Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan
Lenkrad fester.
Wie konnte ich Jurmain dazu bringen, mir zu sagen, was er über diesen mysteriösen Informanten wusste? Sollte ich ihn anrufen? Nach Winnetka fahren? Schaffte ich es überhaupt, bis zu ihm vorzudringen?
Ich dachte an Pete und seine junge Verlobte mit den MeIonenbrüsten. Waren die Heiratspläne noch immer aktuell? Machte mir das etwas aus?
Katy? Ich wusste, dass meine Tochter keinen großen Spaß hatte an ihrem Job im Mecklenburg County Public Defenders Office. Hatte sie gekündigt? Wenn ja, um was zu tun?
Ryan. Ich fragte mich, ob mit seinem Flug alles planmäßig gelaufen war. Ich vermisste ihn. Am Sonntag würde ich nach Charlotte fliegen. Wollte ich, dass er zu Besuch kam? Würde es je wieder so sein, wie es einmal war? Konnte es das?
Ich hatte Kopfschmerzen. Es war ein langer Tag gewesen. Ich stellte mir Vecamamma vor, wie sie an ihrem uralten Tappan-Herd stand. Heute kochte sie Lamm mit Karotten und Kohl. Ich fragte mich, ob sie die Plätzchen inzwischen alleine gebacken hatte.
Ich lächelte, weil ich mich freute, dass jemand mir ein Abendessen kochte. Ich wusste nicht, wer sonst noch dabei sein würde oder wie viele, aber ich war froh, dass ich nicht in ein leeres Haus zurückkehrte.
Jawoll. Familie war genau das, was ich brauchte. Arterienverstopfende Köstlichkeiten wie Kartoffeln mit Soße, Brot und Butter, Rhabarberkuchen und Eiscreme. Belanglose Gespräche. Sich keine Sorgen über Pete, Ryan, Katy, Jurmain machen zu müssen. Distanz zu früheren Ehemännern, Geliebten, ruhelosen Töchtern und hinterhältigen anonymen Informanten.
Vor allem Distanz zu gewaltsamem Tod.
9
Im Haus angekommen, machte ich zwanzig Minuten Yoga und nahm dann ein sehr heißes Bad.
Während ich bis zum Kinn in Schaumbläschen lag, überlegte ich mir einen Plan für Cukura Kundze und Mr. Tot. Ich würde erst anrufen, wenn ich mit den Knochen fertig war und eindeutig festgestellt hatte, dass es sich bei 287JUL05 um Lassie handelte. Und ich hoffte, dass ich zu dem Zeitpunkt auch erklären konnte, was ihn umgebracht hatte.
Außerdem überlegte ich mir eine Strategie, wie ich mit Jurmain umgehen sollte. Nach einigem Nachdenken entschied ich mich für einen Hausbesuch. Ich würde direkt vom CCME dorthin fahren. Nur keine Zeit verlieren. Vielleicht überrumpelte ich damit den alten Knacker. Na und? Mehr als mich vom Butler hinauswerfen lassen, konnte er nicht tun.
Das Wasser war lauwarm, als es anfing, an der Tür zu klingeln. Ich stieg aus der Wanne und zog mir Jeans und einen langen, roten Pullover an. Kein Fönen. Kein Make-up. Ist Familie nicht großartig?
Nach Yoga und Wanne hatte der Knoten in meinem Bauch sich gelöst, die Kopfschmerzen waren verschwunden.
Vielleicht war es auch das Aspirin. Was auch immer. Ich fühlte mich entspannt und erfrischt. Heute Abend keine Leichen. Keine Vorwürfe beruflichen Fehlverhaltens. Keine zweischneidigen Neckereien von Ryan.
Zum Glück würde es an diesem Abend nur eine kleine Gesellschaft geben. Vielleicht trug auch das zu meiner neu gefundenen Heiterkeit bei.
Andrejs und Brigita würden kommen, allerdings ohne ihre Eltern, die aus gesundheitlichen Gründen nicht konnten. Nach Vecamamma waren Emilijas Hämorrhoiden über Nacht um schnelle sieben Kilo gewachsen. Gordies Gebrechen blieb ungenannt.
Regina und Terry waren verhindert wegen des donnerstagabendlichen Bingo in St. Ignatius. Ted hatte Dienst in seinem Nacht job. Bea musste einen Aufsatz schreiben. Allie hatte einen Kurs. In die anderen Ausreden hatte man mich nicht eingeweiht.
Onkel Jaris und Tante Klara würden natürlich anwesend sein.
Sie würden Ananassalat mit Schlagsahne mitbringen.
In der Wanne hatte ich mir außerdem das Für und Wider eines Anrufs bei Ryan überlegt. Das Wider hatte gewonnen. Ryan war inzwischen zu Hause. Meine Nummer war auf seinem Handy gespeichert.
Immer wieder hörte ich gedämpftes Klingeln, es kamen weitere Gäste. Ich erkannte die Stimmen an Tonfall und Lautstärke.
Nach dem vierten Bimmeln dröhnte Tante Klaras Alt durch die Bodendielen.
Alle anwesend oder entschuldigt. Zeit, mich in Gesellschaft zu begeben.
Ich stand am oberen Treppenabsatz, als es zu meiner Überraschung noch einmal klingelte. Ich hörte die Tür aufgehen, dann Gordies Stimme.
»Sveiki, Vecamamma.«
»U:li tev iet labak?« War Vecamamma verwirrt?
Gordie war ungefähr so zweisprachig wie George Bush. Warum fragte sie auf Lettisch nach seiner Gesundheit?
»Konnte mir deinen Lammbraten doch
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