angehaltenem Atem lockerte er den Griff um den Gürtel und wandte vorsichtig den Kopf. Von einer Pfeilspitze, die direkt auf sein Gesicht zielte, fiel weiterer Staub herab.
    Er neigte sich aus der Schussbahn und biss die Zähne zusammen. Was auch immer geschah – er hatte getan, was von ihm erwartet wurde –, sollte die Falle trotzdem ausgelöst werden, konnte er es nicht verhindern. Ohne den Pfeil aus den Augen zu lassen, ergriff Chase abermals den Gürtel und zog daran.
    Das gebogene Metallband kam frei; die Waffen wurden nicht ausgelöst. Chase atmete erleichtert aus und richtete sich auf.
    Ihm war bereits eine Art

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