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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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dem Daumen nach links.
    Vicki beugte sich vor und entdeckte Melvin. Er drehte ihnen den Rücken zu, starrte in das Schaufenster von Johnsons Apotheke und kratzte sich mit der linken Hand an der Wange.
    Es war merkwürdig, ihn hier zu sehen. Vicki hatte das Gefühl, die Zeit spiele verrückt. Er hatte vor ungefähr sieben Stunden die Praxis verlassen. Was machte er noch hier?
    »Er war heute Morgen in der Praxis«, murmelte sie. »Ich weiß. Du hast es mir am Telefon erzählt. Wirst du langsam senil?«
    »Seltsam.«
    »Was ist seltsam daran? Nachdem er dich gesehen hatte, ist er wahrscheinlich ganz dringend Kondome kaufen gegangen.«
    »Reizend. Danke.« Vicki sah über die Schulter und versuchte, Melvin durch das Rückfenster auszumachen. Der Winkel war ungünstig. Sie konnte ihn nicht sehen.
    »Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn sich Patienten in ihren Arzt verlieben.«
    »Für Ärzte ist es nichts Ungewöhnliches, bei ihren klugscheißenden Freundinnen eine Frontallobotomie durchzuführen.«
    Ace schielte auf ihre Brüste hinab. »Glaubst du, ich brauche eine?«
    »Was?«
    »Eine Operation. An meinen Frontallappen. Mir gefallen sie, wie sie sind.«
    Vicki ging nicht weiter darauf ein. Sie kramte in ihrer Handtasche und brachte zwei gefaltete Zettel zum Vorschein, auf denen sie die Adressen der beiden Apartmenthäuser notiert hatte, die sie sich ansehen wollte.
    »Das mit Pollock tut mir echt leid«, sagte Ace. »Dieser alte Pisser. Ich werd mal ein paar Takte mit ihm reden. «
    »Bitte nicht. Ich will nur aus der Wohnung raus und nichts mehr mit ihm zu tun haben.«
    »Alter Drecksack.«
    »Ich hoffe nur, dass ich schnell umziehen kann.«
    »Ich würde nicht damit rechnen, schon heute Abend umziehen zu können. Pass auf, wir fahren bei deiner Wohnung vorbei, nachdem wir uns die Apartments angesehen haben. Du packst zusammen, was du brauchst, und wohnst bei mir, bis du einziehen kannst.«
    »Abgemacht.«
    »Super. Das wird bestimmt lustig.«
     
    Melvin nahm an, dass sie ihn gesehen hatten, als sie vorbeifuhren, doch er nahm an, dass das nicht weiter schlimm war. Schließlich stand er direkt vor der Apotheke, und Vicki hatte ihm ein Rezept gegeben. Er hatte es bereits am Morgen eingelöst, aber das konnte sie ja nicht wissen.
    Als das Dröhnen von Aces Mustang verklang, drehte er sich um und sah, dass er auf der Central nach Norden fuhr. Er behielt den Mustang im Auge, während er zu seinem Wagen zurückeilte.
    Er bog links in die George Street.
    Melvin stieg in seinen Wagen, wendete und bog ebenfalls in die George ab. Der rote Mustang war nirgendwo zu sehen. »Scheiße!« Er schlug aufs Lenkrad. Mit der rechten Hand. Und schrie vor Schmerz auf.
    Als der Schmerz nachließ, murmelte er: »Okay, nicht so wild.« Er wollte unbedingt rausfinden, wo sie wohnte, doch er würde es morgen noch einmal versuchen müssen. Oder übermorgen, falls es morgen nicht klappte. Es dürfte nicht schwer sein. Er wusste, dass er es früher oder später rausfinden würde.
    Als er an eine Kreuzung kam, sah er nach beiden Seiten. Keine Spur von Aces Mustang.
    Er fuhr weiter auf der George Street in Richtung Westen, weil er das für geschickter hielt, als sich in den kleinen Seitenstraßen zu verfransen.
    Als er die nächste Querstraße erreichte, sah er den roten Mustang. Er parkte am Bordstein vor einem einstöckigen Apartmenthaus aus rotem Klinker. Von den Mädchen keine Spur.
    Er starrte auf das Gebäude.
    Das muss es sein.
    Er fuhr weiter.
     
    Kurz vor zehn an diesem Abend parkte Melvin um die Ecke des Apartmenthauses. Sein Herz hämmerte, als er zur Eingangstür ging. Der Puls ließ seine rechte Hand pochen.
    Er brauchte ein neues Mädchen. Aber nicht Vicki. Irgendwann, aber nicht jetzt. Sobald er alles richtig hinbekam. Es wäre schrecklich, es bei ihr zu versauen, sie womöglich zu beschädigen und begraben zu müssen wie die anderen.
    Sie würde noch warten müssen.
    Bis dahin würde er sich damit begnügen, sie anzusehen.
    Er blieb vor der Tür stehen und spähte durch die Scheibe. Er konnte ein kleines, dürftig erhelltes Foyer mit einer Reihe Briefkästen an der Wand ausmachen. Links war eine schmale Treppe zu erkennen, die in den ersten Stock hinaufführte. Rechts von den Stufen erstreckte sich ein Korridor über die ganze Länge des Gebäudes. Niemand zu sehen.
    Er probierte die Tür. Sie schwang auf, was ihn nicht überraschte. In Ellsworth machte sich niemand große Gedanken um Sicherheit.
    Er trat an die Briefkästen. Genau

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