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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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würde hier je wieder hereinkommen. Oder hinausgehen.
    Mein gemartertes Hirn ritt auf einer weiteren, unlogischen Wille.
    Poe. »Das Fass Amontillado«.
    Aber Montrésor wurde gefasst.
    Nein. Fortunato starb. Allein. Unter der Erde.
    Meine Bewegungen wurden hektisch. Ich kauerte mich auf die Hacken und ließ die Hände in weiten, ruckartigen Bögen über die Wand gleiten.
    Irgendjemand hat dich hier reingebracht. Also muss es einen Zugang geben.
    Also muss es einen Weg hinaus geben.
    Ich stöhnte fast auf, als meine Finger etwas ertasteten, das ins Mauerwerk eingelassen war. Flach. Glatt.
    Holz!
    Ich tastete nach einer Klinke. Nichts.
    Einem Riegel. Auch nichts.
    Meine froststarren Fingerspitzen schickten nur wenige Informationen in mein Hirn. Ich rieb schnell die Hände aneinander. Ein gewisses Gefühl kehrte zurück.
    Ich fing noch einmal von vorne an. Langsamer. Sorgfältiger. Schliiif3lich erspürten meine Finger eine Unregelmiij3igkeit. Fuhren sie nach.
    Mein Hirn berechnete den Tastebefund, erstellte ein Bild. Ein Spalt, der um eine quadratische Tür von etwa sechzig Zentimeter Kantenlänge verlief.
    Hektisch fing ich an, meine Fingernägel in die Lücke zu krallen.
    Der schmale Zwischenraum war mit einer harten, bröckeligen Substanz angefüllt.
    Denk nach, Brennan.
    Ich tastete mich durch die Dunkelheit zurück und holte meine makabre Utensiliensammlung. Dann kroch ich wieder zur Tür und kratzte und hackte.
    Zwischendurch drehte ich mich immer wieder auf den Rücken und trat mit den Füßen gegen das Holz. Oder warf auf allen vieren mein Gewicht dagegen, rammte die Tür mit einer Schulter oder einer Hüfte.
    Geräusche erfüllten die Stille. Das Klirren meiner erbeuteten Werkzeuge. Das Rieseln von Mörtel, der auf Ziegel fiel. Das Keuchen meines Atems.
    Ich war schweij3gebadet und atmete schwer, als die Tür sich schließlich löste und mit einem Krachen aus der Mauer fiel.
    Ich kroch vorsichtig zu der Öffnung und spähte hinaus.

28
    Klirr.
    Ich öffnete die Lider.
    Die Jalousie war ein gedämpft graues Rechteck, eingerahmt von Streifen trüben Tageslichts. Wieder einmal. Der Krieg des giftigen Schinkensalats : dritter Tag.
    Birdie saß oben auf der Kommode am anderen Ende des Zimmers. Unter ihm lag, schief an der Sockelleiste lehnend, ein gerahmtes Foto von Katy.
    Es ging mir zwar schon besser als am Tag zuvor, aber mein Körper fühlte sich noch immer an wie durch ein Mahlwerk gezogen.
    Ich setzte mich auf. Stöhnte.
    Birdie schaute vorwurfsvoll in meine Richtung. Können Katzen das?
    Der Donnerstag lag hinter einem Nebelschleier. Ich konnte mich erinnern, dass ich versucht hatte, die Bettwäsche zu wechseln. Die Katze zu füttern. Cracker zu essen. Meine Eingeweide wollten mit Verdauung nichts zu tun haben. Nach jedem dieser Versuche fiel ich wieder ins Bett.
    In meinem unruhigen Schlaf hatte ich die Bettdecke auf den Boden gestrampelt. Als ich sie nun wieder aufhob, versuchte ich eine Selbstdiagnose. Fieber und Übelkeit waren zwar verschwunden, aber meine Rippen und die Bauchmuskeln schmerzten, und hinter meinen Lidern lauerte ein leichtes Pochen. Mein Nachthemd war schweißnass.
    Ich schaute auf die Uhr. Zehn Uhr zwanzig. Birdie hatte nicht ganz unrecht.
    »Hunger, Kumpel?«
    Eine gezierte Nichtantwort.
    Ich zog das feuchte Nachthemd aus, schlüpfte in einen Jogginganzug und schleppte mich in die Küche, um den Kater zu füttern.
    Zurück ins Bad. Mein Energiepegel stieg bereits ein wenig. Während ich mir die Zähne putzte, betrachtete ich mich im Spiegel. Die Augen hasenrosa. Das Gesicht wie Hafergrütze. Die Haare in wirren, nassen Strähnen an Schädel und Stirn geklebt.
    Wie würde Harry mein Aussehen beschreiben? Heftig geritten und nass in den Stall gestellt. »Passt.« Meine Stimme klang heiser. Heute ins Institut?
    Vielleicht.
    Duschen?
    Noch nicht.
    Haare?
    Später.
    Ein System sprang wieder an. Ich war plötzlich am Verhungern. Zehn Stunden Brechorgie bewirken das, vermute ich mal.
    Der Kühlschrank bot Würzmittel und Diet Coke an, verschimmelten Salat und drei Plastikbehälter, dessen Inhalt man nur mit einer Gasspektrografie identifizieren konnte.
    Ich überlegte eben, zum Einkaufen zu gehen, als ich es an der Vordertür klopfen hörte.
    Zum Betreten meines Gebäudes braucht man einen Schlüssel. Andere müssen klingeln. Nur der Hausmeister und die Bewohner sollten bereits im Haus sein.
    Sparky?
    Gütiger Gott. Nicht heute.
    Ich schlich auf Zehenspitzen den Gang entlang und spähte

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