Das Grab - Roman
Zauberartikelversand führte solche Ingredienzen ganz bestimmt nicht.
Doch die Beschwörungsformel war in der Originalsprache gehalten. Dies erschien ihm als großes Plus. In vielen der anderen Bücher, die er für seine Versuche herangezogen hatte, waren die Zauberformeln übersetzt, was zwangsläufig zur Folge hatte, dass seine Experimente scheiterten.
Melvin hatte einen der mit Käse überbackenen Chips fast schon im Mund, als sein alter Ego auf dem Bildschirm die Rezitation beendete. Er ließ den Chip wieder in die Schüssel fallen und beobachtete gebannt, wie er an den Tisch zurückkehrte.
Er ging um die Leiche herum, um der Kamera nicht die Sicht zu versperren.
»Okay, Baby«, murmelte er. »Jetzt bist du dran.«
Langsam begannen die blutigen Linien, die das Gesicht des Ram-Chotep formten, breiter zu werden. Kleine Rinnsale rannen die abschüssigen Flächen ihres Körpers hinab und flossen über Ram-Choteps Gesicht.
Melvin wirbelte zur Kamera herum und stieß triumphierend die Fäuste in die Luft. »GESCHAFFT!«, schrie er. »GESCHAFFT!!« Er stolzierte auf und ab, reckte vor Freude jauchzend die Arme in die Höhe und erstarrte mit einem Fuß in der Luft, als Patricia ein lautes Atemgeräusch von sich gab. Sie klang wie eine Ertrinkende, die es in letzter Sekunde an die Wasseroberfläche schafft, um nach Luft zu schnappen. Er beugte sich über den Tisch. Ihre Augen standen offen. Sie wanderten hin und her, entdeckten Melvin und starrten ihn an, während sie pfeifend nach Atem rang.
Er tätschelte ihre Schulter. »Ich hab dich gerettet«, sagte er. »Ich hab dich zurückgebracht. Ich. Du warst tot, und ich hab dich wieder zum Leben erweckt.«
Sie runzelte die Stirn, als würde sie nicht verstehen, was hier vor sich ging.
»Du bist gestorben«, klärte Melvin sie auf. »Erinnerst du dich daran?«
Ihr Kopf bewegte sich leicht hin und her. Sie rang nicht mehr nach Luft. Sie lag nur reglos da, abgesehen von dem langsamen Heben und Senken ihres Brustkorbs, und starrte ihn an. Falls sie Schmerzen hatte, war es nicht zu erkennen. Sie schien einfach nur verwirrt.
»Mach dir keine Sorgen, okay? Du bist jetzt wieder völlig in Ordnung. Ich hab dich mit meiner Magie wieder zum Leben erweckt.«
Sie hob den Kopf und sah an sich herab. Entsetzen trat an die Stelle der Verwirrung in ihr Gesicht.
»Das Blut ist nicht schlimm«, beruhigte er sie. »Nur ein Teil des magischen Rituals. Die Gurte waren nur da, damit du dir nicht wehtust. Soll ich sie abmachen?«
Sie nickte.
»Kannst du sprechen?«
Ihre Lippen zuckten. Sie gab keinen Ton von sich.
»Das ist okay. Beweg dich nicht.« Er löste den Gurt, der ihr linkes Handgelenk an den Tisch fesselte. Er nahm ihre Hand in die seine. Seine Fingerspitzen suchten ihren Puls.
Beim Betrachten des Videos erinnerte Melvin sich wieder an ihren erstaunlichen Pulsschlag. Kräftig, aber sehr langsam. Zwölf Schläge in der Minute, hatte er später mit Blick auf den Sekundenzeiger seiner Uhr festgestellt. Die niedrige Herzfrequenz, schätzte er, war wahrscheinlich der Grund, warum sich ihre Haut so kühl anfühlte.
Er ging zum unteren Ende des Tischs. Als er ihre Füße von den Gurten befreite, hob Patricia langsam eine Hand. Sie berührte den Mund von Ram-Chotep. Sie hob die Hand vor ihr Gesicht. Ihre Fingerspitzen glänzten nass vom Blut und dem grünen Brei der zerkauten Wurzel. Sie leckte sie ab, während Melvin den Gurt um ihre rechte Hand löste.
Er sah in die Kamera und verdrehte die Augen.
Als er seine Grimasse sah, musste Melvin kichern.
Der Tod hatte sie ein wenig seltsam werden lassen. Das Zeug von ihren Fingern zu lecken war das erste Anzeichen dafür gewesen – das erste von vielen.
Sie machte Anstalten, sich aufzusetzen.
»Bleib liegen«, befahl er. Sie gehorchte. Melvin holte einen feuchten Schwamm vom Servierwagen. Sie lag reglos da und sah zu, wie er behutsam das Blut von ihrem Körper wischte. Aus Ram-Choteps Mund sickerte noch immer Blut und grüne Flüssigkeit. Er klebte eine Mullbinde darüber und wandte sich wieder den weniger tiefen Schnitten zu. Als er fertig war, waren die roten Linien nach wie vor zu erkennen, das Sickern jedoch hatte aufgehört. Die Mullbinde ließ das Gesicht von Ram-Chotep wie geknebelt aussehen.
Melvin legte den Schwamm neben Patricias Hüfte auf den Tisch.
Ihre Hand tastete danach. Sie nahm ihn zwischen die Finger, hob ihn vor ihr Gesicht und presste ihn über ihrem Mund aus. Hellrote Flüssigkeit floss aus dem Schwamm,
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