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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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siebenundachtzig so richtig durchgesackt ist, hat sie alle ihre Aktien verkauft und das Geld auf ein Sparbuch gelegt. Nach dem elften September drohte sie, jeden Penny abzuheben. Das war eins der wenigen Male, dass wir in den letzten Jahren miteinander gesprochen hatten. Ich hab sie nicht ernst genommen. Damals war alles ein Chaos. Jeder ist durchgedreht. Und, wie gesagt, Mom war ziemlich ausgeflippt.«
    »Aber hat sie es tatsächlich getan?« Otto zuckte die Achseln. Wer weiß?
    »Ihre Mutter hatte es nicht sehr mit Schlössern, oder?« Otto schaute mich verwirrt an.
    »In der Wohnung hatte sie eine Kommode und ein Schmuckkästchen, beide mit Schlüsseln. Keins von beiden war abgeschlossen.« Ich wandte mich an Ryan. »Hast du eine Taschenlampe?«
    Ryan zog eine schmale, kurze Lampe aus der Tasche. Ich ging zum Sideboard und kauerte mich hin, um die Türen genauer zu untersuchen. Aus der Nähe und erhellt von dem kleinen Strahl, wirkten die Kerben und Absplitterungen frisch.
    »Die Beschädigungen hier sind neu.« Ich schaute hoch. »Ich glaube, Mrs. Keiser hatte in diesem Fach etwas weggeschlossen.«
    »Die Türen wurden aufgestemmt.« Ryan beendete meinen Gedanken.
    »Von diesem mysteriösen Hausgast.« Claudels Zynismus ging mir langsam auf die Nerven.
    Ich stand auf. »Der sie vielleicht als Gefangene gehalten hat, bis er bekam, was er wollte.«
    Otto machte ein Gesicht, als hätte man ihn geschlagen.
    »Tut mir leid.« Das tat es mir wirklich. »Das hätte ich nicht sagen sollen.«
    »Wie weit zurück sind Sie bei Keisers Finanzen gegangen?«, fragte Ryan Claudel.
    Claudel starrte das leere Sideboard-Fach an. Bei Ryans Frage drehte er sich uns zu. Einen Augenblick lang sah er aus, als hätte sie ihn überrumpelt. Dann nickte er und riss sich sein Handy vom Gürtel.
    »Tàbernouche. Ich kriege auf diesem Scheißding kein Netz. Charbonneau bearbeitet diese Sache. Sobald ich wieder auf der Straße und in Reichweite bin, rufe ich an und frage ihn, was er ausgegraben hat. Sobald ich es weiß, wissen Sie es.«
    Ryans Handy klingelte, als wir zum Mittagessen Hurley's Irish Pub betraten. Er hob es sich ans Ohr.
    »Ryan.«
    Als wir uns einen Platz im Hauptraum suchten, in Mitzi's Booth, fiel mir auf, dass ein kleines Manko behoben worden war. Das Namensschild, das diese Ecke Bill Hurleys Mutter widmete, war eines turbulenten Abends gestohlen worden. Jetzt war die kleine Plakette wieder da, wo sie hingehörte.
    Also wirklich. Wie tief kann man sinken.
    Während Ryan zuhörte, formte ich mit Lippen den Namen Claudel. Ryan nickte.
    Die Kellnerin brachte die Speisekarten. Ich bestellte Lammeintopf. Ryan bedeutete ihr, dass er dasselbe wollte. Die Kellnerin sammelte die Speisekarten wieder ein und ging.
    Ryan trug viele »ouis« und »tabernaes« zum Telefonat bei.
    Fragte nach einem Ort. Einem Datum. Einem Betrag. Er grinste, als er abschaltete.
    »Und schon haben wir ein Motiv.«
    » Tatsächlich?«
    »Zwischen Herbst zwoeins und Frühling zwodrei hob Marilyn Keiser ungefähr zweihunderttausend Dollar von ihrem Sparbuch bei der Scotiabank ab. Es gibt keine Hinweise auf ein Konto irgendwo anders.«
    »Ich wusste es. Sie hat es in Schuhkartons in ihrer Hütte aufbewahrt.«
    »Bei den Schuhkartons bin ich mir nicht so sicher, aber ja, deine Hütten-Theorie klingt einleuchtend. Und übrigens, Claudel ist beeindruckt.«
    »Ach so?«
    Ryan suchte nach der Kellnerin, die verschwunden war. »Was hat er gesagt?«
    »Ich bin beeindruckt.«
    »Ernsthaft.«
    »Ich muss aufs Klo.« Ryan rutschte aus der Sitznische. »Bestell mir ein Bier.«
    »Was für eins?«
    »Wie üblich.« Und damit war er verschwunden.
    Auf der gegenüberliegenden Seite der Bar befand sich die Theke mit einer langen Reihe von Zapfhähnen. Mit ebenso vielen Markenschildern. Runde, ovale, hölzerne, grüne. Ich las die Namen.
    Zuerst die obsessiv-kompulsive Störung. Dann das Sideboard. War es die erzwungene Reinigung von Mittwoch und Donnerstag? Hatte dieses Durchspülen meines Systems die Denkfähigkeit erhöht? Ein geschärftes Bewusstsein als Folge meines Kriegs mit den Mikroben? Ein dritter Schalter rastete mit einem fast hörbaren Klicken ein.
    O Mann, ich war vielleicht drauf.
    Ich klopfte den Gedanken ein zweites Mal ab, als Ryan zurückkehrte.
    »Das ist verrückt, Ryan. Völlig durchgeknallt.«
    »Wo ist mein Bier?«
    »Hör zu.« Ich streckte Ryan beide Handflächen entgegen.
    »Hör mir nur zu, bevor du anfängst zu schimpfen.«
    »Ich schimpfe dich

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