Das Grab des Salomon
weniger als fünfundvierzig Minuten musste er in die Stadt fahren, um das University of Massachusetts Medical Center zu besuchen, danach in die Innenstadt zum Medical City , Worcesters großem, modernem Krankenhaus. Als Erstes würde er ein paar rasche Anrufe in Sachen Hayden tätigen, anschließend rasch duschen. Es würde ein ausgefüllter Tag werden. So wie es aussah, würde er erst am späten Nachmittag nach Hillcrest zurückkehren.
Trotz allem anderen, das vor sich ging, fühlte sich Elizabeths früherer Vorschlag, dem Hillcrest Men‘s Club einen Besuch abzustatten, immer noch nach einer guten Idee an.
Was allerdings bis zum nächsten Tag warten musste. Für Donnerstagmorgen hatte er Frühstück bei seiner Mutter eingetragen – er hoffte, dies zu einer wöchentlichen Routine werden zu lassen. Vielleicht könnte sie ihm ein wenig Zündstoff liefern, bevor er durch die Stadt fuhr und sich dem stellte, was ihn hinter der Tür des Klubs erwarten mochte.
Nachdem er diese Pläne geschmiedet hatte, schlug er das Telefonverzeichnis auf und suchte Mrs. Lewis‘ Nummer heraus. Für diesen Tag hatte er keine Zeit mehr, über irgendwelche Rätsel nachzugrübeln. Erst am nächsten würde er sie alle wieder aufrollen können.
Kapitel Einunddreißig
Der Bibelunterricht am Mittwochabend war besser besucht als sonst üblicherweise unter der Leitung von Pastor Hayden. Mit Nathan saßen sechsundfünfzig Personen in einem doppelten Klappstuhlkreis in der Mitte des Raumes. An einer Wand war ein langer Tisch mit einem weißen Tischtuch aufgestellt worden, den Teller mit Keksen und einem Schokoladenkuchen zierten. Irgendjemand hatte Zweiliterflaschen Sprite und Cola Light mitgebracht. Mrs. Zawalich war extra früher gekommen, um den großen Kaffeespender der Kirche vorzubereiten. Er gurgelte und zischte, während er langsam dampfenden Kaffee braute, allerdings koffeinfreien. Nathan wunderte sich immer wieder darüber, dass beim Großteil anderer Abendveranstaltungen keine koffeinfreien Getränke bereitgestellt wurden – wahrscheinlich lagen danach zahlreiche Leute stundenlang wach in den Betten und warteten, bis die Wirkung des Koffeins endlich nachließ.
Dank der wenigen Anrufe, die Nathan an jenem Morgen getätigt hatte, hatte sich die Neuigkeit vom Verschwinden des früheren Pastors bereits verbreitet. Er hatte beschlossen, die Gebetskette der Gemeinde zu nützen, um alle in Kenntnis zu setzen. So hatte sich die Nachricht über die ganze Ortschaft verbreitet und Gemeindemitglieder an jenem Abend ins Untergeschoss der Kirche geführt. Viele waren nur gekommen, um sich nach dem Stand der Suche zu erkundigen, über die keine weiteren Informationen verlautbart worden waren. Andere waren da, um für Haydens Sicherheit und sein Wohlergehen zu beten und um in der heiligen Schrift Trost zu suchen. Nathan war für die Anwesenheit aller dankbar. Er empfand es als wichtig, Beständigkeit zu zeigen, indem er den Bibelunterricht nicht abgesagt hatte. Zu wenige Menschen suchten in Gottes Wort Geleit und verließen sich stattdessen zu sehr auf Predigten und die Worte anderer. So mancher Prediger mochte ein guter Redner sein, dynamisch und charismatisch, doch letzten Endes hörte man von ihnen stets nur die Interpretation des Wort Gottes aus der Perspektive einer Person. Dabei fand man alles in den Seiten der Bibel, wenn man genau hinsah und auf die Botschaften achtete.
So wie er es letzte Nacht getan hatte. Ob das, was er über Salomo und dessen Frauen gelesen hatte, irgendwie in Verbindung mit den rätselhaften Ereignissen in seinem persönlichen Umfeld stand, wusste er nicht. Er würde es herausfinden, wenn es nötig wäre.
Dies war der erste Bibelunterricht, den Nathan leiten würde. Er hatte beschlossen, ein wenig zu recherchieren. Es fühlte sich nicht ganz so an, als manipulierte er den Unterricht für persönliche Zwecke. Indem er denselben Abschnitt aus den Königen verwendete, über den er vergangene Nacht gestolpert war, hoffte er auf neue Erkenntnisse aus der Gruppe. Das Gespräch ging unweigerlich in die Richtung von Gläubigen, die nur allzu oft von der Verehrung Gottes abkamen und sich stattdessen Götzen und anderen »Göttern« zuwandten, die laut Meinung der meisten in der Gruppe Dämonen mit erheblicher verführerischer Macht waren.
Nachdem sich die Diskussion einige Minuten entwickelt hatte, fragte Nathan, ob schon jemand von Kemosch oder Milkom gehört hätte. Er wünschte, er wäre an jenem Tag nicht so
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