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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Ein zweites, das sie zwischen ihren Brüsten festgesteckt hatte, reichte gerade so weit hinab, dass es ihre Scham bedeckte.
    »Hast du mir warmes Wasser übrig gelassen?«, rief Vicki, stand auf und ging in den Flur hinaus.
    »Ich hab so schnell geduscht, dass mein Hintern nicht mal nass wurde.«
    »Warum die Eile?«
    »Ich hab teuflischen Durst.«
    »Hast du das Telefon gehört?«
    »Einer meiner zahlreichen Verehrer?«
    »Melvin.«
    »Ohne Scheiß?« Grinsend lehnte sie sich mit der Schulter gegen den Türrahmen. »Er hat dich verfolgt.«
    »Findest du das lustig?«
    »Nein. Das ist Liebe.«
    »Dir würde das Grinsen auch vergehen, wenn du es wärst, auf die er scharf ist.«
    »Ich würde ganz bestimmt nicht grinsen, ich würde kotzen.«
    Vicki lehnte sich mit dem Bademantel über dem Unterarm gegen die Wand und starrte Ace an. Ace starrte zurück. Ihr Grinsen erstarb. »Was wirst du machen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hast du Angst?«
    »Ein bisschen schon.«
    »Du hättest nicht so nett zu ihm sein dürfen. Das war dein erster Fehler. Wenn du einen Verlierer wie ihn nett behandelst, musst du mit so was rechnen. Du kannst es dir leisten, zu einem normalen Typen nett zu sein; ein normaler Typ bläst nicht alles zu einem Hirngespinst auf, verliebt sich in dich und dreht dann durch. Einen Typen wie Melvin muss man entweder ignorieren oder ihn genauso beschissen behandeln wie alle andern. Das ist der einzig sichere Weg.«
    »Ja, kann schon sein. Aber dafür ist es jetzt zu spät.«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Was soll ich nur machen?«, seufzte Vicki.
    »Sag ihm, er soll sich verpissen.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Soll ich das übernehmen?«
    »Nein.«
    »Du willst nicht, dass er sauer auf dich ist.«
    »Es ist nicht nur das.«
    »Ich weiß. Er tut dir leid. Deswegen bist du überhaupt in diesen Schlamassel geraten.«
    »Aber wie komme ich wieder raus?«
    »Außer, indem du wieder von hier wegziehst? Na ja, da gibt es eine Methode, die bei mir funktioniert hat. Da war dieser Typ, Blake Bennington. Du kennst ihn nicht. Er tauchte hier auf, als du an der Uni warst. Ein richtiges Ekelpaket. Er kam eines Tages in den Laden, und ich hab ihm eine Badehose verkauft und dachte, ich würde ihn nie wiedersehen. Eine echte Nervensäge. Er ließ mich einfach nicht in Ruhe. Je deutlicher ich ihm sagte, er solle sich vom Acker machen, umso hartnäckiger wollte er mir an die Wäsche. Ich wurde ihn einfach nicht los.
    Eins ist mir bei Typen wie dem aufgefallen. Sie glauben, sie lieben dich, aber das tun sie nicht. Was sie lieben, ist das Bild, das sie sich in ihrer Vorstellung von dir machen. Und das wird immer detaillierter, je weiter du den Typen auf Distanz hältst. Du musst also ganz nah an ihn ran und persönlich werden. Das Bild zerstören.
    Deshalb bin ich schließlich mit Blake ausgegangen. Wir fuhren raus ins Fireside Chalet. Ich sag dir, er dachte, er wäre gestorben und ins Paradies gekommen. Wir saßen also da in unseren schicken Klamotten, tranken, aßen Hummerschwänze, und so wie er mich ansah, hätte man glauben können, ich sei Venus persönlich. Als wir die Hummerschwänze hinter uns hatten, ließ ich einen gewaltigen Furz.«
    »Oh, nein!«, ächzte Vicki.
    »Beim Dessert fing ich dann an, gedankenverloren in der Nase zu bohren. Ich hab sogar einen ziemlich ansehnlichen Popel zutage gefördert und ihn am Rand meines Tellers abgewischt. Er starrte ständig drauf. Konnte die Augen gar nicht davon abwenden.
    Er war angezählt, war aber noch nicht k.o. Nach dem Essen schleppte er mich in seine Wohnung. Er wollte mir an die Wäsche, und ich erklärte ihm, dass ich das für keine gute Idee hielt, weil mein Hautausschlag möglicherweise ansteckend sein könnte.«
    »Igitt!«, sagte Vicki.
    »Und ich sagte ihm, dass ich mich geniere, selbst wenn der Ausschlag nicht ansteckend wäre, und nicht wolle, dass jemand meine eitrigen Ekzeme sieht. Und außerdem hätte ich meine Tage, und er möchte doch sicher nicht, dass alles vollgeblutet wird.«
    »Klingt, als hättest du ein bisschen dick aufgetragen.«
    »Er war fix und fertig. Wir hatten noch ein paar Drinks und dann noch ein paar. Am Ende habe ich auf seinen Couchtisch gekotzt.«
    Vicki schüttelte den Kopf.
    Ace grinste. »All das hatte offenbar eine subtile, aber durchschlagende Wirkung auf das Bild, das er sich in seiner Vorstellung von mir gemacht hatte.«
    »Subtil?«
    »Er hat mich nie wieder um ein Date gebeten. Es sah eher so aus, als würde er mir aus dem Weg

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