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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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Grund dafür dar, weshalb Haydens Wohnraum so beschränkt war. Die Kirche erstreckte sich vollständig über den ersten Stock hinaus und wirkte zu groß, um von außen betrachtet in das Haus zu passen, eine Illusion, die durch die hohen Farbglasfenster in den vorderen und äußeren Wänden hervorgerufen wurde. Die Kirche bot eine geräumige, ruhige Umgebung. Nathan stand mit dem Rücken zum Flur, der in die Küche hinter ihm führte, und streckte die Hand aus, um das Geländer des Altarraums zu berühren, ohne die Kirche jedoch richtig zu betreten. Alles roch und wirkte noch so, wie er sich aus seiner Kindheit daran erinnerte. Der kleine Altar stand an der hinteren Wand, das ähnlich unscheinbare Podium näher den Kirchbänken. Da nur das Licht aus dem Flur hinter ihm den Raum erhellte, konnte er die Einzelheiten der Farbglasfenster nicht ausmachen. Am frühen Morgen würde der Innenraum der Kirche von einem inspirierenden Glanz erfüllt sein.
    In jener Nacht jedoch beherbergte sie nur leere Reihen dunkler Bänke. Von nun an würde er den Gottesdienst aus dieser Perspektive erleben. Während des Auswahlverfahrens für den neuen Pastor hatte er zwei Mal von dieser Kanzel predigen müssen. Bei diesen Gelegenheiten war er als Gast aufgetreten, ein unterhaltsames Spektakel für diejenigen, die in ihm nach wie vor den kleinen Nate Dinneck sahen, wenngleich mittlerweile erwachsen. Nun fühlten die Dinge sich anders an. Er war der neue Pastor.
    Nathan verharrte noch eine Weile am Eingang, ohne an etwas Bestimmtes zu denken. Stattdessen ließ er den Raum auf sich wirken, bis er sich schließlich abwandte, durch die Küche zurückging und die schmale Treppe zum kleinen Wohnzimmer erklomm. Die Matratze war bereits aus der Couch ausgezogen, daneben lagen ordentlich gefaltet ein Laken und eine dickere Decke. Er machte das Bett, kniete sich nieder und betete – um Kraft und Aufmerksamkeit für die beiden nächsten Wochen, in denen der Mann, der diese Kirche gebaut hatte, sein Lebenswerk jemand anderem anvertrauen würde.
    Außerdem gelobte Nathan still, dass er, unabhängig von den Gründen, aus denen Gott ihn nach Hause geführt hatte, mit allem dienen würde, was er zu bieten hatte. Auf jede Weise, die Gott von ihm verlangte.

Kapitel Sechs
    Diesmal verlief der Traum anders, und die Einzelheiten jener, die ihn davor heimgesucht hatten, kehrten kristallklar zurück.
    Der Himmel schillerte nach wie vor im Rot eines ewigen Sonnenuntergangs, über die Schuhe wehte ihm Sand. Nathan stand auf einem Hügel und blickte in ein Tal hinab, durch das die lange Kolonne der Kapuzenträger auf den Tempel zumarschierte. Sie waren dicht vor ihrem Ziel und näherten sich den Stufen, die zu den mächtigen, offen stehenden Türen führten. In den vergangenen Träumen hatten sich die an Mönche erinnernden Gestalten stets auf den Tempel zubewegt, die Treppe jedoch nie erreicht. Allerdings waren sie ihr jedes Mal näher gekommen.
    Nathan trug die schwarzen Gewänder eines Jesuitenpriesters und diesmal schwarze Schuhe, keine Turnschuhe. In Erwartung des unvermeidlichen Sogs von dem fernen Bauwerk, der ihn sonst stets in Luft erhob und auf die grauenhafte Dunkelheit im Inneren des Gebäudes zuwirbelte, grub er die Absätze in den Sand. Der Sog blieb aus. Vielleicht befand Nathan sich weit genug entfernt.
    Rauch quoll durch die Türen heraus und kräuselte sich zu einer unsteten, aber zeitweise beinah vertrauten Form. Wolkenartige Arme streckten sich von einem verschwommenen Körper, zogen sich zurück, streckten sich erneut. Es war, als beobachtete man eine Geburt, das Entstehen eines Dämons, der seine Gestalt in Staub und Rauch offenbarte. Der Schemen stieg über den Tempel auf und ließ das Bauwerk neben seiner eigenen, gewaltigen Größe zwergenhaft wirken.
    Der Schimmer des Sonnenuntergangs leuchtete gleich einer roten Aura lodernd durch den Leib des Dämons. Dann bündelte sich die Aura, verdichtete sich zu geschmolzenen Augen. Die Augen wanderten mit einem brennenden Licht über die Kapuzenprozession, weit hinab über ihre Reihe. Immer weiter, auf der Suche nach etwas. Immer näher.
    Mit einer Gewissheit, wie man sie nur in Träumen erfuhr, begriff Nathan, dass er es war, nach dem die Augen suchten. Er versuchte wegzurennen, die entgegengesetzte Seite des Hügels hinab zu flüchten, sich vor dem suchenden Blick des über dem Tempel schwebenden Ungetüms zu verstecken. Doch er konnte sich nicht bewegen. Das Licht des Dämons strich über die

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