Das Grab des Salomon
weitere Dämonen mit wenig schmeichelhaften Eigenschaften.
Salomos Taten waren der letzte Strohhalm gewesen. Durch sie war der König in Ungnade gefallen, hatte er seinen Thron an Gottes Zorn verloren. Salomo hatte andere »Götter«, die populären Dämonen jener Zeit, vor den einzig wahren Gott gestellt und den Preis dafür bezahlt.
Nathan schaute auf und dachte an John Salomons Grab, dann wieder an Tarretti und seinen Vater. An Hayden. Zu viele einzelne Fäden, die umherwirbelten und anscheinend keinen Bezug zueinander aufwiesen, obwohl es sich so anfühlte, als sollte es eine Verbindung geben.
Lange nach Mitternacht schwirrten die Fragen immer noch wie Mücken durch seinen Kopf, die gerade lange genug landeten, um zu stechen, ehe sie flugs wieder abhoben. Die Nachttischlampe blieb eingeschaltet, als er mit dem aufgeschlagenen Buch auf dem Schoß in den Schlaf glitt.
Er träumte nicht. Nur lose Ansammlungen von Bildern zuckten durch sein Gehirn, das ihnen einen Sinn zu entlocken versuchte, während sein Körper sich erholte. Als er die Augen aufschlug, schien bereits die Sonne durch die Fenster. Er lag auf der Decke, war nie darunter geschlüpft. Welcher Tag war angebrochen? Mittwoch.
Vielleicht sollte er im Bett bleiben und sich diesem Tag nicht stellen. Es schien eine gute Idee. Er hatte ohnehin verschlafen. Die Uhr zeigte neun Uhr vierunddreißig an. Bestimmt hatte er irgendwelche Termine. Bleib trotzdem im Bett , sagte er sich. Vielleicht legt sich dann alles von selbst .
Ein fernes Klingeln aus dem Badezimmer riss ihn aus seinen Gedanken. Das Mobiltelefon. Kurz überlegte er, es einfach läuten zu lassen, doch er wusste, das konnte er nicht. Er verkörperte nun den Pastor der Gemeinde. Er trug Verantwortung . Der Gedanke verlieh ihm genug Kraft, um sich aus dem Bett zu rappeln und zum Badezimmer zu eilen, bevor der Anrufer es aufgab.
»Hallo«, sagte er und erkannte zu spät, dass er sich mit »Pastor Dinneck« hätte melden sollen. Die Floskel war ihm noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen.
»Guten Morgen«, begrüßte ihn eine vertraute Stimme. »Hört sich an, als wärst du gerade erst aufgewacht.«
»Elizabeth.« Ihre Stimme zu hören, ihren Namen auszusprechen, spülte alles hinweg, entrümpelte seinen Verstand. Es war eine vorübergehende Gnade, dennoch genoss er das Gefühl. »Stimmt. Ich habe vergessen, den Wecker zu stellen. Ich habe bis spät in die Nacht gelesen.«
Ein kurzes Lachen. »Muss ein gutes Buch gewesen sein.«
Nathan lächelte. »Das beste.«
»Ach, dieses Buch.« Trotzdem wich die Belustigung nicht aus ihrer Stimme. »Tja, dann will ich dich nicht aufhalten. Wahrscheinlich hast du dir noch nicht mal die Zähne geputzt.«
»Nein.«
»Ich hatte ganz vergessen, dass ich gestern frei hatte, deshalb konnten wir uns im Pflegeheim nicht sehen. Wir haben noch gar keine neue Verabredung ausgemacht.«
Danke, Gott , dachte er. Zumindest für Elizabeth. Was immer sonst vor sich geht, sie ist meine Zuflucht .
»Richtig«, pflichtete er ihr bei und ging aus dem Badezimmer. »Bleib einen Augenblick dran, ich muss nach unten und in meinen Kalender schauen.« Wie ein Kind am Weihnachtsmorgen eilte er die Stufen hinunter ins Arbeitszimmer und schlug seinen Schreibtischkalender auf. »In Ordnung, mal sehen. Heute Abend geht es nicht, da ist Bibelunterricht. Hast du Lust, dich uns anzuschließen?«
»Ne.«
»Dachte ich mir«, erwiderte er. »Ich würde ja sagen, wir könnten uns danach treffen, aber ich habe das Gefühl, ich werde etwas geschlaucht sein. Ich sollte besser früh zu Bett gehen, um den verpassten Schlaf der letzten Nacht nachzuholen.«
»Alles in Ordnung?«
»Eigentlich nicht.« In knappen Worten berichtete er ihr von Pastor Hayden.
»Das klingt ziemlich bizarr.«
»Kannst du laut sagen. Lass uns ein Treffen vereinbaren, dann kann ich dir ein paar noch bizarrere Dinge erzählen.«
»Abgemacht«, gab sie zurück. »Wie sieht‘s morgen Abend aus? Am Freitag habe ich frei, also brauche ich nicht allzu früh schlafen zu gehen.«
»Donnerstag klingt gut.«
»Prima. Ich muss jetzt los, die Pause ist vorbei.«
»Grüß Mrs. Conan von mir. Sag mal, könntest du dich diskret erkundigen, ob irgendjemand etwas von Hayden gehört hat?«
Elizabeth bejahte. Anschließend vereinbarten sie eine Zeit für ihre Verabredung und legten auf. Ihr Anruf war ein Geschenk Gottes gewesen, vielleicht im wahrsten Sinne des Wortes. Er überprüfte seine Termine für diesen Tag. In
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