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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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werde dieses Arschloch kriegen.«
    Ryan hatte ein wenig Schaum auf der Oberlippe. Ich musste mich zusammennehmen, um ihn nicht wegzuwischen.
    »Ich weiß, dass du das wirst«, sagte ich.
    Um acht Uhr abends bedeckten siebenundsechzig Zentimeter Schnee den Boden. Sechsundzwanzig Zoll. Das war nach jedem Maßstab eine Menge Schnee.
    Montreal ist ein Meister in der Bewältigung von Unwettern, aber dieses Mal ging die Stadt in die Knie. Zwischen Jubelarien über gebrochene Rekorde meldeten die Nachrichtensprecher, dass nur eine Handvoll Busse und Metro-Züge fuhren. Gottesdienste wurden abgesagt, Geschäfte, die normalerweise sonntags geöffnet hatten, blieben geschlossen.
    Später stellte sich heraus, dass ein Großteil der Bevölkerung aufstand, zum Fenster hinausschaute und wieder ins Bett krabbelte. Gott oder der Chef würden das schon verstehen.
    Ich war nicht ganz so selbstgefällig. Ich wollte ins Labor, um meine Untersuchung der Oka-Knochen abzuschließen.
    Nach einem Frühstück aus Kaffee, Grape-Nuts und Joghurt zog ich Stiefel, meinen Kanuk-Anorak, Schal und Handschuhe an und ging hinaus, weil ich hoffte, es bis zur U-Bahn, die nur zwei Blocks entfernt war, zu schaffen.
    In meine Straße hatte sich kein Schneepflug vorgewagt.
    Kein Frühaufsteher hatte die Bürgersteige freigeschaufelt. Warum sich auch die Mühe machen? Der Schnee lag noch immer hüfthoch und fiel weiter, doch die Flocken waren jetzt winzig, eisige Kugeln, die mir ins Gesicht stachen.
    Auf der Sainte-Catherine sahen die Fahrzeuge am Straßenrand aus wie klumpige, weiße Hecken. Keine Busse. Keine Autos. Keine Tauben. Keine Menschen. Nichts rührte sich. Das Viertel war so verlassen wie der Times Square in Vimilla Sky.
    Keuchend und in meinem Parka schwitzend kam ich an der Metro-Station an. An der schmutzigen Scheibe des Fahrkartenschalters klebte ein handgeschriebener Zettel.
    Coupure de courant non programmé. Problème électrique. Unvorhergesehener Ausfall. Elektrisches Problem. Unter den Text hatte der Autor ein Smiley mit nach unten gezogenen Mundwinkeln gemalt.
    »Absolut fantastisch.« Ich redete schon wieder mit mir selber. Fünf Minuten später war ich wieder vor meinem Haus. Als ich in den Gang einbog, der zu meiner Wohnung führte, sah ich einen Ziploc-Beutel, der hinter meinem Türknauf klemmte.
    Ich zog einen Handschuh aus, nahm den Beutel und schaute mir den Inhalt an. Fünf kleine Klumpen, trocken, bröckelig und schwarz-braun.
    Ich zog den Verschluss auf und schnupperte. Exkremente.
    »Arschloch.« Das Wort hallte den leeren Gang entlang. Mein Nachbar Sparky hatte so etwas schon öfters abgezogen. Einmal war es besudeltes Tierstreu, einmal ein toter Spatz.
    Jetzt brauchte ich eindeutig ein Ventil für meine Wut. Nachdem ich die Kotbrocken in der Toilette hinuntergespült hatte, rief ich meine Schwester Harry in Houston an.
    Ich erzählte ihr von Sparkys letztem Streich.
    Sie wiederholte mein Schimpfwort und schmückte es noch ein bisschen aus.
    Ich erzählte ihr von dem Schnee.
    »Hat Old Blue Eye denn nicht einen Jeep?«
    »Ich komme nicht bei jedem Problem zu Ryan gekrochen.«
    »Jeeps fahren im Schnee.«
    »Schneemobile auch, aber deshalb rufe ich nicht die Schneemobil-Patrouille an.«
    »Gibt's die wirklich?«
    »Keine Ahnung. Was treibst du?«
    »Unkraut jäten. Hier ist es so heiß, dass die Bäume die Hunde bestechen. Musste ganz früh anfangen.«
    Jetzt fühlte ich mich noch schlechter. Ich sagte nichts.
    »Was gibt's sonst noch Neues?«, fragte Harry.
    Ich erzählte ihr von Chicago, Cukura Kundze und Ryans plötzlichem Auftauchen in Vecamammas Haus. Dann berichtete ich ihr von dem mysteriösen Anruf bei dem verstorbenen Edward Allen Jurmain.
    »Was für ein Scheißkerl macht denn so was?«
    »Das werde ich herausfinden. Es muss jemand aus meiner näheren Umgebung sein.«
    »Ist das der Grund, warum du so scharf drauf bist, an einem Sonntag zu arbeiten?«
    Ohne Namen zu nennen, erzählte ich ihr von den Villejoin-Schwestern. Sie unterbrach mich nicht. Meine Schwester kann sehr impulsiv sein, was manchmal ziemlich nervt, aber sie ist eine hervorragende Zuhörerin.
    Als ich fertig war, zögerte Harry einen Augenblick mit der Antwort.
    »Gran war einundachtzig, als sie starb.«
    »Ja.«
    »Arbeitest du mit Ryan an diesem Fall?«
    »Ja.«
    »Wenn ihr den Mistkerl habt, tust du mir einen Gefallen?« Ich wartete.
    »Röste ihm die Eier.«
    Das konnte und wollte ich ihr nicht abschlagen.

15
    Am Montag wachte ich vom Lärm

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