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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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befreite er sich und ging zu seinem Vater, der an der Anrichte lehnte. Nathan ließ ihm Zeit, seine Kaffeetasse abzustellen, bevor er ihn umarmte. Art Dinneck hielt seinen Sohn nicht so lange fest wie seine Frau, aber dennoch länger als sonst. Bevor er Nathan behutsam einen Schritt zurückschob, flüsterte er: »Willkommen daheim, Nate.«
    »Danke, Dad.« Wie er mit großer Erleichterung feststellte, hatte der Umstand, dass er nun der Pastor seiner Eltern war, nichts an der Herzlichkeit dieses Ortes, seines Zuhauses, geändert. Es war ein gutes Gefühl, etwas, woran er festhalten konnte. »Wie kommt‘s, dass du nicht bei der Arbeit bist?«, fügte er hinzu.
    Art holte eine zweite Kaffeetasse aus dem Schrank, als er antwortete. »Ich hab mir den Vormittag frei genommen. Als du heute Morgen angerufen hast, habe ich gleich eine Nachricht in der Firma hinterlassen. Du hättest mich beinah verpasst. Ich hatte die Aktentasche schon in der Hand.«
    »Ich hoffe, ich bringe dich nicht in Schwierigkeiten.«
    »Aber nein.«
    Seine Mutter wusch im Spülbecken zwei Müslischalen aus – als Nathan eingetroffen war, hatten seine Eltern gerade ein spätes Frühstück beendet. »Hat dir Pastor Hayden heute Vormittag auch frei gegeben?«
    »Nein, eigentlich nicht. Wir haben Termine mit den Kirchenältesten und einigen Ausschüssen. Ein paare stille Einführungen vor meinem großen Auftritt am Sonntag. Ich muss in etwa einer Stunde zurück in der Kirche sein.«
    Art schenkte Kaffee für seinen Sohn ein und bedeutete ihm, sich an den Tisch zu setzen. Nathan tat, wie ihm geheißen.
    »Wie alt ist der Mann eigentlich? Inzwischen muss er an die hundert sein.«
    Nathan lächelte. »Nicht ganz. Aber über achtzig. Dafür ist er noch recht rüstig. Genau, wie du ihn am Sonntag gesehen hast.«
    Beverly gab am Spülbecken einen verächtlichen Laut von sich und drehte sich um. »Tja, wenn dein Vater öfter zur Kirche ginge, wüsste er das vielleicht. Pastor Hayden fragt jeden Sonntag nach dir, Art.«
    Nathan sah seinen Vater an. »Du gehst nicht mehr zur Kirche? Seit wann? Soweit ich mich erinnern kann, hast du den Gottesdienst nur ein einziges Mal verpasst, als dir die Gallensteine rausgenommen wurden. Und selbst damals hast du darauf bestanden, dass wir dir die gesamte Predigt aufnehmen, damit du sie dir im Bett anhören konntest.«
    Vier Scheiben Brot sprangen aus dem Toaster. Nathan hatte zwar bereits gefrühstückt, aber seine Mutter bestand darauf, dass er wenigstens irgendetwas aß. Mit aus Routine geborener Geschwindigkeit und Effizienz butterte sie die Scheiben und schnitt sie diagonal durch, wie Nathan es mochte. Art vollführte eine wegwerfende Handbewegung, die stark an jene Pastor Haydens erinnerte, und trank einen Schluck Kaffee, bevor er antwortete.
    »In meinem Alter ist es nicht mehr so einfach, an Sonntagen aus den Federn zu kriechen.«
    »So alt bist du nicht, Dad. Du bist erst fünfzig ... und ein bisschen was.«
    »Achtundfünfzig«, präzisierte Beverly, als sie den Toast herüberbrachte, zwei Scheiben auf jedem Teller. Einen Teller reichte sie Nathan, den anderen ihrem Mann. Anschließend wandte sie sich wieder ihrem kleinen Haufen Geschirr zu und sagte: »Jedenfalls ein wenig zu alt dafür, um die ganze Nacht mit seinen neuen Kumpels herumzuhängen, soviel steht fest.«
    Art bedachte seine Frau mit einem irritierten Blick. Nathan war nicht sicher, was er davon halten sollte. Seine Eltern stritten sich selten.
    »Verzeih, dass ich gern ein wenig geselligen Umgang pflege.«
    Nathan trank einen Schluck von seinem Kaffee. Er war stark, genau wie er sich im Hause Dinneck daran erinnerte. Nachdenklich biss er von seinem Toast ab. »Bist du den Freimaurern oder so beigetreten?«
    Art zuckte mit den Schultern. »Nein. Na ja, nicht richtig. Es ist eine ähnliche Gruppe, aber weniger religiös .«
    Nathan versuchte, die Schärfe in der Stimme seines Vaters zu ignorieren, die bei dem Wort mitschwang. Solange Nathan zurückdenken konnte, war die Kirche ein Eckpfeiler der Familie gewesen. Sein Vater – und auch Nathan, als er dafür alt genug gewesen war – hatte jeden Frühling und Herbst beim Kirchenbasar mitgearbeitet. Bei Bedarf hatte Art als Messdiener ausgeholfen und nur selten den Bibelunterricht an Mittwochabenden versäumt.
    »Was hat sich denn verändert?«
    Art zog über der Tasse eine Augenbraue hoch. »Verändert? Wieso?«
    »Was ist denn falsch daran, zur Kirche zu gehen?« Er versuchte, sich nicht anklagend

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