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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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dort war es nur ein kurzer Fußmarsch bis zu meiner Wohnung.
    Fünfzehn Minuten, nachdem ich aufgelegt hatte, schlitterten wir auf der Avenue de Lorimier auf den Ville-Marie- Tunnel zu. Die Wischer huschten wie Metronome über die Windschutzscheibe. Kein Blizzard, aber ziemlich heftiges Schneetreiben.
    Während Ryan sich auf das Fahren konzentrierte, kontrollierte ich auf meinem BlackBerry meine E-Mails.
    Amazon wollte mir Bücher verkaufen. Abe's of Maine wollte Haushaltsgeräte verkaufen. Boston Proper wollte mir Klamotten verkaufen. Löschen. Löschen. Löschen.
    The Humane Society wollte, dass ich mehr Geld spende. Na gut. Speichern.
    Ein Kollege wollte, dass ich auf einer Konferenz in der Türkei spreche. Speichern, um mit einer höflichen Absage zu antworten.
    Katy berichtete, dass Pete und Summer für eine Woche auf die Turks und Caicos geflogen waren. Sie fragte, wann ich nach Charlotte zurückkommen werde. Ich antwortete, dass ich auf jeden Fall rechtzeitig für unsere Reise nach Belize am einundzwanzigsten dort sein würde.
    Außerdem hatte ich zwei Angebote für Produkte erhalten, die garantiert meine Genitalien erfreuen würden, und drei Vorschläge, mittels afrikanischer Banken Millionen zu verdienen.
    Als ich das Gerät wieder ins Futteral steckte, fuhr Ryan eben aus dem Tunnel auf die Atwater. An der Rue Sainte-Catherine bog er rechts ab und dann nach links auf die Guy. Wenige Fußgänger eilten mit hochgezogenen Schultern und gesenkten Köpfen an den Häuserfronten vorbei. Bürgersteige, Fenstersimse und Stufen waren bereits verschneit, Autodächer trugen flauschige, weiße Kappen.
    Ryan parkte an einer Stelle, wo es nur zwischen April bis August an jedem zweiten Mittwoch zwischen zwei Uhr vierzehn und vier Uhr siebenundzwanzig nachts erlaubt war. Für Feuerwehrleute und Freimaurer. Oder so etwas in der Richtung.
    Voilà, le parking in Montreal.
    Ryan und ich überquerten die Guy und eilten dann den Hügel hinunter. Im Restaurant führte uns ein Mann mit pockennarbigem Gesicht und einem schielenden Auge zu einem Tisch für zwei.
    »Zwei Tage, zwei Tavernen«, sagte Ryan grinsend. »Sehe ich da ein Muster?«
    Es stimmte. Die gleiche Holzeinrichtung. Die gleichen Fischernetze. Die gleichen Wandgemälde mit Abbildungen von Gottheiten in Togen. Nur waren die Tischdecken hier blauweiß kariert.
    »Hier gibt's Fisch«, sagte ich, »In Chicago gab's Lamm.«
    »Ich hatte die Meeresfrüchteplatte.«
    »Du hast eben nicht gerade einen guten Geschmack bewiesen.«
    »Wir sollten nach Griechenland gehen.«
    »Ja-ja.«
    »Mykonos hat einige erstklassige Nudistenstrände.« Ein übertriebenes Zwinkern.
    »Träum weiter, Ryan.«
    »O ja.«
    Schielauge brachte uns die Speisekarten und fragte, was wir zu trinken wollten. Ryan bestellte Moosehead. Ich Perrier mit Limette. Als die Getränke kamen, bestellte ich Wolfsbarsch. Ryan entschied sich für Red Snapper.
    »Erzähl mir von der Villejoin-Ermittlung«, sagte ich, weil ich die gefährlichen Gewässer persönlicher Themen umschiffen wollte. Wie gemeinsamer Nacktheit.
    Aus Ryans Lächeln wurde ein Stirnrunzeln. Er trank einen Schluck Bier und stellte seinen Krug ab.
    »Anne-Isabelle war sechsundachtzig. Christelle war dreiundachtzig. Beide waren alte Jungfern.«
    »Ledig«, korrigierte ich.
    »Genau, sie haben bei ihren Eltern in Pointe-Calumet gelebt. Serge Villejoin ist neunundsechzig gestorben, Corine siebenundsechzig. Danach haben die Schwestern das Grundstück geerbt.«
    Ich konnte mir nicht vorstellen, wie man ein ganzes Leben in nur einem Haus verbrachte. Fand ich eine solche Stabilität deprimierend oder tröstend? Ich war zu erschöpft, um es mir zu überlegen.
    »Beide arbeiteten als Schwesternhelferinnen. Anne-Isabelle ging dreiundneunzig in Rente, Christelle sechsundneunzig. Danach waren die Damen fast immer zu Hause, werkelten im Garten, kümmerten sich um die Katzen, häkelten Schnickschnack für Kirchenbasare.«
    »Was für eine Kirche?«
    »Sainte-Marie-du-Lac in Pointe-Calumet.«
    Unser Fisch kam. Wir träufelten Zitronensaft darüber, nahmen uns Bohnen und Beilagen und fingen schweigend an zu essen. Nach einer Weile sprach Ryan weiter.
    »Am vierten Mai zweitausendacht fand wieder so ein Basar statt. Es war ein Samstag. Normalerweise wären die Schwestern die zwei Blocks bis zur Kirche zu Fuß gegangen, aber da sie einen ganzen Karton voller Spenden hatten, bot ein Nachbar an, sie hinzufahren.« Ryan griff nach hinten, zog ein Notizbuch aus seiner

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