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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
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bereits aus dem Fenster.
    An der Wand führte ein schmaler Sims entlang, eine Art-déco-Zierleiste auf Etagenhöhe, kaum breiter als ihr Fuß. Und außer dem Fensterrahmen gab es nichts, woran sie sich hätte festhalten können. Es war unmöglich, an ein anderes Fenster heranzukommen.
    Allerdings führte eine Telefonleitung über die Straße, ein dickes Verbindungskabel, welches das ganze Gebäude versorgte …
    Neuerliches Gehämmer hinter ihrem Rücken. Der Schreibtisch rutschte über den Boden, als die Tür aufgedrückt wurde.
    Sie befand sich in zwölf Meter Höhe, und wenn sie abstürzte, käme sie mit Sicherheit dabei zu Tode.
    Doch sie hatte keine Wahl.
    »Verdammter Mist  …«, keuchte Nina, wuchtete das Buch über die Telefonleitung, und dann packte sie die Kette, so fest sie konnte …
    Todesmutig trat sie vom Sims hinunter.
    Sie sackte einen halben Meter in die Tiefe, dann spannte sich das durchhängende Kabel. Die Handschelle schnitt dabei schmerzhaft in ihr linkes Handgelenk.
    Nina klammerte sich fest und glitt an der Leitung entlang. Unter ihr wirbelte der Verkehr vorbei. Sie war zu verängstigt, um zu schreien, und beobachtete hilflos, wie die Wand des gegenüberliegenden Gebäudes ihr entgegenraste.
    Unmittelbar vor dem Aufprall zog sie die Beine an. Der Absatz ihres linken Schuhs brach mit einem lauten Knacken, als er sich ins Mauerwerk bohrte. Ein sengender Schmerz schoss ihr Knie hoch. Das Buch wurde ihr entrissen und ruckte nach oben, die Kette schrammte über die Telefonleitung. Mit einem Aufschrei sackte Nina ab, bis das Buch auf die Rohrleitung traf und sich daran verhakte. Die Handschnelle biss erneut schmerzhaft in ihr Handgelenk.
    An der Leitung baumelnd, streifte Nina den kaputten Schuh ab und sah sich um. Sie war dem Boden näher als zuvor, aber noch immer auf Höhe des ersten Stocks. Müllcontainer säumten den Straßenrand in der Tiefe. Als sie an der Leitung entlang zum anderen Gebäude hinübersah, tauchte in der Fensterhöhle das Gesicht eines Mannes mit Pferdeschwanz auf. Er schien überrascht, dass sie ihm entkommen war.
    Doch er hatte eine Waffe …
    Nina schlug nach dem Buch, um es wieder über die Leitung zu befördern, doch es ließ sich nicht bewegen. Mit ihrem Eigengewicht fixierte sie es.
    »Komm schon!«, zischte sie und schlug erneut nach dem Buch. Mit jedem Schlag ruckte es ein Stück weit nach oben, doch es reichte nicht. »Komm schon ! «
    Nina blickte sich erneut um. Der Mann zielte auf sie.
    In diesem Moment löste sich das Telefonkabel von der Hauswand.
    Mit einem Aufschrei stürzte Nina in die Tiefe – und landete mit einem lauten Platschen in einem offenen Container. Plastiksäcke platzten unter ihr, Müll wurde hochgeschleudert. Blinzelnd setzte sie sich auf und wartete, bis der Schock abgeklungen war und ihre Wahrnehmung wieder einsetzte.
    Als Erstes fiel ihr der Gestank auf.
    »Das ist ja widerlich !«, heulte sie auf; ihr Ekel ließ alle anderen Empfindungen in den Hintergrund treten. Das Gewicht des Buches, das nach wie vor an ihrem Handgelenk festgekettet war, machte ihr jedoch alsbald die Prioritäten bewusst. Auf den nachgiebigen Säcken nach Halt suchend, spähte sie ängstlich über den Rand des Müllcontainers.
    Die Telefonleitung baumelte schlaff neben der Fensterhöhle herunter. Der Mann war verschwunden.
    Ihre Erleichterung war nicht von Dauer. Das konnte nur eines bedeuten: Er hatte die Verfolgung aufgenommen!
    Nina richtete sich auf, wobei sich der Inhalt der Müllsäcke verlagerte, und kletterte mühsam über den Rand. Sie streifte auch noch den anderen Schuh ab und blickte sich um. Wenn der Haupteingang des »sicheren« Unterschlupfs der Bruderschaft zur Linken lag …
    Sie wandte sich nach rechts, das Buch mit beiden Armen haltend. Da sie ihr ganzes Leben in Manhattan verbracht hatte, wusste Nina auf den ersten Blick, wo sie sich befand. Die Police Plaza mit der Polizeizentrale war nur ein paar Straßen entfernt. Natürlich war nirgendwo ein Polizist zu sehen. Stattdessen kam ihr ein Mann im eleganten Anzug entgegen, mit gegeltem Haar und Bluetooth-Headset, in das er angeregt hineinsprach.
    Als sie auf ihn zulief, zögerte er und versuchte, ihre derangierte Erscheinung mit dem Armani-Kostüm in Einklang zu bringen, das sich unter dem Schleim und dem fauligen Gemüse abzeichnete, die an ihr klebten.
    »Sieht so aus, als würden Sie Hilfe brauchen, Schätzchen«, sagte er schließlich.
    »Ach, finden Sie?«, schrie Nina. »Rufen Sie sofort

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