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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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dickliches L, schuppig vor Schimmel. An der Unterseite
    flach mit einem absatzförmigen Vorsprung am hinteren Ende.
    Ein Stiefel.
    Ich tastete nach links.
    Ein zweiter Stiefel lag neben dem ersten.
    Mit pochendem Herzen ließ ich die Finger über vermodertes Gewebe, das unter meiner Berührung zerbröselte, nach oben wandern. Unter dem Gewebe verliefen lange, röhrenförmige Objekte. Ich erkannte die Form. Ihre Bedeutung.
    Beinknochen.
    o Gott, ich tastete eine Leiche ab. Ich stellte mir ihre Lage vor.
    Ich schwang die Beine nach rechts und tastete mich, blindlings in der Dunkelheit die Umrisse erkundend, seitlich am Torso hoch. Meine Finger spürten schwere, runde Knöpfe.
    Ich zählte. Stellte sie mir vor. Eine Jacke?
    Ich übte mit der .flachen Hand etwas mehr Druck aus.
    Die Jacke bedeckte eine Reihe starrer Bögen. Höcker und Buckel.
    Ein kollabierter Brustkorb. Wirbel.
    Ich versuchte, die Unterkante der Jacke anzuheben. Die Bewegung wirbelte einen Tsunami an Gestank auf, schal und erdig und nach Jod riechend.
    Ab jetzt atmete ich wieder durch den Mund.
    Auf Ellbogen und Knien rückwärts kriechend, wich ich dem Stiefel aus und wandte mich nach links.
    Neben den ersten bei den Stiefeln ertasteten meine zitternden Finger ein zweites Paar. Eine Hose. Eine Jacke. Einen fleischlosen Schädel, mit Haaren, die wie Spinnengewebe am Knochen klebten.
    Wieder kroch ich rückwärts und wandte mich nach links.
    Eine dritte Leiche lag Kopf an Fuß zu den anderen. Oder hatte gelegen, bis der Schädel sich gelöst und ein anderes Fleckchen gesucht hatte.
    Meine Hände zuckten entsetzt zurück.
    Heilige Mutter Gottes. Mein Gefängnis war eine Krypta, noch kälter und schwärzer, als ich es mir je hätte vorstellen können. Angefüllt mit völliger, äußerster Stille.
    Und verwesenden Leichen.
    Fragen taumelten mir durchs Hirn. Hysterisch. Sinnlos. Wie lange? Wie viele? Wer?
    Mit den noch gefesselten Beinen stemmte ich mich über die dritte Leiche und zog mich, mit den Händen durch die Dunkelheit tastend, weiter nach links.
    Es war zwar irrational, aber ich musste es wissen. Neben den ersten drei 'Toten fand ich noch vier weitere.
    Die vorgefundenen Gegenstände wie Blindenschrift als Hinweise benutzend, stellte ich fest, dass alle mit Stiefeln, Hosen mit Gürteln und Jacken mit schweren, runden Knöpfen, wahrscheinlich aus Metall, begraben worden waren. Vier Jacken waren mit Orden und Rangabzeichen geschmückt.
    Tote Soldaten?
    Das war nicht wichtig. Wichtig war nur das Risiko, dass ich mich
    bald bei ihnen einreihen könnte.
    Mein Atem stockte, meine Brust bebte. Dann meldete sich die Vernunft wieder. Keine »Tränen. Denk nach.
    In meinem Hirn explodierte ein einzelnes Wort.
    Kanten.
    Wie ein verzweifelter Ghul plünderte ich die Toten und häufte meine Beute zu einem Stapel. Orden. Gürtelschnallen. Abzeichen. Drei Unterkiefer mit vollständigen Zahnreihen.
    Ich setzte mich gebückt hin, spreizte die Knie, beugte mich vor und fing an, an meinem Fußfesseln zu sägen. Ich musste nur eine einzige Seilschlaufe durchtrennen.
    Eine. Eine.
    Wie lange bearbeitete ich dieses Seil? Lange.
    Doch wie bei meinen Handgelenken passierte es schlùif3lich. Ein leichtes Nachlassen des Drucks. Ein Reißen. Meine Beine schnellten auseinander.
    Elektrizität zuckte von Neuron zu Neuron. Ich hätte am liebsten geschrien.
    Vor Freude geschrien.
    Und ich wollte den Mistkerl umbringen, der mir das angetan hatte. Ich wollte entkommen.
    Ich krümmte den Rücken und massierte und bewegte beide Fußgelenke.
    Als das Blut wieder zirkulierte, richtete ich mich auf alle viere auf Nicht schlecht.
    Ich beugte ein Knie, testete das verletzte Bein. Empfindlich. Aber erträglich.
    Bei meiner Leichenerkundung hatte ich festgestellt, dass alle Leichen mit Kopf oder Füßen zu einer Wand lagen. Offensichtlich befand ich mich an einem Ende des Grabs.
    Wer am anderen vielleicht eine Tür?
    Obwohl Arme und Beine wie Gummi waren, kroch ich auf die Stelle zu, wo ich anfangs zu mir gekommen war, und tastete dabei mit der linken Hand in regelmqj3igen Abständen die Wand ab. Ein Schritt. Fünf Zwölf.
    Zwölf Schritte. Meine ausgestreckte Hand traf auf Ziegel. Eine andere Wand stieß in einem Winkel von neunzig Grad an die lange Wand. Ich hatte das andere Ende des Grabs erreicht.
    Nach einer Tür tastend, bewegte ich mich nach rechts.
    Ein plötzlicher, grauenerregender Gedanke. Wenn man die Leichen einfach eingemauert hatte, war eine Tür nicht nötig. Kein Mensch

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