Das Grab des Salomon
ab.
Quinn deutete die Leiter hinauf. »Bitte klettern Sie hinauf. Und Herr Pastor? Lassen Sie die Lade nicht fallen.«
»Fiele mir im Traum nicht ein«, gab Nathan zurück, der diesmal nicht anders konnte, als etwas zu erwidern.
Kapitel Achtundfünfzig
Peter Quinn schalt sich dafür, wieder vorschnell in Feierstimmung zu geraten. Aber er hatte den Schatz!
Dennoch: Umfasste man Sand zu fest, quoll er zwischen den Fingern hervor und rieselte zu Boden. Seine einzige Möglichkeit bestand in Vorsicht und langsamen, steten Schritten. Er vergewisserte sich, dass Paulson am Rand der Öffnung wartete, während der Geistliche die Leiter erklomm. Dinneck behielt dabei stets eine Hand am Seil, als wollte er sich nie gänzlich von dem Schatz unter ihm lösen. Das war etwas, was sie beide gemeinsam hatten. Die Länge des Seils reichte mühelos, und er nahm an, Paulson hatte das andere Ende oben bereits irgendwo gesichert, vielleicht an der Statue der kümmerlichen Engel. Quinn würde abwarten, ob der Priester die Lade allein zu heben vermochte. Falls nicht, würde er ihm von Josh Everson helfen lassen. Wenngleich der Junge immer noch von Nutzen sein konnte – immerhin klebte bereits Blut an seinen Händen, noch dazu vergossen durch dieselbe Pistole, die den alten Pastor getötet hatte –, war er dennoch am entbehrlichsten. Die Frau hielt Quinn für das beste Druckmittel, um sicher zu stellen, dass Dinneck mitspielte.
Als er das prunkvolle Behältnis vor sich abermals betrachtete, war er sicher, dass der Priester es hinausheben könnte, wenngleich gewiss nicht ohne Mühe. Wieder beunruhigte ihn die Größe der Lade ein wenig, ebenso der Umstand, dass sie keine Engel auf dem Gnadenthron aufwies. Vermutlich waren sie abgebrochen und vor ewigen Zeiten auf einer der zahlreichen Reisen der Bundeslade gestohlen worden. Er sah näher hin und suchte prüfend nach weiteren zweifelhaften Eigenschaften. Das Gold funkelte strahlend; zweifellos war es echt. Aber wenn dem so war, wie konnte Dinneck die Lade dann tragen? Sein Lächeln verblasste etwas. Dann spürte er die Macht, die von dem Ding ausging und wie eine Welle durch den Raum spülte.
Sein Lächeln wurde wieder breiter. Die Bundeslade gehörte ihm. Ihm!
Nein , berichtigte er sich. Nicht mir . Sie gehörte dem großen Gott Moloch. Peter Quinn war nur einer seiner Diener. Mühsam rang er das Lächeln zurück, weil er sich nicht zu selbstgefällig anhören wollte, wenn er Onkel Roger die Neuigkeiten mitteilte.
Sollte der Mann ruhig denken, dass er nach wie vor die Oberhand hatte. Wenn ihr Gott die Anführer für seinen neuen Tempel auf Erden auserköre, würde Peters große Stunde schlagen. Er griff in die Tasche und holte das Mobiltelefon hervor. Selbst hier unten hatte er guten Empfang. Ein weiteres positives Zeichen. Er drückte die Kurzwahltaste, unter der Roger Quinns Nummer gespeichert war.
Es klingelte am anderen Ende der Leitung. Während Peter wartete, spürte er, wie sich ein Knoten in seinem Magen entwickelte. Was, wenn sein Onkel ihm nicht glaubte? Er musste sich ruhig, aber selbstsicher anhören. Gelassen, aber überzeugend.
»Quinn hier«, meldete sich eine barsche Stimme. Peter wollte tief Luft holen, bevor er sprach, aber von was für einem Maß an Selbstvertrauen hätte das gezeugt?
»Guten Abend, Onkel Roger. Ich habe Neuigkeiten.«
Roger Quinns Seufzen drang knisternd über die Leitung, die diesmal eine etwas blecherne Gesprächsqualität bot. Wahrscheinlich verursachte die von der langsam aufsteigenden Bundeslade ausgehende Strahlung die Störung. »Peter. Hätte ich mir denken können. Ist die Jagd vorbei, wie ich vermutet habe? Ein weiterer falscher Alarm?«
Verflucht sollst du sein, alter Mann , dachte Peter. Ich wünschte, ich könnte bei meinen nächsten Worten dein Gesicht sehen . »Eigentlich, Onkel, trifft eher das Gegenteil zu. Ich – ich meine wir sind ab sofort im Besitz dessen, wonach wir so lange gesucht haben. Die Bundeslade gehört uns. Sie wird in diesem Augenblick aus der Gruft gehoben.«
Dinneck kam nur langsam mit der Bergung voran und setzte immer wieder ab, um nach Luft zu schnappen. Peter hörte von oben Paulsons Stimme, ignorierte sie jedoch. »Einen Moment, Onkel. Seien Sie vorsichtig, Herr Pastor«, sagte er etwas lauter. »Es käme Sie und Ihre Freundin teuer zu stehen, wenn Sie das gute Stück beschädigen.«
Roger hatte noch immer nichts erwidert. Peter schwieg. Er konnte warten. Inzwischen näherte die Bundeslade sich dem
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