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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
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Entfernung Neonröhren erkennen, und auf den cremefarben, olivgrün und ziegelrot gemusterten Kacheln spiegelte sich Tageslicht wider …
    Die Haltestelle City Hall.
    Nina war als Kind mit ihren Eltern hier gewesen. Das Interesse der Familie an Geschichte erstreckte sich nicht nur auf die ferne Vergangenheit; New York besaß seine eigenen verlorenen Schätze. Erbaut als Paradestück der Interborough-U-Bahn-Gesellschaft, hatte der Bahnhof von Anfang an unter niedrigem Verkehrsaufkommen gelitten; zudem erwies sich der stark gekrümmte Bahnsteig als unpraktisch, als die Züge im Laufe der Zeit länger wurden. Infolgedessen war die Haltestelle 1945 geschlossen worden und in Vergessenheit geraten. Bei den seltenen Gelegenheiten, in denen die Haltestelle für die Öffentlichkeit geöffnet wurde, kamen nur eine Handvoll neugieriger Besucher.
    Auch Nina hatte zu diesen Besuchern gehört. Glücklicherweise erinnerte sie sich noch gut an die örtlichen Gegebenheiten. Vom Bahnsteig führten Stufen zu einer Zwischenetage hoch, von dort gelangte man über Treppen auf die der Stadtverwaltung gegenübergelegene Murray Street.
    Dort würde sie auf Polizisten treffen.
    Das durch die Milchglasoberlichter in der gewölbten Decke einfallende Tageslicht erhellte die kunstvoll gekachelten Wände, doch Nina hatte keine Zeit, darauf zu achten. Sie kletterte auf den Bahnsteig und blickte sich um. Die Rücklichter des Zuges starrten sie an wie Dämonenaugen. Sie hörte die beiden Verfolger unter den Wagen hindurchkriechen.
    Entschlossen presste sie das Buch an die Brust und eilte zur Zwischenetage hoch. Über die Treppe zur Rechten würde sie nahe bei der City Hall herauskommen …
    Mist!
    Nina blieb stehen und ärgerte sich über ihre eigene Dummheit. Die Haltestelle war natürlich geschlossen – deshalb gab es auch keinen Ausgang. Von oben fiel kein Tageslicht auf die Treppen: Die Ausgänge waren versperrt.
    Sie war gefangen.
    Die Geräusche vom Bahnsteig wurden immer lauter. In den Tunnel konnte sie auf keinen Fall zurück, so viel war klar. Panisch sah Nina sich um.
    In der Wand war eine Nische, in der sich einmal ein Fahrkartenschalter befunden hatte.
    Und da war auch eine Luke …
    Nina lief darauf zu. Sie hatte keine andere Wahl. Da war ein Griff – und ein kleines Schloss.
    Sie zerrte an dem Griff, doch er ließ sich nicht bewegen.
    Fußgetrappel auf dem Bahnsteig.
    Sie rammte das Buch gegen die Metallplatte, einmal, zweimal. Glas splitterte, doch das war ihr egal. Ein drittes Mal setzte sie das Buch als Rammbock ein – da brach das Schloss. Metallteile fielen heraus.
    Nina zog die Luke auf und kletterte durch die Öffnung, ohne darauf zu achten, was sich dahinter befand. Sie zog die Luke wieder zu. Eine niedrige Decke, ein kurzer Gang, der zu einem senkrechten Schacht führte.
    Einem Schacht, der nach unten führte.
    Sie blickte über den Rand. Unten hing eine einzelne Glühbirne, die trübes Licht spendete. Der Schacht reichte unter das Niveau des U-Bahn-Tunnels. Sie hatte keine Ahnung, wohin er führte.
    Sie musste weiter; das Fußgetrappel ihrer Verfolger kam immer näher.
    Nina stützte das Buch, das sie in der linken Armbeuge hielt, mit ihrer Rechten und kletterte eilig die Leiter hinunter.

5
Shanghai
    D er verglaste Lift stieg an der Fassade des Ycom-Gebäudes empor, und je höher Chase und Sophia kamen, desto spektakulärer wurde die Aussicht. Mei hatte das Taxi in der Tiefgarage abgestellt und wartete dort auf sie.
    Am Eingang der unterirdischen Lobby befand sich eine Sicherheitsschleuse, doch die beiden Dienst habenden Wachleute hatten ehrfurchtsvoll salutiert, als sie Sophia erkannten, und die beiden ohne Widerstand passieren lassen.
    Sophia und Chase waren nicht allein im Lift. Ycom war ein Internetprovider, deshalb wurde hier rund um die Uhr gearbeitet. Ein streberischer junger Chinese mit Buffy-T-Shirt, der von einem Botenjungen mit Moped einen Beutel mit köstlich duftenden Speisen in Empfang genommen hatte, leistete ihnen Gesellschaft – nicht nur die Yuppies, auch die Computerfreaks glichen sich offenbar überall auf der Welt. Außerdem kannte er Sophia anscheinend, denn er lächelte schüchtern, wagte es aber nicht, sie direkt anzusehen. In der zwanzigsten Etage stieg er aus.
    »Du hast hier wohl einen Fanclub«, meinte Chase, als die Tür sich schloss und der Aufzug seinen Weg bis ganz nach oben fortsetzte.
    »Richard protzt gerne mit mir«, sagte Sophia. »Er hat mich ein paarmal im Gebäude

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