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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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River Road, Ellsworth, Wisconsin« hing.
    Sie überlegte, hinter Melvin herzulaufen und ihm die Schlüssel nachzuwerfen.
    Sie sah zum Wagen hinüber.
    Ein hübscher kleiner Wagen, rot wie die Feuerwehr.
    Wie konnte er mir das antun!

Kapitel Zwölf
    Melvin schmierte geschmolzenen Käse an seinen Verband, als er in die Schüssel neben sich auf der Couch griff. Er schob sich einen überbackenen Nachochip in den Mund, leckte den Käse vom ehemals weißen Klebeband auf seiner Bandage und fing an zu kauen. Dann drückte er auf die Play-Taste der Fernbedienung. Die McDonald’s-Werbung verschwand vom Bildschirm, und er sah sich in seinem Laboratorium im Keller, wie er in seinen roten Satinumhang gehüllt in die Kamera blickte.
    »Heute Abend«, sagte er, »werden wir eine Methode von Seite 621 in Flüche, Zaubersprüche und Beschwörungen von Amed Magdal in der Übersetzung aus dem Koptischen von Guy de Villier ausprobieren. Meine Versuchsperson ist Patricia Gordon aus Cedar Junction.« Er trat einen Schritt von der Kamera zurück und machte eine einladende Handbewegung in Richtung Arbeitstisch. Ausgestreckt auf dem Tisch, die Handgelenke und Knöchel mit Gurten fixiert, lag der nackte Leichnam der Krankenschwester.
    Melvin nahm einen Schluck Pepsi, während er zusah, wie er an den Servierwagen trat und das aufgeschlagene Buch zurate zog. Der Melvin auf dem Bildschirm blickte mit gerunzelter Stirn auf. »Diese Methode gefällt mir nicht besonders«, sagte er. »Ich mag es nicht, sie zu zerschneiden. Aber ich werde es trotzdem tun. Wenn es funktioniert, umso besser.«
    Er nahm ein Skalpell vom Wagen, trat zur Leiche und stach direkt über dem Schamhügel in die Haut. Langsam zog er einen kreisförmigen Schnitt. Als er die Klinge absetzte, bildete die blutige Spur auf Patricias Bauch einen ziemlich exakten Kreis von fast dreißig Zentimetern Durchmesser. Er trat zurück, inspizierte sein Werk, wischte sich über den Mund und zwinkerte in die Kamera.
    Er beugte sich wieder über die Leiche und schnitt eine auf der Spitze stehende Pyramide in den Kreis, deren Ecken die Kreislinie berührten. Dies würde das »Gesicht des Ram-Chotep« werden. Bisher sah alles ziemlich genau wie das Diagramm im Buch aus. Er nickte und schnitt innerhalb der oberen Ecken des Dreiecks Augen in Patricias Haut.
    Dann folgte der Mund des Gesichts – ein tiefer, zehn Zentimeter langer Schlitz direkt über ihrem Nabel.
    Melvin beobachtete sich, wie er zum Wagen zurückging, ein Stück Wurzel vom »Baum des Lebens« holte, es sich in den Mund steckte und darauf herumkaute. Er erinnerte sich an den bitteren Geschmack und nahm einen Schluck Pepsi. Ihm kam auch wieder in den Sinn, was er gedacht hatte, während er die Wurzel zu einer breiigen Masse gekaut hatte: Es ist so bitter, dass es zwangsläufig funktionieren muss. Er hatte bei einem Versandhaus für Amulette und Zaubermittel in San Francisco 150 Dollar pro Unze bezahlt, und das inklusive der 20 Prozent Rabatt für »Stammkunden«. Die Wurzel war der teuerste Artikel im Katalog. Er hatte zehn Unzen davon bestellt, um einen Vorrat zu haben, falls die Methode funktionierte.
    Während er die Wurzel kaute, nahm er eine Nadel mit Faden vom Wagen.
    Er wandte sich wieder Patricia zu. Er stach die Nadel in ihren Schenkel, um sie griffbereit zu haben. Eine weitere Wunde machte nun auch nichts mehr aus.
    Dann beugte er sich über die Leiche, zog mit den Fingern die Ränder des Munds von Ram-Chotep auseinander, presste seinen Mund auf den Schlitz und schob mit der Zunge die zerkaute Wurzel hinein.
    Als er den Mund von der Wunde nahm, sickerte der faserige grüne Brei aus dem Schlitz. Er stopfte ihn mit den Fingern zurück und hielt ihn dort, während er den Schnitt mit der Nadel und dem Faden zunähte.
    Als er fertig war, trat er einen Schritt zurück. Der Schnitt, jetzt mit Kreuzstichen verschlossen, sah wirklich wie ein Mund aus.
    Melvin stellte die Schüssel mit den Chips auf seinen Schoß. Er mampfte mit vollem Mund, während er sich selbst auf dem Bildschirm zusah, ohne sonderlich auf das Kauderwelsch zu achten, das er aus dem Buch rezitierte.
    Er hatte wenig Hoffnung in diese Methode gesetzt. Sie schien ihm viel zu einfach, weil sie so gut wie keine Vorbereitung erforderte – nur die Schnitte und das Kauen der Wurzel. Kein Fledermausblut, kein Molchauge. Glücklicherweise auch nicht die Asche eines toten Sünders, denn die Urne seines Vaters hatte er bereits bei anderen Versuchen geplündert, und der

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