Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
sagte sie. »Ich hatte eben … Die letzte Nacht war wieder da. Charlie. Im Fluss.«
    Er legte seine Hand sanft auf ihre verletzte Schulter. »Entschuldige bitte. Bei all dem Zeug über Dobbs hätte ich Charlie beinahe vergessen. Das muss schrecklich für dich gewesen sein.«
    Sie sah zu ihm auf und brachte ein Lächeln zustande. »Hey, so schlimm war es auch wieder nicht. Danach war es ziemlich schön.«
    »Bis du mir einfach so weggepennt bist.«
    »Ich hoffe, du hast deine guten Manieren nicht vergessen. «
    »Es war nicht leicht, aber …«
    Der verschwundene Gedanke kam an die Oberfläche ihres Bewusstseins, klar und deutlich. Als hätte er darauf gewartet, dass sie zu suchen aufhörte, um dann unerwartet und urplötzlich aufzutauchen. »Mein Gott«, flüsterte sie, verblüfft über das, was ihr mit einem Mal klarwurde. Was sie die ganze Zeit über gewusst hatte .
    »Ehrlich, ich war der perfekte Gentleman.«
    »Hypnose. So hat er …« Sie krallte ihre Finger um Jacks Schenkel. »Melvin hat Charlie umgebracht.«
    »Was?«
    »O Gott. Melvin hat … er hat mir noch einen Gefallen getan, dieses Stück Scheiße. Zuerst hat er mir das Auto geschenkt. Dann hat er meine sogenannte Ehre verteidigt, indem er Patricia dazu gebracht hat, Pollock umzubringen. Und dann … hat er sich Charlie vorgenommen. Er wusste, dass ich Charlie Geld schulde. Er wusste, dass er mich noch nicht zur Teilhaberin der Praxis gemacht hatte. Deshalb hat er sich Charlie geschnappt – um mir zu helfen .«
    »Das würde einiges erklären«, sagte Jack und nickte verständig. »Wenn Charlie unter Dobbs’ Einfluss stand, als er mich Montagmorgen anrief …«
    »Ich hab gewusst, dass etwas faul war.«
    »Ich erinnere mich. Du hast dir Sorgen um seine Gesundheit gemacht und gedacht, er hätte eine unheilbare Krankheit und könnte vielleicht sterben.«
    »Melvin hat ihn dazu gebracht. Er hat ihn hypnotisiert, genau wie Patricia, und ihm befohlen, mich zum Partner zu machen und als Erbin der Praxis einzusetzen … Verdammt. Dieser dreckige … Charlie hatte keinen Unfall. Melvin muss alles inszeniert haben. Er hat mir die Praxis geschenkt.«
    »Das ergibt Sinn«, sagte Jack. »Es ist zwar alles Vermutung, aber es passt ins Muster. Wenn er Patricia wirklich hypnotisiert und gezwungen hat, Pollock zu töten, wie er zugegeben hat, folgt daraus auch der Rest.«
    Sie starrte Jack in die Augen.
    Er glaubte ihr. Er wusste es. Sie musste ihn nicht überzeugen.
    Etwas in ihr schien zu zerreißen.
    Sie drehte sich Jack zu und schmiegte sich an seine Brust. Er legte die Arme um sie.
    »Ich habe Charlie getötet«, flüsterte sie.
    »Nein.«
    »Doch. Ich habe ihn getötet.«
    Jack hielt sie behutsam fest. Sie konnte das schnelle Pochen seines Herzens hören.
    Mein verdammtes Plappermaul, dachte sie. Ich hab ihn getötet, als ich Melvin erzählt habe, dass ich keine Teilhaberin bin. Als ich ihm von dem Darlehen erzählt habe.
    »Und Pollock auch«, murmelte sie. »Und Patricia, falls sie tot ist. Ich habe sie alle getötet.«
    »Schsch.« Jack strich über ihr Haar, streichelte ihren Rücken. »Du hast nichts von alldem getan.«
    Ich habe an Melvins Tankstelle gehalten, dachte sie. Benzin von ihm gekauft. Weil ich der Meinung war, die Arco sei geschlossen und ich mit dem Tanken nicht bis zum Morgen warten konnte. Damit hab ich alles ins Rollen gebracht.
    Nein, das fing schon damals in der Highschool an. Ich habe ihn nicht gehänselt. Ich habe ihn nicht schikaniert. Ich war nett zu ihm.
    Ich war nett zu ihm, und zwei Menschen sind tot. Vielleicht drei. Drei Leben ausgelöscht.
    Wegen mir.
     
    Das Gesicht an die Fensterscheibe gepresst, spähte Melvin durch den Spalt zwischen den Vorhängen. Ein winziger Spalt. Nicht breiter als ein Zentimeter, aber breit genug.
    Er sah Vicki, wie sie sich auf der Couch umdrehte, sah, wie sie sich an die Brust des großen Mannes schmiegte, sah, wie er die Arme um sie legte.
    Diese dreckige verlogene Fotze!

Kapitel Achtundzwanzig
    »Es wäre möglich, dass du falsch liegst.«
    »Ich liege nicht falsch.« Sie rieb ihr Gesicht an Jacks weichem Hemd, fühlte seine muskulöse Brust darunter und die Wärme seiner Haut. »Es war seine Art, mir den Hof zu machen. Sie könnten alle noch am Leben sein.«
    »Du kannst dir doch nicht die Schuld daran geben.«
    »Nichts von alldem wäre passiert.«
    Jacks Hand bewegte sich langsam ihren Rücken hinauf und hinab. Mit leiser besänftigender Stimme sagte er: »Ich war mal für kurze Zeit

Weitere Kostenlose Bücher