Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
worden. Seine Brust war von den großen, ausgefransten Kratern mehrerer Austrittswunden zerfetzt.
    Außer den Schusswunden hatte jeder der beiden Männer oberhalb des Nabels einen horizontalen Schnitt quer über den Bauch, der wie die Lippen eines Munds zugenäht war und aus dem eine grüne, breiige Flüssigkeit tropfte.
    Sie sah, wie sich Patricias Lippen bewegten, und hörte eine Stimme, die klang, als käme sie aus einem langen, tiefen Tunnel. »Worauf wartet ihr, Jungs? Ihr könnt sie haben.«
    Patricia setzte sich auf Vickis Beine.
    Die beiden Cops stürzten vor und ließen sich auf die Knie fallen. Raines links, Woodman rechts von ihr. Sie schlug nach ihren grabschenden Händen und versuchte, sie zur Seite zu stoßen, während sie sich unter Patricia wand und krümmte. Dann wurden ihre Handgelenke gegen den Boden gepresst.
    Sie spürte ihre Hände überall auf ihrem Körper.
    Über den sich bewegenden Armen sah sie Patricia, die sich vorbeugte und in den Rücken der Hand biss, die ihre Brust gepackt hielt. Die Finger öffneten sich zitternd, und die Hand ließ los, und Patricias aufgerissener Mund schob sich daran vorbei. Sie spürte die Zunge der Frau auf ihrer Brust, fühlte die scharfen Schneiden ihrer Zähne.
    Dann versperrte Raines’ Gesicht ihr den Blick. Sein Mund presste sich auf ihren. Seine Zunge schob sich gewaltsam zwischen ihre Lippen.
    Sie schrie in seinen Mund und hörte einen Schuss.
    Als Melvin sah, dass Jack sich vor der geschlossenen Tür zum Keller aufgebaut hatte, ächzte er leise.
    Er war sich nicht sicher, was er erwartet hatte. Vielleicht, dass Patricia einen Tobsuchtsanfall bekommen würde.
    Aber nicht, dass sie eine Wache vor der Tür postiert hätte.
    »Was geht da unten vor?«, bellte er.
    Jack rührte sich nicht.
    »Geh mir aus dem Weg!«
    Jack blieb reglos stehen.
    »Verdammt! Ich bin dein Herr und Meister! Beweg dich!«
    Jack schüttelte den Kopf, wobei das herabhängende Auge hin und her schaukelte.
    Melvin hob seinen Arm, richtete den Revolver auf Jacks heiles Auge und drückte ab. Der Revolver brüllte auf. Das Auge verschwand. Jacks Hinterkopf krachte gegen die Tür. Er prallte vom Holz zurück, und Jack hob beide Arme. Melvin brachte sich mit einem Satz außer Reichweite.
    Der Scheißkerl ist blind.
    Genau wie Charlie, schoss es ihm durch den Kopf. Und Charlie hätte mich trotzdem fast umgebracht.
    »Halt!«, schrie er.
    Jack packte Melvins Hals und drückte langsam zu.
    Melvin rammte die Mündung des Revolvers in den klaffenden Schlitz in Jacks Hals. Der halbe Lauf verschwand in der Wunde. Er drückte ab. Die Detonation warf Jack gegen die Tür. Melvin vermutete, dass die Kugel die Wirbelsäule durchtrennt hatte. Er sah zu, wie Jack auf die Knie sackte und dann wie ein Brett nach vorn kippte.
    Er zerrte die Leiche aus dem Weg.
    Dann riss er die Tür auf.
    Er sah Patricia, Woodman und Raines auf dem Betonboden des Kellers knien. Alle drei beugten sich über einen vor ihnen ausgestreckten Körper, auf den sie ihre Hände gelegt hatten. Sie wandten die Gesichter zur Treppe und starrten Melvin an.
    »HÄNDE WEG!«, schrie er.
    Als er die Treppe hinabrannte, blickten die beiden Cops fragend zu Patricia. Sie nickte. Widerstrebend erhoben sie sich, während Patricia auf Vickis Schenkeln sitzen blieb.
    Am Fuß der Treppe blieb Melvin stehen.
    Vicki lag reglos da, abgesehen vom Heben und Senken ihres Brustkorbs. Ihre Arme steckten nach wie vor in den Ärmeln des Bademantels, doch der Mantel war weit geöffnet. Ihre Haut schimmerte nass von Blut. Während die Bullen in kleinen Schritten rückwärts gingen, beugte sich Melvin über Vicki und nahm ihren Körper genauer in Augenschein. Sie hatte scheußlich aussehende Bisswunden an einer Schulter, doch davon abgesehen schien ihre Haut unversehrt.
    »Geh runter von ihr«, befahl er Patricia.
    »Das ist nicht fair.« Ihre Stimme zitterte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich liebe dich. Sie liebt dich nicht.«
    »Sie wird mich lieben. Genau wie du. Geh runter von ihr. Sofort.«
    Patricia schniefte. Sie wischte sich mit einem Handrücken die Tränen aus den Augen. Dann starrte sie Vicki an, verzog das Gesicht und fletschte die Zähne. Einen Moment lang dachte Melvin, sie würde sich auf Vicki werfen und versuchen, ihr Gesicht zu zerbeißen, um ihre Schönheit zu zerstören. Doch er hatte ihr einen Befehl gegeben, und sie schien anscheinend nicht vergessen zu haben, dass es ihre Pflicht war, ihm zu gehorchen. Ihr Kinn zitterte. Sie

Weitere Kostenlose Bücher