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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
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vielleicht verblasst sie aber auch beim Abkühlen. Jedenfalls werde ich erst einmal alles fotografieren.« Sinnend betrachtete Nina die Tintenmuster, zog die Augenbrauen hoch und legte den Kopf schief. »Das ist eigenartig.«
    »Was meinen Sie?«
    »Was immer das darstellen soll, es wirkt wie abgeschnitten.« Sie zeigte auf eine Stelle nahe der Seitenmitte. »Sehen Sie? Die Zeichen hören entlang einer geraden Linie auf, als … als hätte hier ein zweites Blatt aufgelegen!« Zur Veranschaulichung schob sie den Rand des anderen Pergaments über das erste. »Wir brauchen mehr Licht.«
    Nina eilte hinaus und kehrte kurz darauf mit Schreibtischlampen zurück, die sie aus anderen Büros geholt hatte. Sie schloss sie an und stellte sie auf den Schreibtisch. »Wir erwärmen die Blätter alle zugleich«, erklärte sie dem Griechen. »Wir müssen sämtliche Zeichnungen gleichzeitig sehen.«
    Es dauerte mehrere Minuten, doch mit Popadopoulos’ Hilfe wurden alle Pergamente der gleichen Wärmebehandlung unterzogen. Tatsächlich wiesen allesamt verborgene Zeichen auf.
    »Ich kann nicht erkennen, was das darstellen soll«, klagte Popadopoulos und trat einen Schritt zurück, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen.
    »Ich schon«, erwiderte Nina. »Oder jedenfalls habe ich eine Ahnung, was das werden soll. Schauen Sie hier.« Sie deutete auf eine Gruppe kleinerer Zeichen. »Das sind griechische Buchstaben – jedenfalls die unteren Hälften griechischer Buchstaben. Und die oberen Hälften …« Sie suchte auf den anderen Seiten und entdeckte nahe dem Rand eines Blattes eine weitere Zeichengruppe. Als sie die Pergamente aneinanderlegte, passten die Zeichen perfekt zusammen und bildeten ein Wort – Berg. Nina strahlte. »Das ist eine Landkarte ! Das Ganze ist ein Puzzle – wir brauchen nur die Einzelteile zusammenzufügen, dann wissen wir, wo das Grab des Herkules liegt!«
    Popadopoulos betrachtete die Pergamente ungläubig. »Aber das würde ja bedeuten …«
    »Die Informationen standen Ihnen die ganze Zeit vor Augen! Selbst ein Blinder vermag die Wegrichtung zu bestimmen, wenn er seinen leeren Blick in die Sonne wendet. «
    Der Historiker sah Nina verständnislos an.
    »Leerer Blick – unbeschriebene Seite!«, erklärte sie ungeduldig. »Das bedeutet, Kritias muss Plato gesagt haben, wo sich das Grab befindet, doch aus irgendeinem Grund wollten sie die Wahrheit verschleiern – vielleicht wollten sie nicht, dass Platos Schüler losstürmten und das Grab plünderten. Als Plato die Informationen in seinem Hermokrates verpackte, hat er nicht nur einen Hinweis darauf eingefügt, wo die Landkarte im Text zu finden ist – nämlich unmittelbar auf den Rückseiten der Manuskriptseiten –, sondern auch, wie man sie findet – mittels einer Lichtquelle, welche die Geheimschrift sichtbar macht!«
    »Und der Bruderschaft von Selasphoros ging es allein darum, die Stelle bezüglich Atlantis zu verheimlichen, und dabei hat sie übersehen, was sonst noch darin verborgen war …«, meinte Popadopoulos nachdenklich.
    »Aber wir wissen jetzt Bescheid«, sagte Nina. »Setzen wir noch den Rest zusammen.«
    Da die Zeichen nur schwach zu erkennen und einige Details aufgrund von Beschädigungen verloren gegangen waren, dauerte es eine Weile, das Puzzle zusammenzusetzen, doch schließlich hatten die beiden es geschafft. Jedenfalls so gut wie.
    »So ein Bockmist!«, entfuhr es ihr.
    Popadopoulos musterte sie tadelnd. Nina errötete. »Das, äh, habe ich von meinem Freund. Er ist Engländer. Aber schauen Sie, uns fehlt ein Teil der Karte.«
    Die Anordnung der Seiten wirkte beinahe zufällig: Die Pergamente überlappten sich in unterschiedlichen Winkeln, einige Seiten wurden von zwei oder drei anderen Pergamenten fast verdeckt. Das Gesamtbild aber war eindeutig. Es handelte sich tatsächlich um eine Landkarte, die den Weg zu einem Berg darstellte, der mit einem griechischen Wort gekennzeichnet war.
    Ηρακ λ ~ ης . Herakles. Herkules .
    Das Grab des Herkules. Es war kein Mythos, sondern existierte tatsächlich. Ein Adrenalinstoß durchfuhr Nina. Sie hatte recht gehabt.
    Und dennoch war das Grab unerreichbar.
    »Ich verstehe«, sagte Popadopoulos und musterte die Karte nachdenklich. »Der Fluss weist zahlreiche Windungen auf und wird immer breiter, als würde er ins Meer münden. Doch … da ist kein Meer.«
    »Die Küste«, stöhnte Nina. »Die Küste ist auf den fehlenden Seiten abgebildet. Und ohne die Küste als

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