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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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wollte und Elizabeth ihn erneut in seine Schranken wies. Das Tier kauerte sich auf die Hinterläufe und bellte wütend durch den Raum. »Und jetzt sagen Sie mir, was hier vor sich geht! Rücken Sie endlich damit heraus, oder, so wahr mir –«
    Nathan vollendete den Satz nicht. So schlagartig wie zuvor schlug Vincent Tarrettis Haltung um; er erschlaffte und schloss die Augen. Nathan wurde der Tropfen seines eigenen Speichels im Gesicht seines Gegenübers gewahr, und er hasste sich für sein Verhalten. Sofort ließ er das Hemd des Friedhofswärters los. In den Stoff hatte sich ein dreidimensionaler Handabdruck gepresst. Wie konnte er nur dermaßen die Beherrschung verlieren? Nathan musste zur Besinnung kommen, sich daran erinnern, wer er war.
    Und dennoch, er war irgendetwas dicht auf der Spur, stand unmittelbar vor den Antworten, nach denen er suchte, davon war er überzeugt.
    Elizabeths Hände senkten sich behutsam auf seine Schultern. Nathan verspürte einen letzten Drang, sich auf Tarretti zu stürzen, hielt sich jedoch zurück – oder wurde von Elizabeths sanfter Berührung zurückgehalten. Tarretti stützte sich auf die Anrichte, als hätte ihn alle Kraft verlassen.
    »Dann müssen Sie es sein«, stieß er keuchend hervor, schlug die Augen auf und wischte sich mit dem Ärmel das Gesicht ab. Er blickte zu Nathan, zu Elizabeth und wieder zurück. »Sie sind der neue Hüter, und meine Zeit ist vorüber. Etwas anderes ergibt keinen Sinn. Allerdings könnte es unter Umständen für uns alle bereits zu spät sein.«
    Einen Augenblick lang dachte Nathan, Tarretti wollte von seinem Posten zurücktreten. Erst viel später sollte er begreifen, dass Vincent Tarretti genau das tat.

Kapitel Zweiundvierzig
    Peter Quinn verspürte widersprüchliche Gefühle, als er sah, was Josh Everson im Internet aufgestöbert hatte. Einen Teil von ihm belustigte, wie Gerüchte und überzogene Fantasie die Wahrheit zu blankem Unsinn verzerren konnten. Ausgerechnet Außerirdische .
    Aber nicht alles , was Everson ihm zeigte, stellte sich als Unsinn heraus. Mindestens ebenso viele Websites, die behaupteten, sie wären mit einem Kometen gekommen, beschrieben präzise einige Aspekte von Quinns Organisation und deren Aktivitäten. Zu präzise für Quinns Geschmack, auch wenn die zutreffenden Informationen sich teilweise in horrendem Unfug verbargen. Er fragte sich, wie viel vom Mantel des Schweigens seiner Vereinigung sich heben würde, wenn der Große Moloch endlich erhielte, was er begehrte, ob die Macht der Reliquie reichen würde, um aus den Schatten in ihr eigenes Licht zu treten.
    Falls nicht, würde er Onkel Roger und den anderen Ältesten diese Websites zeigen müssen.
    Sein Mobiltelefon klingelte. Everson blinzelte heftig.
    »Bleiben Sie hier«, befahl Quinn, »und tun Sie gar nichts, bis ich Ihnen etwas anderes sage.«
    Er entfernte sich ein paar Schritte und hob ab. »Quinn.«
    »Hallo. Manny Paulson hier. Irgendetwas ist im Busch.«
    Quinn zog eine Augenbraue hoch. »Irgendetwas ist im Busch«, wiederholte er und ärgerte sich maßlos über Paulsons Angewohnheit, nie direkt zur Sache zu kommen. »Was bedeutet ›irgendetwas‹, Mr. Paulson?«
    »Tarretti hat Besuch. Raten Sie mal, wer.«
    »Nein.«
    »Schon gut, schon gut. Der neue Prediger. Dinneck. Arts Sohn. Und er hat seine Freundin mitgebracht.«
    Quinn sah auf die Uhr. Etwas spät für einen Besuch. Er beschloss, sich nicht näher über die »Freundin« zu erkundigen.
    »Einzelheiten, bitte.«
    Paulsons Wagen parkte in der Zufahrt, die neben dem Hauptfriedhof verlief, von der Straße aus nicht zu sehen. Die Zufahrt wurde verwendet, um den Bagger der Stadtverwaltung zum Friedhof zu bringen, wenn neue Gräber auszuheben waren. Paulson berichtete Quinn davon, wie Nathan und Elizabeth eingetroffen und rasch in Tarrettis fast völlig dunkles Haus gescheucht worden waren. Der Umstand, dass auch danach keine weiteren Lichter angegangen waren, ließ eine Warnglocke in Quinns Kopf schrillen. Ein geheimes Treffen , dachte er.
    Vielleicht hatte man Haydens Leichnam letztlich gefunden. Quinn hatte den alten Mann dort zurückgelassen, wo er ihn erschossen hatte, tief im Wald am Rand des Klostergrundstücks. In seinen Kofferraum wollte er ihn damals nicht schleifen, weil ihm das Risiko zu groß gewesen war, DNS-Spuren zu hinterlassen. Quinn hatte darauf gehofft, dass Tarretti das Auffinden der Leiche als Zeichen deuten und tätig werden würde.
    Was er anscheinend getan hatte.
    Es war fast

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