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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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offen, aber das Fliegengitter war noch an Ort und Stelle.
    Er ließ sich auf die Knie fallen und sah unters Bett.
    Er lief zum Schrank und riss die Tür auf.
    Er rannte in den Korridor hinaus.
    Er fühlte sich krank und wie benommen. Das konnte nicht sein. Es war wie ein scheußlicher Traum. Als er den Flur hinab lief, überlegte er, ob es vielleicht tatsächlich ein Traum war. Vielleicht war er unter der Dusche eingeschlafen und würde jeden Augenblick prustend und Wasser spuckend aufwachen – und Ace würde nach wie vor auf dem Bett liegen, dort, wo sie hingehörte. Und nach wie vor tot sein.
    Ich träume nicht, sagte er sich.
    Ace ist nicht tot.
    Oder Vicki oder sonst jemand war aufgetaucht, als er unter der Dusche war, und hatte sie weggeschafft.
    Er rannte ins Wohnzimmer. Der Teppich sah sauber aus. Wenn sie hier entlanggekommen war, müsste Blut auf dem Teppich sein. Es sei denn, jemand hatte sie getragen. Dann vielleicht …
    Die Haustür war mit einer Sicherheitskette verschlossen.
    Sie musste sie vorgelegt haben, damit Vicki nicht ins Haus stürmen und sie mit dem Cop überraschen konnte. Durch die Tür war sie nicht entkommen.
    Melvin lief in die Küche. Er stieß mit der Hüfte gegen einen Stuhl, der gegen die Kante des Tischs krachte. Der plötzliche Lärm und der leichte Schmerz ließen ihn zusammenzucken. Er machte einen Schritt zur Seite und drehte den Kopf hin und her.
    Dort, wo er Ace erledigt hatte, waren Blutlachen und Fußspuren auf dem Boden.
    Aber keine Ace.
    Die Fliegengittertür war verschlossen. Die innere Holztür mit der gesplitterten Kante und dem aufgebrochenen Schloss stand offen.
    Er selbst hatte sie offen gelassen, also …
    Plötzlich fühlte er sich, als hätte ihm jemand in den Bauch getreten. Er krümmte sich, nach Luft ringend, und starrte auf rote, verschmierte Fußabdrücke auf dem Linoleum, die in Richtung Hintertür führten.
    Sein Blick verfolgte sie zurück bis zur Blutlache.
    Er stöhnte auf.
    Er konnte Ace sehen . Sehen, wie sie vom Flur in die Küche taumelte, durch das Blut tappte und schlitterte und auf die Tür zuschwankte.
    Um zu bestätigen, was er bereits wusste, trat er dicht an die Fliegengittertür heran und betastete die Türklinke.
    Sie war klebrig. Seine Finger waren rot, als er die Hand zurück zog.
    »NEIN! NEIN! NEIN! NEIN!« Er schlug eine Hand auf den Mund, um die Schreie zu ersticken.
    Ich muss mich beruhigen, dachte er.
    Sie lebt. Sie ist draußen. Sie ist entkommen. Sie wird alles versauen.
    Nein.
    Er stieß die Tür auf und war mit ein paar Sätzen am Rand der kleinen Terrasse. Er ließ den Blick über den dunklen Hinterhof schweifen.
    Ich krieg dich. Ich krieg dich, du Schlampe!
    Jenseits der Rasenfläche konnte er die Umrisse eines Schuppens ausmachen. Eine Waschküche oder Ähnliches.
    Melvin rannte über den Rasen, riss die Tür auf und schaltete das Licht an. Kein Blut auf dem Boden. Er kontrollierte ein kleines Kabuff neben der Tür. Nichts außer einer Toilette. Er lief an einer Waschmaschine, einem alten Zuber und einem Trockner vorbei. Er riss die beiden Türen eines Schränkchens an der hinteren Wand auf. Dann eilte er wieder nach draußen.
    Was, wenn sie es zu einem Nachbarhaus geschafft hatte?
    Die Cops waren vielleicht schon unterwegs.
    Ich wette, sie kann nicht sprechen. Nicht mit dem demolierten Kinn.
    Die Nachbarn würden trotzdem die Bullen rufen.
    Er zur Hausecke. Das Gras war nass und weich unter seinen nackten Füßen.
    Er hatte die Schuhe in der Küche gelassen.
    Er rannte an der Hauswand entlang.
    Alles, worauf es jetzt ankam, war, seinen Wagen zu erreichen. Seinen Wagen zu erreichen, bevor die Cops auftauchten. Und wegfahren. Zum anderen Haus hinüber. Und dem Scheißer das Gehirn wegblasen. Und Vicki in die Finger kriegen.
    Sie mit nach Hause zu nehmen.
    Und Patricia?
    Toller Witz. Die ganze Welt brach über ihm zusammen. Patricia war nur ein kleiner Teil davon. Sie war die geringste seiner Sorgen.
    Jetzt kam es nur darauf an, von hier abzuhauen und sich Vicki zu schnappen.
    Als er den Vorgarten erreichte, blieb er stehen. Er schob den Revolver in seinen Overall und presste ihn mit einem Arm an seine Seite. Er ließ den Blick über den Rasen wandern und hoffte, Ace hingestreckt im Gras liegen zu sehen. Doch hier war sie auch nicht. Als er den Gehsteig erreichte, sah er in beide Richtungen. Auch hier keine Spur von ihr.
    Er wünschte, er hätte näher beim Haus geparkt. Sein Wagen stand am Ende des Blocks. Er wollte rennen,

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