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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

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Autoren: Kathy Reichs
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aber ganz okay.«
    Ich schaute in einen Schrank. Die Teller standen in ordentlichen Stapeln mit präzise gleichem Abstand. Die Tassen hingen in identischen Winkeln an Haken in identischer Entfernung voneinander.
    »Sie kennen seinen Sohn?«
    »Nicht wirklich.«
    Ich schloss diesen Schrank, öffnete einen anderen. Alles picobello.
    »Ihre Mutter hat ihn in ihr Testament aufgenommen.«
    »Das ist okay. Mom war zwölf Jahre mit Pinsker verheiratet. Außerdem« – Otto schnaubte noch einmal – »hat sie ja nicht viel hinterlassen.«
    »Kam Ihnen das merkwürdig vor?«
    Ich sah ein leichtes Zucken an Ottos Kinn. Nur kurz, dann war es wieder verschwunden. »Wie meinen Sie das?«, fragte er.
    »Sind Sie überrascht, dass Ihre Mutter so wenig Vermögen hatte?«
    Otto zuckte die Schultern. Er tat es ziemlich oft. »Sieht aus, als wäre sie ganz gut zurechtgekommen.«
    Claudel wechselte ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.
    »Wie konnte Ihre Mutter eigentlich mit so wenig Geld so gut leben, wie sie es tat? Diese Wohnung? Ihre Aufenthalte in Kurhotels?«
    Otto schaute Ryan an, als wäre er eben aus dem hinteren Ende eines Schweins herausgeplumpst.
    »Woher zum Teufel soll ich denn das wissen? Ich hab Sie zweitausend zum letzten Mal gesehen.«
    »Als Adamski starb. Waren Sie traurig über seinen Tod?«
    »Was ist denn das für eine Frage?«
    Ryan wartete.
    Noch ein Achselzucken. Otto war ein wirklich charismatischer Zeitgenosse. »Ehrlich? Ich hab damals gehofft, der Kerl würde in der Hölle verrotten.«
    »Ihre Mutter erhielt eine monatliche Pensionszahlung.« Ryan probierte es mit einem abrupten Themenwechsel.
    »Das nehme ich an.«
    »Myron junior half ihr ein wenig. Machte Besorgungen und dergleichen.«
    »Und?« Defensiv. Ein schlechtes Gewissen?
    »Jemand löste nach ihrem Tod noch ihre Pensionsschecks ein.«
    »Sie verdächtigen Myron?«
    »Tun Sie es?«
    »Nein, ich ... « Otto spreizte die Füße. »Sie wollen mich durcheinander bringen. «
    »Adamski ist ertrunken, nicht?« Noch ein schneller Wechsel.
    »Ja.« Vorsichtig.
    »Wo?«
    »Irgendwo in La Mauricie. In der Nähe von Trois Rivières, glaube ich. Oder Chambord.« Claudel hatte jetzt genug.
    »Das hatten wir bereits, Detective.«
    »Wiederholungen schaden nie.« Ryan nahm den Blick nicht von Ottos Gesicht.
    »Mister Keiser, ist Ihnen aufgefallen, ob in der Wohnung Ihrer Mutter irgendwas nicht stimmt?«, fragte Claudel.
    »Wann hört ihr Leute mir endlich mal zu? Ich habe seit Jahren keinen Fuß mehr in diese Wohnung gesetzt.«
    »Sie kamen zu Adamskis Beerdigung nach Montreal?« Ryan ignorierte Claudels Unterbrechung.
    »Es gab keine Beerdigung.«
    »Warum nicht?«
    »Woher soll ich das wissen? Vielleicht war der Kerl ja Atheist.«
    »Warum kamen Sie dann hierher?«
    »Um meine Mutter zu überreden, nach Alberta umzuziehen. Ich habe ihr sogar angeboten, ihren ganzen Kram zusammenzupacken.«
    »Kein Glück?«
    Otto breitete die Arme aus. »Sieht es hier aus, als wäre sie umgezogen?«
    »Okay.« Ryan nickte. »Fahren wir nach Memphrémagog.«
    Die Hütte war in etwa so, wie ich sie mir vorgestellt hatte, nur dass sie aus massiven Balken bestand und nicht aus Brettern. Das Dach war mit Schindeln gedeckt. Vorne hatte die Hütte eine grob gezimmerte Veranda, an der Rückwand stieg als Rauchabzug ein Metallrohr in die Höhe, das vermutete ich zumindest, als ich den Holzofen sah.
    Das Wort »abgelegen« ist keine adäquate Beschreibung für den Standort dieser Hütte. Der Feldweg, der von der Teerstraße abging, schien ungefähr neunzig Meilen lang zu sein.
    Ryan und ich waren einer Meinung: Keisers Versteck war kein Ort, den man zufällig fand. Entweder hatte man sie als Opfer ausgesucht und verfolgt, oder der Mörder wusste von der Existenz dieser Hütte.
    Die Fenster waren intakt. Das Türschloss ebenfalls. Drinnen waren nirgendwo Spuren eines Kampfes zu sehen. Kein umgekippter Stuhl, keine auf den Boden gefallene Lampe. Keine zerbrochene Vase. Kein schiefes Foto oder Gemälde.
    Hatte Keiser ihren Mörder eingelassen? Hatte sie ihn gekannt? Oder hatte er sie so schnell überwältigt, dass sie keine Chance gehabt hatte zu reagieren?
    Die Luft war eiskalt und roch nach Asche und Kerosin. Abgesehen von den räumlich begrenzten Feuerschäden und dem Fingerabdruckpulver der Spurensicherung sah das Innere der Hütte erschütternd normal aus.
    Wie schon die Wohnung war auch die Hütte angefüllt mit Gemälden und Kunsthandwerksobjekten und Sammlerstücken

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