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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Hurensohn.«
    Charlie hob seine brennenden Arme, als wollte er Melvin packen, und schlurfte hinkend auf ihn zu.
    Melvin rannte an dem alten Mann vorbei zur Mitte der Brücke. Charlie taumelte mit ausgestreckten Armen hinter ihm her.
    Die Motorhaube des Wagens war jetzt vollkommen von Flammen eingehüllt.
    Wenn bloß Charlie noch drinsäße!
    Wie hatte das alles nur so schiefgehen können?, fragte sich Melvin. Er hätte niemals gedacht, dass die Sache derart in die Hose gehen würde.
    Melvin wich an die Brüstung zurück.
    Der brennende Mann, die Arme wie ein Filmzombie ausgestreckt, schwankte näher und näher. Brennende Fetzen seiner Kleidung regneten hinter ihm auf den Asphalt. Sein Haar war vollkommen verbrannt, sein Schädel schwarz und verkohlt. Seine Hose und sein Hemd brannten noch immer. Noch immer waberten Flammen vor seinem Gesicht. Ein Auge war eine brodelnde Lache. Es platzte auf, und Flüssigkeit lief seine Wange herab.
    Er war bereits auf dem Bürgersteig, nur noch ein paar Schritte von Melvin entfernt, als das zweite Auge platzte.
    Melvin stieß sich von der Brüstung ab. Mit zwei Schritten war er auf der Fahrbahn und stürmte von der Seite auf Charlie zu.
    Er rammte seine bandagierte Hand gegen die brennende Schulter des Mannes.
    Charlie taumelte seitwärts und prallte mit der Hüfte gegen die Oberkante der Brüstungsmauer. Ein Bein flog hoch, doch Melvin sah sofort, dass er nicht von alleine über die Brüstung stürzen würde. Deshalb packte er Charlies Knöchel und riss ihn hoch. Der alte Mann kippte mit seinem ganzen Gewicht auf die Mauer, krümmte sich und stieß mit den Füßen, als Melvin sein Bein immer höher drückte.
    Der Wagen explodierte.
    Melvin fühlte einen heißen Windstoß auf seinem Gesicht.
    Mit beiden Händen stemmte er Charlies Bein bis in den Himmel.
    Charlie fiel von der Mauer.
    Melvin beugte sich über die Brüstung. Er sah zu, wie der brennende Mann sich ein paarmal überschlug, in die Tiefe stürzte und mit dem Gesicht nach unten in den Laurel Creek klatschte. Im aufspritzenden Wasser erlosch Charlie.
    Melvin sank auf die Mauer.
    Es ist vorbei, dachte er. Anscheinend ist noch mal alles gutgegangen. Sie werden denken, dass Charlie es nach dem Unfall aus dem Wagen geschafft hat, aber seine Klamotten Feuer fingen und er in den Fluss gesprungen ist, um die Flammen zu löschen. Es sieht alles nach einem Unfall aus.
    »Verdammter, hinterhältiger Hurensohn!«
    Melvin lief ein Schauer über den Rücken.
    Er wölbte beide Hände über die Augen und spähte zum Fluss hinunter. Er sah nichts als Dunkelheit.
    Doch er hörte leises Platschen.
    Er rannte zum jenseitigen Ende der Brücke, verließ den Gehweg und machte sich daran, die steile Böschung hinabzusteigen. Das hohe Gras unter seinen Füßen war nass von Tau. Er schlitterte ein Stück abwärts und klammerte sich an Büschen und jungen Bäumen fest, um sich auf den Beinen zu halten.
    Als er etwa die Hälfte des Abhangs hinter sich hatte, rutschte er aus. Er landete schmerzhaft auf dem Rücken und schlitterte, keinen Halt findend, über Steine und Zweige abwärts. Ihm schossen die Tränen in die Augen, und obwohl er die Zähne aufeinanderpresste, entfuhren ihm halb unterdrückte Schmerzensschreie, als er mit dem Rücken über spitze Steine und Felsbrocken schrammte. Ein größerer Felsen stoppte schließlich die Schlitterpartie. Er blieb reglos liegen, die Füße gegen den Fels gestemmt, und rang keuchend nach Luft. Sein Rücken brannte und juckte. Das nasse Hemd kühlte seine Haut auf angenehme Weise. Er wollte sich gar nicht mehr bewegen.
    Doch er wusste, er musste sich aufrappeln. Er musste Charlie finden und ihm den Rest geben. Schnell. Die Leute könnten die Explosion des Wagens gehört haben, und früher oder später würde ein Auto die Straße entlangkommen.
    Als er sich hochstemmte, spürte er einen Stein unter seiner linken Hand. Er war zur Hälfte eingegraben. Er lockerte ihn und zog ihn heraus. Er hatte die Größe eines Softballs, war aber wesentlich schwerer.
    Er richtete sich auf, stieg auf den Felsen, der seine Schlitterpartie gebremst hatte, und ging in die Hocke. Der Fluss, nur ein paar Meter unter ihm, war schwarz, abgesehen von ein paar glitzernden Flecken Mondlicht. Er konnte Charlie nirgendwo entdecken.
    Er könnte überall sein .
    Nackte Angst beschlich Melvin bei dem Gedanken, der angekokelte alte Furz könnte sich an ihn heranschleichen. Darum brauchst du dir keine Sorgen zu machen, beruhigte er sich.
    Der

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