Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan
heiratete.« Ich stellte das Offensichtliche fest.
Zwei killerblaue Augen drehten sich in meine Richtung. »Dr. Brennan. Sie sollten sich bei uns als Detective bewerben.«
»Vielleicht sollte ich das wirklich.«
»Ich würde mich nicht bedroht fühlen.«
»Claudel vielleicht schon. Sollen wir zu ihm gehen?«
Im Gang fiel mir die Gegensprechanlage auf, ein schlichtes Sprechgitter mit einem Druckknopf, um den Türöffner zu betätigen. Kaum der letzte Schrei der Sicherheitstechnik.
Außerdem fiel mir ein Wandschrank mit einem winzigen goldenen Schlüssel auf. Ich schaute hinein. Bücher.
Claudel und Otto waren in der Küche. Während Ryan mit ihnen sprach, ging ich ins Schlafzimmer.
Auch hier eine Überdosis Farbe. Noch mehr Bilder, Krimskrams und Fotos. Ich schaute sie mir an, entdeckte aber niemanden, der Adamski sein konnte.
Mitten auf der Kommode stand ein chinesisches Lackkästchen. Ich öffnete den Deckel. Einzeln in Plastiktüten verpackter Schmuck.
Ich öffnete den Wandschrank. Kleider, Röcke, Hosen in Farben, die mir das Wasser in die Augen trieben, alle in einem Abstand von präzise fünf Zentimetern auf der Querstange hängend.
Keisers Aufbewahrungsphilosophie war das exakte Gegenteil der meinen. Schachteln waren nach Größe aufeinandergestapelt. Kleidungsstücke waren nach Art und dann nach Farbe geordnet. Schuhe standen auf Gestellen, wiederum sortiert nach Farbe und Stil.
Marilyn Keiser war eine sehr ordentliche Dame.
Das Bad und das Gästezimmer zeigten eine ähnliche Hingabe zu Ordnung und Arrangement.
Obsessiv-kompulsive Störung? Ich prägte mir ein, das in Erfahrung zu bringen, und kehrte in die Küche zurück.
Ryan befragte eben Otto über den dritten Ehemann seiner Mutter. Otto schaute dabei seine Schuhe an. »Was machte Adamski eigentlich?«
»Keine Ahnung.«
»Sie haben nie danach gefragt?«
»Doch, gefragt hab ich schon. Aber man wurde einfach nicht schlau aus dem Kerl.«
»Hatte er sein eigenes Einkommen?«
»Wer weiß?«
Ich schaute mich um. Die Küche war in Türkis und Orange gehalten und ebenfalls vollgestellt mit Kram. Körbe, Keramiktöpfe, Porzellanteller, Plätzchenformen, Glasbehälter, Seidenblumen, gerahmte Kreuzstich-Meisterwerke. Was man sich an Kitsch auch vorstellen konnte, bei Keiser stand oder lag es irgendwo herum.
»Sie mochten ihn nicht, oder?« Ryan.
Als Ott den Kopf hob, war sein Gesicht voller Abscheu. »Er war siebenundvierzig. Meine Mutter war einundsechzig. Wie würden Sie reagieren?«
»Ging's darum? Der Altersunterschied?«
»Der Kerl war aalglatt, hatte auf alles eine Antwort parat, Sie wissen schon. Aber darunter, da war dieses ...« Otto spreizte die Finger, als würde er nach einer Beschreibung tasten. Die Handflächen waren hart und schwielig »... diese Härte. Ich kann's nicht beschreiben. Ich bin Mechaniker, ich kann mit Maschinen umgehen, nicht mit Worten.«
»Hat Adamski Ihre Mutter finanziell ausgenutzt?«
»Wer weiß?«
»Hat sie sich mal beklagt?«
»Nein.«
»Waren die beien glücklich?«
»Mona und ich leben drüben im Westen.« Ein Achselzucken. »Man geht dorthin, wo die Arbeit ist, wissen Sie? Nachdem Mom Adamski geheiratet hatte, hat sie so ziemlich aufgehört mit schreiben und anrufen.« Otto seufzte schwer. »Wissen Sie, meine Mutter war ein bisschen ausgeflippt. Hat sich als Bohemien betrachtet. Wissen Sie, welche Namen sie uns eigentlich gegeben hat?«
Ryan und ich warteten.
»Othello und Desdemona. Können Sie sich vorstellen, wie es ist, mit solchen Namen aufzuwachsen? Und mit einer Mutter, die Leggins und Zöpfe trägt und Ihren Freunden Opern vorsingt? Als ich einmal einen Kumpel mit nach Hause gebracht hab, hat Mom gerade nackt für irgendeinen Möchtegernkünstler posiert.« Otto schnaubte sarkastisch. »Sobald ich im Westen war, hab ich meinen Namen geändert. Hab ein »t« eingebaut und die »Helligkeit« raus.« Otto malte Anführungszeichen in die Luft. »Verstehen Sie? Othello?« Wieder diese Fingerhäkchen – »Helligkeit?«
Ich konnte nur vermuten, wie oft er diesen Witz schon gerissen hatte.
»Mona hat dasselbe gemacht.«
»Haben Sie und Ihre Schwester versucht, mit Ihrer Mutter in Kontakt zu treten?«
»Wenn wir angerufen haben, war sie immer beschäftigt. Ich hab angenommen, sie brauchte uns einfach nicht mehr. Sie war glücklich und hatte ein neues Leben.«
Claudel räusperte sich.
Ryan machte einfach weiter. »Was ist mit Pinsker? Mochten Sie ihn?«
»Er war ein bisschen vertrottelt,
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