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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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im Klub an jenem Morgen nach. Der so lange zurückzuliegen schien. Quinns Stimme hatte sich wie ein dritter Arm angefühlt, der sich nach ihm ausstreckt hatte und ihn gegen Ende der Unterhaltung fast umschlungen hätte. Aber Nathan hatte ihm widerstanden, wenn auch nur, indem er sich auf seinen Glauben an Jesus gestützt hatte, um ein Quäntchen Kraft zu finden. Lag es daran? Über andere, die ihren Glauben als eine Art magischen Schutzschild betrachteten, pflegte er sonst die Stirn zu runzeln. Es traf nämlich nicht zu, zumindest nicht so, wie die Menschen es gerne gehabt hätten. Gewiss, man konnte Glauben als einen Schild betrachten, allerdings einen, der Gottesfürchtige vor Verlockungen und Sünden schützte. Er würde keinen Bus aufhalten, sollte man beschließen, ihn mitten auf der Straße auf die Probe zu stellen.
    Gott wurde nicht gern auf die Probe gestellt. Und Nathan musste sich vor Augen halten, dass er das zähe Ringen an jenem Vormittag um ein Haar verloren hätte. Seine Verteidigung war gekippt, als er das Gemälde gesehen hatte. Quinn hatte diese Schwäche ausgenutzt.
    Der Glaube an Gott, nicht an sich selbst, bot die einzige Möglichkeit, dem Teufel zu widerstehen. Und für Letzteren stand dieser Mann. Wie dem auch sein mochte, entweder konnte Quinn ihn nun nicht so kontrollieren wie die anderen, oder er wollte es nicht. Stattdessen nutzte er dafür seine Macht über Josh und Elizabeth. Was war mit seinem Vater? Art Dinneck war ein gläubigerer Christ als die meisten Menschen, die Nathan kannte. Dass Art sich derart von der Kirche abwandte, mutete ebenso unwahrscheinlich an wie der Umstand, dass Josh kaltblütig einen Mann erschossen hatte.
    Wenn Nathan sich Quinn entziehen konnte, traf dasselbe vielleicht auch für seinen Vater zu. Vielleicht bedrohte Quinn stattdessen seine Mutter, um sich Arts Fügsamkeit zu sichern.
    Der Mann hinter dem Lenkrad war verrückt. Besessen , schien ein besseres Wort. Nathan hatte sich grundsätzlich noch nie vor dem Tod gefürchtet. Das war nur der nächste logische Schritt dazu, die Ewigkeit mit Christus zu verbringen. Unabhängig davon verspürte er einen ausgeprägten Überlebensinstinkt. Wenn schon nicht für sich selbst, dann für Josh und Elizabeth.
    Die wirbelnden Fragen verstopften seine Gedanken und hielten ihn davon ab, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Er saß beengt auf dem Rücksitz von Quinns Limousine neben der künstlichen Bundeslade. Selbst im Licht der vorüberziehenden Straßenlampen wirkte die in die Kiste geflossene Handwerkskunst solide, dennoch war es ein erschreckender Kontrast zu dem, was Nathan anfangs gesehen hatte.
    Er lehnte sich zurück und beobachtete Josh, der seinerseits ihn über die Rückenlehne des Beifahrersitzes beobachtete. Nathan starrte seinen Freund an und konzentrierte sich auf dessen Augen. Gott, gib mir die Kraft, zu ihm durchzudringen. Mach die Augen auf, Josh. Nutz deinen Verstand und sieh dir an, was hier vor sich geht .
    Josh reagierte, wenngleich nur ein wenig. Die auf der oberen Sitzkante ruhende Pistole senkte sich in seinem Griff. Seine starren Züge wurden weicher.
    »Mr. Everson, bitte konzentrieren Sie sich auf Ihre Aufgabe. Bewachen Sie den Gefangenen.«
    Obwohl die Worte nicht an ihn gerichtet waren, spürte Nathan, wie Macht das Auto durchströmte. Die Stimme mutete überirdisch an. Dämonisch. Nathan glaubte, dass Dämonen echt waren und starke Überzeugungskraft im Herzen eines Menschen besaßen. Allerdings nahmen sie nie körperliche Gestalt an. Als er jedoch die Stimme dieses Mannes spürte und sah, wie Joshs Blick wieder erstarrte, sein Griff um die Pistole sich festigte, begann er, diese Einschätzung zu überdenken. Angst, der schleichende, aber unerbittliche Feind der Menschheit, umklammerte ihn erneut.

Kapitel Einundsechzig
    Als Matt Corwin sich verabschiedete und den Herrenklub auf wackeligen Beinen verließ, sah Art Dinneck sich danach um, mit wem er sonst reden könnte. Wieder dachte er an Beverly. Erwartete sie ihn zu Hause? Nein, sie wusste doch, dass er hierher gefahren war. Das hatte er ihr gesagt. Zwar konnte er sich nicht genau daran erinnern, was er gesagt hatte, aber sie schien nichts dagegen gehabt zu haben. Außerdem war er erst seit kurzem hier. Es war noch zu früh, um nach Hause zu gehen.
    Als er auf den Tisch zuging, um die verbliebenen vier Männer beim Finale einer wilden Partie Cribbage zu beobachten – bis er diese vier spielen gesehen hatte, war ihm nie der Gedanke

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